Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady
Autoren: Jessica Trapp
Vom Netzwerk:
geworden. Sein Griff war zupackend und stark, aber nicht schmerzhaft. So unmittelbar nach der Schlacht hätten seine Hände eigentlich schmutzig sein müssen, stattdessen sahen sie so aus, als hätte er sie eigens für die Hochzeit gewaschen. Dieses kleine Anzeichen von Respekt verwunderte sie.
    Er zog sie näher zu sich heran, und Brenna widerstand dem Bedürfnis, ihm ihre Hand zu entziehen. Besser, sie ließ ihn in dem Glauben, sie wäre eingeschüchtert und unterwürfig.
    Verdammtes Ungeheuer. Abscheulicher, gottloser Barbar. Sie senkte den Kopf, damit man ihr ihren Zorn nicht ansah. „Wie Ihr wünscht, Mylord“, stieß sie gepresst hervor. In dieser Nacht, so schwor sie sich, würde sein Blut fließen.
    Sein Kettenhemd klirrte, als er sie losließ, um seinen Helm abzunehmen.
    Geduld, Mädchen, Geduld, redete sie sich Mut zu. Schon bald wird er ohne seine Wachen sein, dann kannst du den Dolch benutzen.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie seine Krieger die Hefte ihrer Schwerter fester umfassten. Sie standen im Halbkreis um den Altar herum, jeder von ihnen ebenfalls in voller Rüstung.
    Ihr Gemahl löste den Kinnriemen und nahm langsam den Helm ab.
    Gemahl. Dieses Wort entfachte ihren Zorn aufs Neue. Eine verheiratete Frau zu sein, war für eine Künstlerin beinahe so etwas wie ein Todesurteil. Eine Horde Kinder. Ein Haushalt, den man zu führen hatte. Pflichten, Pflichten und noch mehr Pflichten. Doch zum Glück würde sie nicht lange verheiratet bleiben. Bis zum ersten Hahnenschrei würde sie eine Witwe sein. Sie lächelte verstohlen bei diesem Gedanken. Witwen verfügten über Freiheiten, die Jungfrauen nicht vergönnt waren.
    Der Helm hob sich. Das Erste, was sie sah, war ein kräftiger, wie gemeißelt wirkender Unterkiefer. Sie legte den Kopf in den Nacken, damit sie der Bestie, die sie schon bald töten würde, geradewegs ins Gesicht sehen konnte. Nicht ein einziges übersehenes Barthaar wuchs auf seinen glatt rasierten Wangen.
    Sie hielt den Atem an.
    Er war kein Ungeheuer.
    Er war vollkommen.
    Zu vollkommen. Wie ein wunderschönes Gemälde, von dem keine Leidenschaft ausging. Als ob er menschliche Schwächen einfach nicht duldete.
    Sein schwarzes Haar war dicht und so kurz geschnitten wie das eines römischen Kriegsherrn. Kobaltblaue Augen sahen auf sie herab und funkelten vor Entschlossenheit. Er hatte eine Adlernase, hohe Wangenknochen und einen schön geschwungenen, strengen Mund. Selbst seine Wimpern bildeten vollendet geschwungene Halbmonde, die genauso schwarz waren wie seine Seele.
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Gwyneth hatte ihr etwas Falsches berichtet – nicht eine Narbe verunstaltete die Vollkommenheit dieses Männergesichts.
    Er war atemberaubend. Prachtvoll. Das Werk eines arroganten Künstlers, der zu hochmütig war, den einen winzigen Makel zu zeigen, durch den seine Arbeit zu einem wahren Meisterwerk geworden wäre.
    So einen Mann hatte sie noch nie zuvor gesehen.
    Ihn töten? Wie konnte sie so viel Schönheit vernichten?
    Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Wange – und ihre Entschlossenheit kehrte zurück. Schön oder nicht, sie würde nicht die Leibeigene eines Mannes werden, der sie nach Belieben schlagen oder mit Gewalt nehmen konnte. Auch würde sie ihm niemals ihre Familie auf Gedeih und Verderb ausliefern.
    Obwohl sie ihm den Rücken zuwandte, spürte sie den eindringlichen, erwartungsvollen Blick ihres Vaters. Das war ihre Gelegenheit, sich in seinen Augen zu rehabilitieren und die Kluft zu beseitigen, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte. Danach konnte sie mit seinem Segen nach Italien aufbrechen.
    Gwyneth saß neben ihrem Vater auf der Kirchenbank und rang die Hände. Sie trug einen losen blauen Wollumhang über einem dunkelroten, schlichten Gewand und anstelle einer ihrer sonst so eleganten Hauben nur ein einfaches Kopftuch. Es war nicht zu übersehen, dass sie so unscheinbar wie möglich aussehen wollte. Doch ihre Schönheit glich der Sonne – zu strahlend, um sie verbergen zu können.
    Adele war es mit ihren unheimlichen Fähigkeiten irgendwie gelungen, der Zeremonie zu entfliehen.
    Brennas Schultern spannten sich an. Zum ersten Mal war sie froh über die außerordentliche Perfektion ihres neuen Gemahls. Hätte er auch nur über den geringsten Makel verfügt, der ihn menschlicher und weniger kalt hätte wirken lassen, wäre sie wahrscheinlich außerstande gewesen, ihn zu töten.
    „Gemahlin“, sagte er jetzt und hob den Saum des silbernen Schleiers an,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher