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Der Tod des Landeshauptmanns

Der Tod des Landeshauptmanns

Titel: Der Tod des Landeshauptmanns
Autoren: Eugen Freund
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Höhle des Löwen. Jakov machte einen Schritt zur Seite, um nachzusehen, was der Inspektor auf seinem Bildschirm so genau zu betrachten schien. Als der dann noch einen zweiten Beamten zu sich rief, ahnte Jakov schon Schlimmes. Aber er würde das gut erklären können. Die Fernsteuerung, so hatte er sich das ausgedacht, sei für einen Verwandten in Österreich, die „Medikamente“ müsse er für sein Magenleiden nehmen („Ich hoffe, die zwingen mich nicht, davon einen Esslöffel zu schlucken“) und die beiden Metallteile, nun, die seien erstens ohnehin harmlos und zweitens für ein Spezialfahrrad, das er bei seinen Verwandten in Wien stehen habe. „Herr Scherenbaum!“ Jakov schrak zusammen. Er hatte nicht gehört, wie sich jemand von hinten an ihn herangepirscht hatte. „Herr Scherenbaum, ist das Ihr Koffer?“ In diesem Augenblick war sein Gepäckstück am vorderen Ende des Röntgengeräts angekommen. „Ja, ist was damit?“ „Kommen Sie bitte mit!“ Der Mann, er war kaum älter als fünfundzwanzig Jahre, trug ein Namensschild an der Brust, das Jakov vergeblich zu entziffern versuchte, weil er sich ständig zur Seite drehte, deutete auf den Koffer. Jakov nahm ihn, trug ihn auf Anweisung des Sicherheitsbeamten zu einem etwas abseits stehenden Tisch. Dort wühlten gerade zwei Frauen in Uniform, mit Gummihandschuhen bewehrt, in einem Gepäckstück, hoben Wäschestück für Wäschestück heraus. „Ich bin einer von Ihnen“, raunte Jakov seinem Begleiter zu, doch der schenkte dem keine Aufmerksamkeit. Es war ein müder Versuch, darauf hinzuweisen, dass er doch im Auftrag des Mossad unterwegs war. Doch der israelische Geheimdienst hatte ihn, schon aus Gründen der Vorsicht, nicht mit den entsprechenden Papieren ausgestattet. Der Koffer landete auf dem Tisch, Jakov öffnete ihn und zwei weitere Sicherheitsbeamte stürzten sich auf seinen Inhalt. Offenbar hatten sie auf einem anderen Monitor schon den durchleuchteten Inhalt gesehen, denn sie griffen zielsicher zu den weißen Tennissocken, in die die zwei Metallteile eingewickelt waren. Sie legten sie neben sich und inspizierten weiter. Da erblickten sie die Fernsteuerung. Jakov begegnete den fragenden Augen mit den vorbereiteten Erklärungen: Fahrrad, Neffe, Geschenk. „Und was ist hier drinnen?“ Der Beamte hielt Jakov die Tablettenpackung hin, der zweite hielt die beiden anderen Packungen in der gummibehandschuhten Hand. „Ich brauche das für meinen Magen.“ Inzwischen hatte der Mann den Deckel des Medikaments abgehoben, es zu seiner Nase gehalten und daran gerochen. „Riecht ja abscheulich!“ „Ja, schmeckt auch so“, sagte Jakov und versuchte mit einem Lächeln die Sicherheitsbeamten zu überzeugen. „Aber warum steht bei Inhalt: „Tabletten“, während das ja wohl ein Pulver ist?“ Nichts blieb ihnen verborgen. Jakov erinnerte sich, dass er sich nur um die Größe der Gefäße gekümmert hatte, der Aufschrift hatte er keine Beachtung geschenkt. „Wir müssen Sie leider bitten mitzukommen.“ Mit einer leichten Kopfdrehung und einer fast ebenso unmerklichen Handbewegung deutete der Sicherheitsbeamte einem Polizisten an, sich ihnen anzuschließen. Zu viert marschierten sie vor den neugierigen Blicken der umstehenden Passagiere in einen Raum, der mit der Aufschrift: „Authorized Personnel“ nichts Gutes verhieß.
    Zwei Stunden und viele Telefongespräche später saß Jakov wieder im Taxi, auf dem Rückweg nach Jerusalem. Er ärgerte sich, dass niemand vom Mossad den Flughafen über seine Reise nach Österreich vorinformiert hatte. Nun wurde ihm gesagt, in ein paar Tagen, spätestens am 12. Oktober, würden alle Papiere vorliegen, so dass seinem Abflug nichts mehr im Wege stünde.

D ER LAUTE K NALL WAR bis in die Hütte zu hören, in der sich Stefan Stragger versteckt hielt. Er blickte vorsichtig aus dem kleinen Fenster, doch konnte er nichts erkennen: Alles, was er sah, waren Bäume und Büsche. Er war sicher, dass hier kein Jäger geschossen hatte, nein, es musste etwas mit seiner Flucht und der Suche nach ihm zu tun haben. Stefan war überzeugt, dass Georg Kropfitsch jeden Stein umdrehen würde, um auf seine Spur zu kommen. Er blickte sich um: Die alte Bauerntruhe im Eck hatte er damals, bei der provisorischen Renovierung des Hauses, ausgeräumt, in den letzten Tagen hatte er mit einem scharfen Messer an der Rückwand ein paar Löcher gebohrt, dadurch würde ein wenig frische Luft in die Truhe gelangen, die immer noch nach verrotteten alten
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