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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit
Autoren: Christian Jacq
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Toten, den der Hund ausgrub.
    «Den kenne ich», sagte einer der Soldaten. «Das ist Sary.»
    «Der Gemahl der Schwester des Königs?»
    «Ja, genau der… Schau mal, da ist getrocknetes Blut an seinem Nacken!»
    Sie legten den Leichnam vollständig frei. Es bestand kein Zweifel: Sary war erschlagen worden.
    Die ganze Nacht über hatte Moses sich im Kreis gedreht wie ein syrischer Bär in seinem Käfig. Es war ein Fehler gewesen, daß er versucht hatte, den Leichnam eines Schurken zu verstecken und sich dem Urteil eines Gerichts zu entziehen, das ihn sicher freigesprochen hätte. Aber da gab es Abner, seine Angst, sein Zaudern… Und sie waren beide Hebräer. Moses’ Feinde würden es sich gewiß nicht entgehen lassen, dieses tragische Ereignis für ihre Zwecke zu nutzen, um ihn zu stürzen. Selbst Ramses würde sich gegen ihn stellen und unerbittliche Strenge walten lassen.
    Da betrat jemand das Haus, von dem erst der mittlere Teil fertig gestellt war. Ob das schon die Wachsoldaten waren… Er würde sich zur Wehr setzen. Er würde nicht in ihre Hände fallen.
    «Moses… Moses, ich bin es, Abner. Falls du hier bist, zeige dich.»
    Moses trat aus seinem Versteck.
    «Wirst du zu meinen Gunsten aussagen?»
    «Die Wachen haben Sarys Leichnam gefunden. Du bist des Mordes angeklagt.»
    «Wer hat das gewagt?»
    «Meine Nachbarn. Sie haben dich gesehen.»
    «Aber sie sind Hebräer, wie wir.»
    Abner senkte den Kopf.
    «Wie ich wollen sie keinen Ärger mit der Obrigkeit. Fliehe, Moses. Für dich gibt es keine Zukunft mehr in Ägypten.»
    Moses lehnte sich dagegen auf. Er, der Oberaufseher über die königlichen Baustätten, der künftige Wesir der Beiden Länder, sollte nur noch ein Verbrecher auf der Flucht sein? Innerhalb weniger Stunden vom höchsten Gipfel in den Abgrund gestürzt… Hatte nicht Gott dieses Unglück über ihn gebracht, um seinen Glauben auf die Probe zu stellen? Anstatt ihn in einem ruchlosen Land ein nichtiges und bequemes Leben führen zu lassen. Er bot ihm die Freiheit. «Ich mache mich in der nächsten Nacht auf den Weg. Lebe wohl, Abner.»
    Moses schlich durch das Viertel der Ziegelmacher. Er hoffte, seine Anhänger zu überreden, mit ihm zu ziehen und einen Bund zu gründen, der nach und nach weitere Hebräer anlocken würde, selbst wenn ihre erste Heimat nur eine entlegene Wüstenregion sein sollte. Sie brauchten ein Beispiel… Er mußte mit gutem Beispiel vorangehen, koste es, was es wolle!
    Da und dort brannten Lampen. Die Kinder schliefen bereits, und die Frauen tauschten Vertraulichkeiten aus, während ihre Männer unter den Vordächern saßen und noch Tee tranken, ehe sie zu Bett gingen.
    In der Gasse, in der seine Freunde wohnten, prügelten sich zwei Männer. Als Moses näher kam, erkannte er sie. Seine zwei glühendsten Anhänger! Sie waren wegen eines Schemels in Streit geraten, den der eine dem anderen gestohlen haben sollte.
    Moses trennte sie.
    «Du…»
    «Hört auf, euch um eine Nichtigkeit zu zanken, und folgt mir. Verlassen wir Ägypten, und begeben wir uns auf die Suche nach unserer wahren Heimat.»
    Der ältere der beiden Hebräer betrachtete Moses voller Verachtung.
    «Wer hat dich zu unserem Fürsten und Anführer ernannt? Wenn wir dir nicht gehorchen, bringst du uns dann auch um, wie du den Ägypter umgebracht hast?»
    Zutiefst getroffen, schwieg Moses. In ihm zerbrach ein großartiger Traum. Er war nur noch ein Verbrecher auf der Flucht, von allen verlassen.
     

NEUNUNDFÜNFZIG
     
     
    RAMSES HATTE DARAN gelegen, Sarys Leichnam zu sehen, den ersten Toten seit der Gründung der Hauptstadt.
    «Das ist eindeutig Mord, Majestät», versicherte Serramanna. «Ein heftiger Schlag, den man ihm mit einem Stock in den Nacken versetzt hat.»
    «Hat man meine Schwester benachrichtigt?»
    «Ameni kümmert sich darum.»
    «Ist der Schuldige schon festgenommen?»
    «Majestät…»
    «Weshalb stockst du? Wer immer es sei, er wird verurteilt und bestraft werden.»
    «Der Schuldige ist Moses.»
    «Unsinn.»
    «Die Zeugenaussagen lassen keinen Zweifel zu.»
    «Ich will die Zeugen verhören.»
    «Alles Hebräer. Die schwerste Anschuldigung erhebt ein Ziegelmacher, ein gewisser Abner. Er war bei dem Verbrechen zugegen.»
    «Wie ist das geschehen?»
    «Eine Rauferei, die ein übles Ende genommen hat. Moses und Sary verabscheuten einander seit langem. Nach meinen Ermittlungen sollen sie sich schon in Theben gestritten haben.»
    «Und wenn alle diese Zeugen sich irren? Moses kann kein Mörder
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