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Der Tag der roten Nase

Der Tag der roten Nase

Titel: Der Tag der roten Nase
Autoren: Mikko Rimminen
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die Polizeiautos auf den Spuren rechts und links zu betrachten, das linke war ein Minna-Modell und von dem rechten sah man nur den Kühlergrill; in keines von beiden konnte ich hineinschauen, weil sie genau den dafür notwendigen Meter zurückblieben, wie aus Höflichkeit, und ich beklagte mich deswegen nicht, denn die Fahrt wäre mit Sicherheit zu Ende gewesen, wenn ich gezwungen gewesen wäre, einem Wachtmeister in die Augen zu schauen.
    Ich halte nicht an, ich fahre weiter, ich halte nicht an, ich fahre weiter, und unter solchen, von Angst und Panik gefalzten Hin-und-her-Schutzgedanken ging sie dann recht fix dahin, die Fahrt, wahrscheinlich eher albtraumhaft als zum Beispiel, na, touristisch, ja, auf einmal war ringsum wieder alles frei und Schnee wirbelte durch die Luft, sodass man weder vorn noch hinten klare Sicht hatte, hinten wirbelten bloß die blauen und roten Lichter und färbten den Schnee ein, dem der Wind übel mitspielte, mehr war dort nicht zu erkennen, schwer zu sagen, ob sich da noch immer die vermutlich bereits zu einem gigantischen Strom angeschwollene Autoschlange wälzte oder ob er bereits umgeleitet worden war, der nachkommende Verkehr. Beim Depot, wo ein paar erleuchtete undirgendwie betrübt aussehende Straßenbahnen vor den Türen warteten wie frierende Tiere, die ins Warme wollen, aber vielleicht doch lieber noch ein bisschen draußen toben, also, wo war ich, ach ja, beim Straßenbahndepot, wo ich wieder nach vorne schaute und versuchte, das Auto auf der Straße zu halten, deren Randstreifen inzwischen kaum noch auszumachen waren, aber ich erfasste immerhin, dass die Fahrspuren wieder auf zwei geschrumpft waren und ich vermutlich ziemlich genau auf dem unter Schnee begrabenen Mittelstreifen fuhr, weshalb sich die Polizeiautos nun wieder hinter mich zurückfallen lassen mussten, ja, also, wo war ich, dauernd musste ich mich das fragen, ich fühlte mich irgendwie fiebrig und hatte Schwierigkeiten, meine Position zu bestimmen, weder im Verkehr, noch in der ganzen absurden Situation, in die ich aus unbegreiflichen Gründen geraten war, ja, was ja, wo war ich, bei den Straßenbahnhallen, dann aber auch schon an einer Kreuzung, die Schienen glitschten unter den Rädern oder umgekehrt, aber die Fahrt ging weiter, den Tacho sah ich nicht mehr, weil die Augen voller Weiß und Heiß waren, überschritt aber die Geschwindigkeitsbeschränkung wohl immer noch nicht, dennoch kam es mir so vor, als näherte sich die Stadt mit rasender Geschwindigkeit, zu schnell, es kam die nächste Kreuzung, da ging es wohl nach Kumpula ab, auf der Intiankatu, irgendwo in den Schneegestöberflocken versprühte eine Ampel Gelb, matte Lichter entgegenkommender Fahrzeuge huschten irgendwo da vorne vorbei, aber sonst war kein Verkehr im eigentlichen Sinn zu sehen und auch keine Fußgänger, was mich allmählich etwas wunderte, hatten sie angefangen, die Stadt vor mir zu räumen, hielten sie mich für eine Terroristin, aber es war unmöglich, sie danach zu fragen, diePolizisten, wenn man nicht anhalten wollte, und das hatte ich ja nicht vor, oder es war wohl eher so, dass ich nicht dazu imstande war, und was blieb mir da anderes übrig, als weiter zu versuchen, vorwärtszukommen, durch all das unruhig tobende Trübe hindurch, und zu versuchen, dabei niemandem Schaden zuzufügen. Nach Hause, nach Hause, hämmerte es in meinem Kopf, und nach Hause fuhr ich auch, es war nicht mehr weit, nun rauschte schon die undeutliche Ansammlung neuer Universitätsgebäude auf der Anhöhe vorbei, als würde dort oben ein riesiger Steinhaufen thronen oder vielleicht doch eher ein Schneelicht, weil dort Licht durch Ritzen schien, und links dann, hinter der freien Fläche, die so vertraut war, dass man sie gar nicht richtig wahrnahm, also da leuchtete dann das Einkaufszentrum Arabia und dahinter blinkten weitere Lichter, es dauerte einen Moment, bis ich darauf kam, was dort war, genau, das Gefängnis, aber weil ich diesen Gedanken um keinen Preis zulassen wollte, musste ich etwas tun, was auch immer, und da ich nun einmal nicht vorhatte, anzuhalten, trat ich eben aufs Gas, etwas anderes fiel mir auf die Schnelle nicht ein, und natürlich war das keine Vernunftentscheidung, weil das Auto dadurch nur anfing zu jaulen und zu heulen und hin und her zu schlittern, weshalb ich dann auf sämtliche Pedale treten musste, von denen ich überhaupt nicht mehr wusste, welches welches war, und gleichzeitig an dem blöden Lenkrad drehen und kurbeln, dessen
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