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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren
Autoren: Alexander Borell
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Unsicherheit zu verbergen, sagte Dr. Mercker schärfer, als er es beabsichtigt hatte:
    „Dieses Mädchen wird uns morgen, spätestens übermorgen wieder verlassen. Ich wünsche nicht, daß zwischen dir und ihr irgendwelche Intimitäten entstehen, verstanden?“
    Toni begehrte auf.
    „Was heißt Intimitäten? Ich finde Gaby sehr nett, das ist alles. Schließlich hätte sie dir einige Ungelegenheiten machen können.“
    Dr. Mercker zog die Augenbrauen zusammen. Sein Gesicht wurde dadurch überraschend hart und abweisend.
    „Ich bin nicht so sicher, daß sie mir nicht noch Ungelegenheiten machen wird. Übrigens: Warum hast du heute nacht das Haus noch einmal verlassen?“
    „Ich? Das Haus verlassen?“ Toni überlegte blitzschnell. Hatte der Vater etwas gemerkt, daß er, Toni nochmals unten in der Halle gewesen war und mit Gaby gesprochen hatte? „Keine Spur, Paps. Ich habe geschlafen, wie ein Murmeltier.“
    Dr. Mercker zögerte eine Sekunde, dann sagte er ruhig:
    „Geh jetzt hinein und zieh dich um, wir frühstücken in einer Viertelstunde.“
    Er schaute seinem Sohn nach, dann ging er zur Garage, fand die Fußspuren wieder, die ihn beunruhigten, und schließlich betrat er nochmals die Garage. Eine Weile blieb er am Tor stehen, seine Augen wanderten durch den Raum, über die drei Wagen hin, die jetzt in einer einzigen Pfütze standen, und dann entdeckte er vor der Werkbank am Ende der Garage noch eine kleinere Pfütze, wie sie entsteht, wenn man Schnee mit den Schuhen hereinbringt.
    Dr. Mercker kümmerte sich wenig um seinen Wagen, das überließ er der Werkstätte, aber hin und wieder, besonders im Sommer, wusch er ihn selbst. Unter der Werkbank stand der Plastikeimer und das Leder lag darüber. Direkt davor glänzte die kleine Wasserpfütze auf dem Boden. Irgend jemand hatte sich hier in der Garage zu schaffen gemacht, und Dr. Merckers juristisch geschultes Hirn rechnete sich aus, daß dies nach dem Schneefall, also in den Morgenstunden geschehen sein müsse.
    Er hob das Waschleder hoch und fand im Eimer eine Pistole.
    Vorsichtig nahm er den Eimer, ging damit zum offenen Tor und betrachtete die Pistole. Deutsches Fabrikat, Kaliber 7,65, kein Kratzer dran, also vermutlich noch ziemlich neu.
    Dieser Junge, dachte er, hat Pech gehabt. Mußte es auch ausgerechnet schneien, als er die Pistole hier versteckte! Und warum wählte er kein Versteck in seinem Zimmer, das doch niemand durchsuchte?
    Dr. Mercker steckte die Waffe ein, fest entschlossen, nichts davon zu sagen. Mochte sich Toni einen Vers darauf machen — er, der Vater, würde keine Ahnung von einer Pistole haben.
    Und während er zum Haus hinüberging, lächelte Dr. Mercker: als er selbst etwa zwanzig Jahre alt gewesen war, hatte er sich auch heimlich eine Waffe angeschafft. Junge Männer machen alle mal eine Zeit durch, wo sie Waffen faszinierend finden und heimliche welche besitzen wollen. Und Grund zur Aufregung gab es für Dr. Mercker nicht, sein Sohn war vernünftig und würde niemals Dummheiten machen...
    Er schloß die Waffe in seiner Schreibtischschublade ein, ohne zu ahnen, daß ungefähr zur gleichen Zeit in München, im Krankenhaus, ein Polizeihauptwachtmeister starb, der nachts mit dieser Waffe von einem überraschten Bankräuber angeschossen worden war.

    *

    Der Ausritt hatte Gabys Handgelenk nicht gutgetan, jedenfalls ließ sie das diskret aber unübersehbar schon während des Frühstücks merken, und erreichte damit genau, was sie erreichen wollte. Ihr war jegliche Hausarbeit von Grund auf verhaßt, zu Hause, in ihrem Zimmer, lag alles kunterbunt durcheinander, und wenn sie sich schon entschloß, in der Küche etwas für sich zu kochen, so überließ sie das Abspülen und Aufräumen ihrer gutmütigen Hausfrau.
    Jetzt, nach dem Frühstück, stand sie auf und sagte zu Tonis Mutter: „Ich darf Ihnen doch sicherlich ein wenig helfen, ja? Wenn ich Ihnen schon soviel Umstände mache, möchte ich doch wenigstens helfen.“
    Frau Ingrid winkte lächelnd ab.
    „Sehr lieb von Ihnen, aber Sie müssen Ihre Hand jetzt schonen. Toni, du hättest nicht mit Fräulein Gaby reiten sollen, ein wenig vernünftiger solltest du schon sein. Vielleicht legen Sie sich oben ein wenig auf die Couch und ruhen sich aus?“
    Gaby stand auf, ihr Blick streifte Dr. Merckers ablehnendes Gesicht, Sie schaltete blitzschnell.
    „Ich... ich“, sagte sie mit gutgespielter Verlegenheit, „ich würde Ihnen doch lieber helfen. Ihre Tochter kennt mich ja gar nicht, und ich
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