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Der Tod des Landeshauptmanns

Der Tod des Landeshauptmanns

Titel: Der Tod des Landeshauptmanns
Autoren: Eugen Freund
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längere Zeit Sorgen gemacht: Er war mehrere Male in einem Spielzeuggeschäft gewesen, das auf Modellflugzeuge und Modellautos spezialisiert war, und es war ihm schon fast unangenehm, wie genau er sich die einzelnen Fabrikate ansah: Er konnte die Frage, für welches Modell er denn die Fernsteuerung benötige, nicht ehrlich beantworten und stotterte daher etwas von einem selbstgebastelten Motorrad, für das eben nur etwas ganz Spezielles passen würde. Erst bei seinem dritten Besuch im Geschäft – dabei hatte er schon fast das Gefühl, misstrauisch beäugt zu werden, schließlich war ja in Israel nie ganz auszuschließen, dass jemand damit eine Bombe zur Explosion bringen wollte – glaubte er, das richtige Produkt gefunden zu haben. Es war klein genug, aber trotzdem leistungsstark, und das hieß in diesem Fall, dass die Fernsteuerung auch auf eine relativ große Entfernung funktionierte.
    Jakov bestellte ein Taxi für 14 Uhr. Das Flugzeug nach Wien würde zwar erst um 18 Uhr abfliegen, aber er wollte sicher sein, genug Zeit zu haben. Von Jerusalem zum Flughafen nach Tel Aviv würde er keine Stunde brauchen, der Rest würde dann ohnehin mit Kontrolle, Warten und Kontrolle ausgefüllt sein. Mit obligater mediterraner Verspätung stand das Taxi ein paar Minuten nach 14 Uhr vor der Tür. Der Taxilenker bemühte sich nicht aus seinem Sitz und so hob Jakov den Koffer selbst in den Kofferraum. Dann setzte er sich neben den Fahrer, kontrollierte ein letztes Mal in seinem Rucksack, ob er wohl Reisepass und Ticket nicht vergessen hatte, und nannte den Zielort.
    Die Fahrt zum Flughafen verlief die längste Zeit ohne Probleme. Gleich zu Beginn war zwar im Gegenverkehr ein relativ langer Stau entstanden, weil wieder einmal der Motor eines alten Mercedes bei der steilen Auffahrt nach Jerusalem zu kochen begonnen hatte, aber das behinderte sie kaum. Auf der Autobahn waren sie dann rasch vorangekommen, allmählich tauchten Wegweiser auf, in drei Sprachen, Hebräisch, Arabisch und Englisch, die auf die bevorstehende Abfahrt zum Flughafen Ben Gurion hinwiesen. Bei der ersten Barrikade, einer Kontrolle, die zusätzlich durch eine unangenehme Querrille zum Schrittfahren zwang, wurden sie durchgewinkt. Taxis, so dachte Jakov, der schon mehrmals mit seinem eigenen Wagen zum Flughafen gefahren und dabei genauer kontrolliert worden war, haben eine seltsam privilegierte Stellung, so als könne von ihnen kein Schaden ausgehen. Bei der nächsten Kontrolle zeigte Jakov seinen Pass, auch der wurde für in Ordnung befunden, jedenfalls brauchte der Beamte keine Minute, um die beiden weiterfahren zu lassen.
    Ben Gurion ist ein moderner Flughafen, die großzügige Eingangshalle war dennoch immer überfüllt. Auffällig war die große Wasserfontäne, die Tag und Nacht feucht-kühle Flüssigkeit im Kreislauf versprühte und dennoch irgendwie im Gegensatz zur Toilette stand, wo auf dem Pissoir der Hinweis „Wasserfreie Spülung“ die sich erleichternden Männer in ökologisches Staunen versetzte. Als Jakov durch die Eingangstür schritt und dabei wieder seinen Pass herzeigen musste, sah er schon Schlangen von Menschen bei allen größeren Fluglinien stehen. Auch der Schalter der Austrian Airlines war gut besucht, Jakov hatte jedoch Glück, er wurde zum Schalter der First Class gewunken, wo gerade niemand stand. Doch er war überrascht, dass er, nachdem er sein Ticket und seinen Pass vorgelegt hatte, nicht auch seinen Koffer auf das Förderband stellen durfte. Die Ground Hostess forderte ihn auf – Routine-Prozedur, sagte sie nur mit einem leicht gequälten Lächeln –, den Koffer zum Sicherheitscheck nur wenige Schritte entfernt zu bringen. Jakov sah sich um, entdeckte den riesigen metallenen Apparat, der ein Gepäckstück nach dem anderen auf einer Seite schluckte und auf der anderen wieder ausspuckte. Er trug den Koffer zu den Wartenden in der Reihe, nach einigen Minuten war es dann so weit: Er hob das Gepäckstück hoch und legte es in das geöffnete Maul des Röntgengeräts. Was kann man wohl in so einem Apparat entdecken?, dachte er sich, als er zur vorderen Öffnung schritt. Meine Tablettendöschen sind aus Plastik, und selbst die zwei Metallteile sehen relativ unverdächtig aus, jedenfalls nichts, mit dem man ein Flugzeug in die Luft jagen könnte – und das wird ja wohl das einzige sein, woran diese Leute interessiert sind. Jakov wartete, doch er sah, dass sich das kurze Band in der Maschine nicht bewegte, sein Koffer steckte in der
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