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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition)
Autoren: Rupert Mattgey
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Kind gehört?“
    „Welches Kind?“
    Der Wirt zog die Augenbrauen zusammen. „Schreckliche Sache.“ Er räusperte sich und schüttelte den Kopf. „Sie haben ein totes Baby aus dem Schmelzwasserfluss gefischt, kurz vor Weißenbach. Nur ein kleines Ding.“ Er hielt die Hände auf Armeslänge auseinander. „Nur so groß. Sah aus wie eine aufgequollene Rosine.“
    Der Lehrer schluckte. „ Das ist furchtbar.“
    „Ja, das ist es. Furchtbar.“ Der Wirt zog Rotz durch die Nase hoch. „ Aber warum erzähle ich Ihnen das. So wie es aussieht, haben Sie genug eigene Sorgen.“
    Der Lehrer sah ihn irritiert an. „Was meinen Sie?“
    Der Wirt nickte mit dem Kopf in Richtung der Berge. „Sie wollen doch da hoch, oder. Also, wie gesagt: Biegen Sie an der Kreuzung links ab. Dann sind Sie auf der Landstraße. Von dort sind es noch etwa zehn Kilometer bis zur Abzweigung.“ Er warf dem Lehrer einen Seitenblick zu. „Am Straßenrand steht ein steinerner Trog, direkt dahinter führt ein Feldweg zwischen den Bäumen den Berg hinauf.“ Der Wirt wischte sich die Feuchtigkeit vom Gesicht. „Wenn Sie Durst haben, probieren Sie das Wasser dort. Am Brunnen, meine ich. Es ist gut. Kommt direkt aus dem Berg.“
    „Vielleicht mache ich das.“
    „Ja, das sollten Sie.“ Der Wirt nickte gedankenverloren. „Wie gesagt, ist nur ein schmaler Feldweg. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie die Straße asphaltiert haben, so wie hier in Bruch. Dort oben ist doch nichts.“ Der Wirt nahm das untere Ende des Geschirrtuchs und wischte sich die Hände daran ab. „Bei diesem Wetter kann es gut sein, dass der Weg aufgeweicht ist. Sie sollten vorsichtig fahren. Vielleicht wäre es das Beste, den Wagen am Brunnen stehen zu lassen und zu Fuß weiterzugehen. Aber es ist ein ziemliches Stück. Ich würde sagen, acht oder neun Kilometer. Vielleicht mehr. Das schaffen Sie nicht mehr, bevor es dunkel wird.“
    „Ich werde es mit dem Wagen versuchen.“
    Der Wirt zuckte mit den Schultern. „Wie Sie meinen.“ Er warf einen Blick auf den VW Käfer. „Ist ein guter Wagen.“
    „Wie geht’s dann weiter?“
    „Weiter? Der Weg, meinen Sie? Das war’s schon. Bleiben Sie auf dem Feldweg. Er macht viele Kurven und ist ziemlich steil, aber soweit ich weiß, gibt es keine Kreuzung, an der Sie falsch abbiegen könnten. Es gibt nur diesen einen Weg. Nach etwa sechs Kilometern auf dem Feldweg kommen Sie am alten Bergwerk vorbei. Da stehen noch ein paar Hütten, der Förderturm und so weiter. Nicht dass Sie denken, Sie wären schon in Thannsüß. Ist schon lange zu, das Bergwerk. Das Dorf kommt dann zwei oder drei Kilometer später. Ja, neun, zehn Kilometer von der Hauptstraße aus, das könnte schon hinkommen. Fahren Sie den Weg einfach bis zum Ende. In Thannsüß ist Schluss. Danach kommt nichts mehr. Ist sozusagen eine Sackgasse.“
    „Klingt ganz einfach“, sagte der Lehrer. „Vielen Dank.“
    Der Wirt nickte.
    Der Lehrer zog seine Uhr an der silbernen Kette aus der Manteltasche, klappte sie auf und warf einen schnellen Blick darauf. „Also dann. Ich muss jetzt wirklich los. Ich bin sowieso schon viel zu spät dran.“ Er ließ die Uhr zurück in die Tasche gleiten. „Wiedersehen.“ Er ging auf seinen Wagen zu.
    „Viel Glück“, sagte der Wirt. „Grüßen Sie den alten Pfarrer von mir. Wenn er noch lebt. Ist ein guter Mann.“
    „Das werde ich.“ Der Lehrer öffnete die Fahrertür, zog seinen Mantel aus und warf ihn auf den Beifahrersitz. Er hob zum Abschied die Hand und stieg ein.
    „Und sagen Sie dem alten Angerer, dass wir alle froh sind, dass er sich nicht mehr blicken lässt. Einen wie ihn brauchen wir hier nicht.“
    Erik sah ihn fragend an. Der Wirt lachte trocken auf. „Vor Benedikt Angerer sollten Sie sich in Acht nehmen. Der Sauhund ist unberechenbar. Hat mir den Arm gebrochen.“ Er hob den linken Arm in die Höhe. „Beim Kartenspielen.“ Der Wirt spuckte aus. „Ist schon lange her, und er hat sich seitdem nie mehr hier unten blicken lassen. Richten Sie ihm einfach aus, dass wir es nicht vergessen haben.“ Der Blick des Wirts wanderte über die wolkenverhangenen Berge am Horizont. „Von mir aus kann er da oben in seinem verfluchten Kaff verrecken“
    Der Lehrer zwang ein Lächeln auf sein Gesicht. „Warum fahren Sie nicht hoch und sagen es ihm selbst?“
    Der Wirt erwiderte seinen Blick ausdruck slos. „Wir fahren nicht da hoch.“
    „Verstehe.“ Der Lehrer steckte den Zündschlüssel in Schloss.
    „Wenn Sie heute
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