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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition)
Autoren: Rupert Mattgey
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gut zu Abend essen wollen, kommen Sie später noch mal vorbei. So gegen sechs. Wir haben den besten Schweinebraten am Ort.“
    „Vielleicht mache ich das. Wiedersehen.“ Der Lehrer schlug die Tür hinter sich zu und startete den Motor. Er hörte den Schotter unter den Reifen knirschen, als er auf dem Parkplatz wendete. Kleine Steine schlugen gegen das Blech des Wagens. Er fuhr bis zur Hauptstraße, bremste ab und sah in den Rückspiegel. Der Wirt stand noch immer in der Eingangstür des „Goldenen Hirschen“ und blickte ihm nach.
    Der Lehrer bog links ab und folgte der Straße bis zur Ortsgrenze. Er verließ Bruch. An der Kreuzung bog er noch einmal links ab. Dann war er auf dem Weg nach Thannsüß.

Kapitel 2
     
    Der Scheibenwischer schlug träge hin und her und wischte den Sprühregen von der Windschutzscheibe. Das Gebläse flutete das Innere des Wagens mit warmer Luft. Die Landstraße wurde beiderseits von einem Graben eingefasst, dahinter begann der Wald. Über den Wipfeln der Bäume erhob sich die Felswand des Steinwaldhorns. Linkerhand wich der Wald weiten Feldern. Dahinter waren grüne Hügel und darüber das Grau des Himmels. Der Lehrer schaltete die Scheinwerfer ein. Er beobachtete angespannt den rechten Straßenrand. Der Brunnen, von dem der Wirt gesprochen hatte, musste jeden Moment auftauchen.
    Hinter dem Steinwaldhorn schob sich der mächtige Umriss des Großen Kirchners ins Blickfeld. Aus der massigen Basis, die nur knapp unter der Wolkendecke lag, erwuchs ein steiler Gipfel, der beinahe senkrecht in die Höhe schoss und bald von den Wolken verschluckt wurde. Der Lehrer riss sich von dem Anblick los und kon zentrierte sich auf die Straße.
    Er sah den Brunnen erst, als er fast daran vorbei gefahren war. Er stieg auf die Bremse und blieb mit quietschenden Reifen stehen. Der Brunnen war halb unter herabhängenden Ästen verborgen. Aus einem Eisenrohr ergoss sich ein dünnes Rinnsal in einen steinernen Trog, der mit Moos und Flechten bewachsen und von wucherndem Gras umgeben war. Wilde Rosen bedeckten die rechte Hälfte des Troges. Sie waren bereits verblüht. Der Lehrer gab vorsichtig Gas und bog von der Landstraße ab. Er ließ den Wagen ausrollen. Vor dem Steintrog hielt er an und stieg aus. Er sah sich suchend um, dann ging er auf den Waldrand zu. Der Wind trieb ihm feine Regentropfen ins Gesicht. Seine Schuhe sanken mit jedem Schritt schmatzend im matschigen Boden ein. Zwischen den Bäumen entdeckte er zwei parallel verlaufende Fahrrinnen. Er schob mit dem Arm einige herabhängende Äste beiseite. Zwischen den Stämmen, fast verborgen von gefallenem Laub, lag der Weg nach Thannsüß. Er führte einen steilen Hügel hinauf durch den Wald. Der Boden war mit Blättern und Nadeln bedeckt. Zwischen den Fahrrinnen wuchs Gras. Der Weg sah nicht so aus, als wäre er viel befahren. Wieder spürte der Lehrer das merkwürdige Ziehen in seinem Bauch. Er ging zum Brunnen hinüber und hielt seine Hand unter das Rinnsal, das aus dem Rohr in den Steintrog plätscherte. Dann beugte er sich hinunter und trank. Das Wasser war so kalt, dass er glaubte, seine Zähne würden zerspringen. Er hustete und nahm vorsichtig einen weiteren Schluck. Das Wasser war gut.
    Er ging zurück zum VW, stieg ein und fuhr bis zum Waldrand. Unter den Bäumen war es dunkel und still. Der Weg nach Thannsüß lag im Scheinwerferlicht vor ihm. Regen trommelte leise auf das Wagendach. „Also dann“, murmelte er und gab Gas.
    Zweige und Blätter klatschten gegen die Windschutzscheibe, als er den VW unter den Ästen hindurch in den Wald steuerte. Die Kegel der Scheinwerfer schnitten durch das Zwielicht. Baumstämme schälten sich beiderseits des schmalen Feldwegs aus der Dämmerung. Nebelschwaden waberten zwischen den Bäumen hindurch und zogen lautlos über den Weg. Langsam arbeitete sich der Wagen den Hügel hinauf. Die Reifen holperten unruhig durch die Fahrrinnen. Der Lehrer hielt das Lenkrad umklammert und starrte mit zusammengekniffenen Augen durch die Windschutzscheibe. Der Weg vollführte eine langgezogene Rechtskurve. Nach etwa fünfzehn Minuten Fahrt erre ichte der Wagen die Hügelkuppe.
    Im grauen Licht des schwindenden Tages erstreckte sich vor ihm eine weite Ebene, an deren Ende sich der Große Kirchner in den Himmel erhob wie ein riesiger Dom aus Fels und Eis. Wolken umbrandeten seinen Gipfel. Das Hochplateau, aus dem der Gipfel erwuchs, war mit dunklen Tannen bewachsen. Der Lehrer hielt an und stieg aus, um das Bild für einen
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