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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit
Autoren: Christian Jacq
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sein.»
    «Die Schreiber der Ordnungskräfte haben ihre Aussagen aufgenommen, und sie haben sie bestätigt.»
    «Moses wird sich verteidigen.» «Nein, Majestät. Er ist geflohen.»
    Ramses erteilte den Befehl, jedes Haus von Pi-Ramses zu durchsuchen, doch das zeitigte keinerlei Ergebnis. Berittene Wachsoldaten durchstreiften das ganze Delta, befragten unzählige Dorfbewohner, stießen jedoch auf keine Spur von Moses. Die Grenzposten im Nordosten erhielten strenge Anweisungen, aber war es nicht schon zu spät?
    Der König forderte ohne Unterlaß Berichte an, doch keiner gab ihm Aufschluß darüber, welchen Weg Moses eingeschlagen hatte. Verbarg er sich in einem Fischerdorf an der Küste, versteckte er sich auf einem gen Süden ausgelaufenen Schiff, oder hatte er Zuflucht in der Abgeschiedenheit eines Heiligtums in der Provinz gesucht?
    «Du solltest etwas essen», empfahl Nefertari. «Seit Moses verschwunden ist, hast du keine richtige Mahlzeit mehr zu dir genommen.»
    Zärtlich drückte der Herrscher die Hände seiner Gemahlin.
    «Moses war erschöpft. Sary muß ihn herausgefordert haben. Stünde er hier vor mir, könnte er es erklären. Seine Flucht ist ein Fehler, den nur ein vollkommen überanstrengter Mann begeht.»
    «Besteht nicht die Gefahr, daß er sich in Schuldgefühlen verstrickt?»
    «Das befürchte ich.»
    «Dein Hund ist traurig. Er meint, du magst ihn nicht mehr.»
    Der König ließ Wächter auf seinen Schoß springen. Überglücklich leckte der Hund seinem Herrn die Wangen und schmiegte den Kopf an seine Schulter.
    Diese ersten drei Jahre seiner Herrschaft waren für Ramses wunderbar gewesen… Luxor vergrößert und prachtvoll, der Tempel für die Ewigkeit im Bau, die neue Hauptstadt eingeweiht, Nubien befriedet, und plötzlich dieser furchtbare Riß im Gemäuer! Ohne Moses drohte die Welt einzustürzen, die Ramses aufzubauen begonnen hatte.
    «Du vernachlässigst auch mich», sagte Nefertari leise. «Kann ich dir denn nicht helfen, diesen Schmerz zu überwinden?» «Doch, du allein vermagst es.»
    Chenar und Ofir trafen sich im Hafen von Pi-Ramses, in dem zunehmend regeres Treiben herrschte. Man entlud Nahrungsmittel, Möbel, Hausrat und andere Reichtümer zuhauf, deren die neue Hauptstadt bedurfte. Die Schiffe brachten Esel, Pferde und Ochsen herbei. Die Getreidespeicher füllten sich, und in den Kellern wurden erlesene Weine gelagert. Zwischen den Händlern, die darum buhlten, den ersten Rang bei der Belieferung der Hauptstadt einzunehmen, entbrannten ebenso heftige Wortwechsel wie in Memphis oder Theben.
    «Moses ist nur noch ein Mörder auf der Flucht, Ofir.»
    «Diese Neuigkeit scheint dich nicht gerade traurig zu stimmen.»
    «Du hast dich in ihm getäuscht. Er hätte nie das Lager gewechselt. Doch die Torheit, die er begangen hat, beraubt Ramses eines wertvollen Verbündeten.»
    «Moses ist ein aufrichtiger Mann. Sein Glaube an einen einzigen Gott ist keine bloße Laune.»
    «Nur die Tatsachen zählen: Entweder taucht er nie mehr auf, oder er wird festgenommen und verurteilt. Künftig wird es nicht mehr möglich sein, Einfluß auf die Hebräer auszuüben.»
    «Die Anhänger Atons sind seit vielen Jahren daran gewöhnt, gegen Widrigkeiten anzukämpfen. Sie werden ihren Kampf fortführen. Wirst du ihnen helfen?»
    «Sprechen wir nicht mehr darüber. Was schlägst du vor?»
    «Jede Nacht unterhöhle ich die Grundfesten, auf denen die Kraft des königlichen Paares beruht.»
    «Ramses steht auf dem Gipfel seiner Macht. Ist dir nicht bekannt, daß sich sein Tempel der Millionen Jahre bereits im Bau befindet?»
    «Nichts von all dem, was Ramses begonnen hat, ist schon vollendet. Es liegt an uns, die geringste Schwäche auszunutzen und uns in die erste Bresche zu stürzen, die sich auftut.»
    Die ungebrochene Entschiedenheit des Magiers beeindruckte Chenar. Falls die Hethiter ihren Plan ausführten, würden sie Ramses’ Ka schon schwächen. Und falls der König auch von innen her angegriffen wurde, mußte er, so widerstandsfähig er auch sein mochte, letzten Endes doch unter den sichtbaren und unsichtbaren Schlägen zugrunde gehen.
    «Verstärke deine Bemühungen, Ofir. Du hast es nicht mit einem Undankbaren zu tun.»
    Setaou und Lotos hatten beschlossen, eine neue Forschungsstätte in Pi-Ramses einzurichten. Ameni, der brandneue Amtsstuben bezogen hatte, arbeitete Tag und Nacht. Tuja löste die tausenderlei Schwierigkeiten, die der Hofstaat mit sich brachte. Nefertari erfüllte die ihr vom
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