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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren
Autoren: Alexander Borell
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Blusen und Röcke von meiner Tochter aussuchen, damit Sie sich umziehen können. Bis gleich.“
    Draußen hängte sich Frau Ingrid in den Arm ihres Mannes.
    „Du alter Brummbär! Sei froh, daß du mich hast, wer würde sonst immer wieder alles Schlimme in Ordnung bringen, wenn du mich nicht hättest. Gibst du das zu?“
    Nur mit Mühe brachte es der Richter fertig, ein halbwegs freundliches Ja zu sagen. Er kam sich vor wie ein Schiff, das nach flotter Fahrt plötzlich in einer unübersehbaren Flaute lag, unbeweglich. Am Horizont aber standen drohende Gewitterwolken, die einen Sturm bringen würden. Oder war auch das nur eine fixe Idee von ihm? Von Neigung und Abneigung, von Mißtrauen gegen dieses Mädchen und dem Wunsch, ihm vertrauen zu können, zerrissen, flüchtete er sich in das Allerheiligste, um bei einer Brasil seine Gedanken zu ordnen. Wo Ordnung herrschte, gab es auch keine Irrtümer. So wenigstens dachte er.

III

    Das Mädchen Gabriele Urban hatte sich noch nie in seinem Leben mit dummen Männern eingelassen. Auch Friedrich Conega, sechsundzwanzig Jahre alt und von Beruf kaufmännischer Angestellter, war nicht dumm. Pech allerdings konnte jeder einmal haben, und es war Pech gewesen, daß irgend jemand seinen Einbruch beobachtet und die Polizei alarmiert hatte. Pech war auch gewesen, daß die sonst so menschenleere Gegend plötzlich von Leuten nur so gewimmelt hatte, und sicherlich konnte jemand die Nummer des flüchtenden Wagens erkannt haben. Bis aber eine Großfahndung anlief, dauerte es eine Weile, und diese Zeit hatte Friedrich Conega dazu benützt, kurz in dem kleinen Lokal vorzusprechen, das ein Mann führte, den jeder Otto nannte. Friedrich Conega, von seinen Freunden Freddy genannt, deponierte Gabys Handtasche mit ihren Papieren bei Otto, wobei er drohend bemerkte:
    „Wenn sich diese Ziege meldet und Schwierigkeiten macht, gibst du ihr die Handtasche auf keinen Fall, kapiert? Ich trau ihr nicht, und da ist es besser, wenn ich was in der Hand habe.“
    „Ist gut, Freddy. Sonst ist doch hoffentlich nichts passiert?“
    Freddy hatte nur mit den Schultern gezuckt.
    „Ich verkrümmele mich jetzt. Wenn Gaby anruft...“
    „Sie hat angerufen, gerade als du hereingekommen bist.“
    Freddy zog die Augenbrauen hoch.
    „So? Wo steckt sie denn?“
    „Ich hab’s aufgeschrieben, irgendwo außerhalb von München.“
    Freddy studierte erst den Zettel, dann das Telefonbuch, und schließlich wußte er, wo er Gaby finden konnte. Vorerst aber wollte er nur die Lage sondieren und Zeit vergehen lassen.
    Er fuhr stadtauswärts, fand das Haus Sonneck und deponierte dort seine Pistole. Anschließend parkte er in einem abgelegenen Waldweg, schlief bis zum hellen Morgen, fuhr dann kreuz und quer durch die Gegend, bis er die Suchmeldung über sein Autoradio hörte.
    Er kehrte von Osten her nach München zurück, bog von der Straße ab, und weil sonnabends auf dem Schrottplatz niemand arbeitete, konnte Freddy seinen Wagen unbemerkt hinter einem Berg von Schrottfahrzeugen abstellen. Keinem Menschen würde er dort auffallen.
    Er nahm das kleine Radiogerät aus der Halterung, die Zigaretten aus dem Handschuhfach und machte sich zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Den dunklen Damentrenchcoat, Gabrieles Mantel, der auf den Boden hinter den Vordersitzen gerutscht war, hatte er übersehen.

    *

    Das Ostufer des Starnberger Sees steigt zu einem sanften Hügel an, von dem aus man einen herrlichen Blick auf den See und die Alpenkette hat. Hier lag der Bungalow des Industriellen Marwitz und, hinter hohen Fichten versteckt, dessen kleines Gästehaus mit vier winzigen Appartements. Marwitz, seit drei Jahren Witwer, liebte Gesellschaft, und seine Tochter Ruth war mit Sabine Mercker eng befreundet.
    Walter Scheurich, zur Zeit Referent im Polizeipräsidium München, wohnte in dem Appartement neben Sabine Mercker. Die beiden waren so gut wie verlobt, wenn auch noch nicht offiziell. Walther Scheurich, der aus einfachen Verhältnissen stammte, hatte trotzdem eine ähnlich weltmännische Art wie Sabines Vater. Er war gut einen Kopf größer als Sabine, sein Körper sportlich gestählt und gut durchtrainiert.
    Er stand vor dem Spiegel und rasierte sich, wobei ihm Sabine andächtig zuschaute. Das weiße Telefon auf dem Nachttisch schnurrte diskret. Sabine nahm den Hörer ab.
    „Ein Gespräch aus München“, hörte sie den Butler vom Bungalow drüben sagen. „Für Herrn Scheurich.“
    „Walther!“ rief Sabine und hielt ihm den Hörer
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