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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren
Autoren: Alexander Borell
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lächelte.
    „Ich bin ganz gut untergekommen. Außerhalb von München, Richtung Süden. Wart mal — da steht eine Telefonnummer. Die Vorwählnummer 08027 - und dann die Rufnummer dieses Hauses, es heißt „Sonneck“, glaube ich, und gehört ganz gut eingesäumten Leuten, die Nummer ist 367. Aber rufe nur ganz kurz an, sage, du seist ein Freund von mir. Du mußt unbedingt meine Papiere bekommen, damit ich hier nicht allzu sehr auffalle, kapiert?“
    „Schon gut, Gaby. Aber du kannst... wart mal... da kommt Freddy! Dieser Vollidiot, wenn sie hinter ihm her sind, dann bin ich auch noch... Schluß jetzt.“
    Es knackte in der Leitung, Gaby legte den Hörer auf, und als sie sich umdrehte, stand Toni vor ihr.

    *

    Landgerichtsdirektor Dr. Harald Mercker war Frühaufsteher. Heute morgen hatte er ganz besonders das Bedürfnis, den dumpfen Druck in seinem Kopf loszuwerden, er hatte miserabel geschlafen und freute sich auf die frische Winterluft.
    Vor dem Haus lag Neuschnee, gute zehn Zentimeter. Dr. Mercker holte die Schneeschaufel vom Hauseck und fing an, den Fußweg zum Gartentor freizuschaufeln. Er spürte, wie ihm die Arbeit und die eiskalte, frische Luft wohltaten. Plötzlich hielt er inne. An der Stelle, wo der Weg zur Garage abzweigt, entdeckte er im Schnee Fußspuren. Ein wenig zugeweht, aber immer noch deutlich als die Spuren eines Mannes erkennbar. Sie kamen vom Gartentor her und führten zur Garage.
    Merkwürdig, dachte Dr. Mercker, ich hätte geschworen, daß Toni heute nacht mit seinem Wagen heimgekommen ist. Aber vielleicht hatte er doch ein Taxi genommen?
    Dr. Mercker folgte den Spuren, sie verloren sich unter der schneefreien Halle vor der Garage, führten auch nicht zum Haus hinüber. Es sah aus, als sei ein Mann zur Garage gegangen und nicht mehr zurück.
    Dr. Mercker öffnete die Garagentür. Da standen die drei Wagen: links seine große Limousine, daneben der Kombi, den seine Frau zum Einkaufen benützte, und dort Tonis kleiner Sportwagen. Große Pfützen von Schmelzwasser hatten sich unter den Autos gebildet.
    Als Dr. Mercker nachdenklich die Garage verließ, fand er die Spuren wieder, aber diesmal führten sie nicht zum Gartentor zurück, sondern um die Garage herum, zum Hause hin bis zu der Stelle, wo der Wind sie endgültig verweht hatte.
    Wäre Dr. Mercker nur zehn Meter weitergegangen, hätte er diese Spuren wiedergefunden, die ums ganze Haus führten, von der Vorderfront aber nicht zum Gartentor zurückkehrten, sondern nach rechts zum Lattenzaun hin direkt auf die Straße.
    Dr. Mercker räumte den Weg noch bis zum Gartentor fertig, sein Kopfweh war vergangen, er fühlte sich wohl, wenigstens körperlich. Das Mädchen, das dort oben im Zimmer seiner Tochter schlief, machte ihm allerdings Sorgen.
    Er kehrte ins Haus zurück. Sonnabends kam die Zugehfrau nicht, und deshalb wurde erst später gefrühstückt. Dr. Mercker stieg die Treppe zum ersten Stock hinauf, wo neben seinem Schlafzimmer ein kleiner Raum lag, im Hause das „Allerheiligste“ genannt, eine Art winziger Bibliothek mit einem bequemen Sessel vor dem Fenster.
    Dr. Mercker setzte sich, nahm eine Zigarette aus der Silberdose, legte sie aber wieder zurück, da er vor dem Frühstück heute doch lieber nicht rauchen wollte.
    Dieses Mädchen! Sie log, das war ihm klar, aber warum? Er hatte sie auch nicht angefahren, soviel stand nun ebenfalls fest, aber warum hatte sie die Situation ausgenützt? Was wollte sie hier? Sie mußte so schnell wie möglich fort.
    Pferdewiehern ließ ihn aufblicken. Vom Stall her, der getrennt vom Hause etwa dreißig Meter abseits lag, sah er seinen Sohn und dieses Mädchen auf den beiden Pferden davonreiten, in Richtung zum Waldrand. Das Mädchen trug Sabines Reithosen und ihre Jacke!
    Ich werde mit Toni sprechen müssen, dachte Dr. Mercker, gleich nach dem Frühstück.

    *

    Der eisige Wind hatte sich gelegt, auf der Moorwiese zwischen dem Haus Sonneck und dem Wald lag stumpfweißer, angewehter Schnee. Der Himmel klarte auf, die bizarren Kiefern standen wie überzuckert vor dem zarten Hellblau des Morgenhimmels.
    Der Rappe und der Braune gingen schnaubend nebeneinander her.
    „Na!“ rief Toni, „es geht doch prima! Pferde spüren es sofort, ob jemand Angst vor ihnen hat. Und die Bella ist außerdem lammfromm.“ Er verhielt seinen Rappen ein wenig, bis Gaby dicht neben ihm war. Ihre blauen Augen blitzten, ihr Gesicht war von der kalten Morgenluft gerötet. Toni fuhr fort: „Und jetzt erzählen Sie mir in
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