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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit
Autoren: Christian Jacq
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Götterkult und vom Zeremoniell auferlegten Pflichten. Iset, die Schöne, und Nedjem kümmerten sich um die Erziehung des kleinen Kha. Merit-Amun erblühte wie eine Blume. Romet, der Haushofmeister, eilte von den Küchen in die Keller und von den Kellern in den Speisesaal des Palastes. Serramanna verbesserte ohne Unterlaß seine Sicherheitsmaßnahmen… Kurzum, das Leben in Pi-Ramses schien harmonisch und friedlich, nur Ramses verwand die Abwesenheit von Moses nicht.
    Trotz ihrer Zwistigkeiten war die Kraft des Hebräers für den Ausbau des Königreiches ein Geschenk gewesen. Moses hatte in dieser Stadt, aus der er geflohen war, viel von seiner Seele zurückgelassen. Ihr letztes Gespräch hatte dem König gezeigt, daß sein Freund das Opfer verderblicher Einflüsse geworden war, in Fesseln gefangen, von denen Ramses keine Ahnung hatte.
    Man hatte Moses mit einem bösen Zauber belegt.
    Die Arme voller Papyrusrollen, begab sich Ameni eiligen Schrittes zum König, der im Audienzsaal auf und ab ging.
    «Acha ist eingetroffen und wünscht dich zu sehen.»
    «Er möge hereinkommen.»
    Unbefangen, in einem erlesenen hellgrünen, von einer roten Borte eingefaßten Gewand, besaß der junge Gesandte die Gabe, neue Moden einzuführen. Als Mittler männlicher Eleganz erweckte er dennoch einen weniger forschen Eindruck als gewöhnlich.
    «Dein Fehlen bei der Einweihung von Pi-Ramses hat mich sehr geschmerzt.»
    «Der Oberste Gesandte hat mich vertreten, Majestät.»
    «Wo warst du, Acha?»
    «In Memphis. Ich holte Meldungen meiner Kundschafter ein.»
    «Chenar hat mir erzählt, die Hethiter hätten in Mittelsyrien einen Versuch unternommen, uns einzuschüchtern.»
    «Es ist nicht nur ein Einschüchterungsversuch, und es ist auch nicht nur Mittelsyrien betroffen.»
    Aus Achas Stimme war jeglicher salbungsvolle Unterton gewichen.
    «Ich dachte, mein geliebter Bruder habe sich nur wichtig gemacht und sich zu Übertreibungen hinreißen lassen.»
    «Das wäre mir lieber. Wenn ich die zuverlässigen Meldungen miteinander vergleiche, bin ich überzeugt, daß die Hethiter sich anschicken, weiträumig in Kanaan und Syrien einzumarschieren, und zwar in ganz Syrien. Davon wären zweifellos auch die Häfen im Libanon bedroht.»
    «Haben unmittelbare Angriffe auf unsere Soldaten stattgefunden?»
    «Noch nicht, aber sie haben Dörfer und Felder besetzt, die keinem der beiden Lager zuzurechnen waren. Bisher handelt es sich nur um Verwaltungsmaßnahmen, die scheinbar ohne Gewalt vollzogen worden sind. In Wirklichkeit haben die Hethiter jedoch die Aufsicht über Gebiete erlangt, die unter unserer Oberhoheit standen und die uns Tribute entrichteten.»
    Ramses beugte sich über eine Karte des Vorderen Orients, die ausgebreitet auf einem niedrigen Tisch lag.
    «Die Hethiter rücken auf einem schmalen Landstrich im Nordosten unseres Landes gen Süden vor und bedrohen damit Ägypten unmittelbar.»
    «Das ist ein voreiliger Schluß, Majestät.»
    «Welchen Zweck sollte dieser schleichende Vormarsch sonst haben?»
    «Gebiete einnehmen, uns von anderen Ländern abschneiden, die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzen, das Ansehen Ägyptens schwächen, unsere Truppen entmutigen… Der Gründe gibt es viele.»
    «Und wie denkst du darüber?»
    «Majestät, ich meine, die Hethiter bereiten sich auf einen Krieg vor.»
    Wütend zog Ramses auf der Karte einen roten Strich durch das Hethiterreich.
    «Dieses Volk liebt nur Grausamkeit, Blut und Gewalt. Solange dieses Reich nicht zerstört ist, bringt es jede Form von Kultur in Gefahr.»
    «Die Diplomatie…»
    «Ein nutzlos gewordenes Werkzeug!»
    «Dem Vater hat verhandelt…»
    «Ich weiß, er hat einen Grenzbereich bei Kadesch vereinbart. Aber die Hethiter halten sich an nichts. Ich verlange einen täglichen Bericht über ihre Umtriebe.»
    Acha verneigte sich. Da hatte nicht mehr der Freund gesprochen, sondern der Pharao befohlen.
    «Weißt du schon, daß Moses des Mordes angeklagt und verschwunden ist?»
    «Moses? Aber das ist doch Unsinn!»
    «Ich glaube, daß er das Opfer einer Verschwörung geworden ist. Verbreite seine Personenbeschreibung in unseren Schutzgebieten, Acha, und finde ihn.»
    Nefertari spielte im Garten des Palastes Laute. Zu ihrer Rechten stand die Wiege, in der ihre Tochter mit runden, rosigen Wangen schlief. Zu ihrer Linken saß der kleine Kha in Schreiberhaltung und las eine Erzählung über die Heldentaten eines Zauberers, der schreckliche Dämonen besiegte. Vor ihr grub Wächter
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