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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren
Autoren: Alexander Borell
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könnte mir vorstellen, daß es ihr nicht recht ist, wenn ich so ungeniert ihr Zimmer benütze. Darf ich nicht mit Ihnen...“
    Frau Ingrid sprang auf.
    „Du lieber Himmel, natürlich! Ich werde jetzt sofort unser Gästezimmer für Sie in Ordnung bringen. Aber bis dahin legen Sie sich ruhig noch ein wenig hin, wenn ich soweit bin, rufe ich Sie.“
    Gaby benützte die Gelegenheit, um mit Frau Ingrid das Frühstückszimmer zu verlassen. Kaum hatte sich die Tür hinter den beiden geschlossen, als Toni zu seinem Vater sagte:
    „Ich weiß wirklich nicht, was in dich gefahren ist. Du machst ein Gesicht, daß einem grausen könnte, und gegen dieses Mädchen benimmst du dich, als wäre sie... als wäre sie eine... eine... na ja, schließlich ist es doch nicht ihre Schuld, daß du sie angefahren hast.“
    Dr. Mercker fühlte sich in die Enge getrieben, und gerade dieses Gefühl konnte er nicht ausstehen. Die Rechtsanwälte, die mit ihm zu tun hatten, kannten diese Eigenart und nannten ihn den „Tiger“, denn auch ein Tiger greift unweigerlich an, wenn er nicht mehr glaubt, entkommen zu können.
    Er sprang auf, seine hageren Wangen zeigten rote, hektische Flecke.
    „In meinem Hause bestimme immer noch ich! Vielleicht bist du so gut und nimmst das zur Kenntnis.“
    Die Tür flog hart hinter ihm ins Schloß.

    *

    Oben in Sabines Zimmer drückte Gaby auf den kleinen Knopf des weißen Radios, das in Sabines Bücherregal stand. Natürlich, man braucht das Radio nur anzustellen, dann wird gesprochen. Nachrichten...
    Sie wollte schon wieder ausschalten, als sie wie erstarrt innehielt.
    „Und nun folgt noch eine Mitteilung der Kriminalpolizei. Wie bereits gemeldet, wurde heute nacht in eine Bankfiliale in einem südlichen Außenbezirk von München eingebrochen. Der Täter konnte entkommen, weil er auf seine Verfolger rücksichtslos schoß. Polizeihauptwachtmeister Beringer ist inzwischen seinen Verletzungen erlegen. Die Kripo bittet um Mitfahndung nach einer hellgrauen Ford-Limousine mit Münchner Kennzeichen, die Buchstaben dürften FK sein, die Nummer selbst ist unbekannt. Darüber hinaus hat sich ein junges Mädchen verdächtig gemacht, es könnte mit dem Täter in Verbindung stehen. Die Beschreibung: Größe etwa 165 bis 170 Zentimeter, halblanges, dunkelblondes Haar. Das Mädchen trug...“
    Gabriele schaltete ab. Soweit waren sie also schon.
    Sie blickte auf und sah ihr Gesicht im Spiegel, ein hartes, entschlossenes Gesicht. Nun mußte sie erst recht alles daransetzen, um hier zu bleiben, denn hier würde sie niemand suchen.
    Dr. Mercker betrat das Gästezimmer, einen hellen Mansardenraum mit schräger Wand und einem breiten Fenster, durch das man den verschneiten Waldrand sehen konnte. Frau Ingrid war gerade dabei, das Couchbett zu überziehen.
    „Laß das“, sagte Dr. Mercker. „Ich möchte nicht, daß dieses Mädchen länger in unserem Hause bleibt.“
    Frau Ingrid richtete sich überrascht auf.
    „Aber Harald! Wir können sie doch nicht einfach gehen lassen. Das arme Kind hat augenblicklich kein Zuhause, und außerdem sind wir zu Dank verpflichtet.“
    „Unsinn, die hat mich ganz schön eingewickelt. Ich weiß nicht, worauf sie eigentlich hinaus will, aber ich weiß jetzt ganz genau, daß ich sie nicht angefahren habe. Du kannst meiner Menschenkenntnis vertrauen, irgendwas stimmt nicht mit ihr, und ich will vor allem nicht, daß sich da etwas mit Toni anspinnt.“
    „Ach, du liebe Güte! An was du schon wieder denkst! Toni ist schließlich ein erwachsener Mensch, und außerdem habe ich absolut nichts gegen dieses Mädchen. Gaby ist ein netter Kerl, sie hat mir vor dem Frühstück erzählt, daß sie auf einen Heiratsschwindler hereingefallen ist, der ihr goldene Berge versprochen hat und dann mit ihrem ganzen ersparten Geld auf und davon gegangen ist. Das Mädel ist völlig verzweifelt, man muß sich um sie kümmern und ihr wieder zu Mut und Selbstvertrauen verhelfen. Was macht es denn aus, wenn sie ein paar Tage bei uns bleibt, bis sie sich wieder gefangen hat?“
    „Herrgott, Mutter, das ist doch alles Unsinn! Schau dir doch dieses Mädchen einmal genau an, die läßt sich doch nicht hereinlegen, im Gegenteil, die ist genau der Typ, der andere hereinlegt, wie zum Beispiel uns. Vor allem dich! Und Toni! Und wenn Sabine heimkommt, wird sie die auch einwickeln und dann haben wir diese Laus im Pelz und...“
    Die Tür ging auf, Gaby kam herein. Ihr Gesicht zeigte eine gutgespielte Mischung aus Traurigkeit und
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