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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
Autoren: Alexander Lohmann
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gar verstecken.
    Frafa blieb zögernd an der Türe stehen. Aldungan stand vor den gleichfalls spiegelnden, halb durchsichtigen Fenstern, hatte eine Mappe mit Papieren neben sich auf die Fensterbank gelegt und winkte Frafa heran.
    »Frafa«, begrüßte er sie.
    Sie machte einen Knicks. »Ihr wolltet mich sprechen, Herr?«
    »In der Tat. Allmählich kommen die Dinge zur Ruhe. Da ist es an der Zeit, die alltäglichen Geschäfte zu ordnen. Wir müssen all das Durcheinander richten, das diese unglückliche Geschichte hinterlassen hat.«
    »Gewiss, Meister Aldungan«, sagte Frafa. Sie fragte sich, was der Meister von ihr wollte. Jetzt, da die Revolution zu Ende war, sollte da alles so werden wie früher? Würde sie ihre Studien in Aldungans Turm wiederaufnehmen, friedlich in den Tag hineinleben, ohne sich jemals um irgendetwas kümmern zu müssen?
    Frafa wusste gar nicht, ob sie das wollte, ob sie überhaupt noch dazu in der Lage wäre. Es fiel ihr schon schwer, sich das auch nur vorzustellen – wie es damals gewesen war, wie sie selbst vor einem halben Jahr noch gewesen war! Sie erinnerte sich daran, doch es waren Erinnerungen wie von jemand anderem gestohlen.
    »Was ist mit Euren Forschungen?«, fragte sie dennoch. »Wollt Ihr sie wiederaufnehmen? Sie waren Euch wichtig.«
    »Forschungen?« Aldungan runzelte die Stirn, als hätte sie ihn aus dem Konzept gebracht. »Was für Forschungen? Nein, die habe ich vollendet. Es gibt nichts mehr, was ich noch ergründen müsste. Aber da ist eine Stadt, ein ganzes Reich, die wiederaufgebaut werden müssen. Ich habe während der letzten Tage die Unterlagen studiert und mir über die ersten Schritte Gedanken gemacht …«
    »Verzeiht, Meister Aldungan«, sagte Frafa. »Ich bin kaum die Richtige, mit der Ihr Euch darüber beraten solltet. Ich habe … so vieles falsch gemacht.«
    »Beraten?« Aldungan zog die Brauen zusammen. »Ich hatte nicht vor, mich mit dir zu beraten. Ich brauche jemanden, der meine Befehle ausführt und weiterleitet. Ich wollte dir den Posten als meine Kanzlerin übertragen.«
    »Kanzlerin?« Frafa verschlug es beinahe den Atem. »Ich bin nur eine Schülerin! Ich habe längst nicht genug Macht für so eine Stellung.«
    »Macht und Magie habe ich selbst genug«, erwiderte Aldungan trocken. »Aber es macht sich nicht gut, wenn ein Herrscher sich in der Öffentlichkeit mit Alltäglichkeiten abgibt. Da muss jemand anderer meine Anweisungen ausformulieren und sie weiterleiten, die Urkunden siegeln und alles, was an mich herangetragen wird, erst einmal sichten. Für diese Stellung braucht man nur Fleiß – und mein Vertrauen. Du bist die Letzte meines Haushalts, die noch in Daugazburg verblieben ist, Frafa. Ich denke, ich werde es mit dir versuchen.«
    »Oh«, sagte Frafa nur.
    »Was natürlich nicht heißt, dass du deine magischen Studien vernachlässigen sollst«, fügte Aldungan hinzu und blickte streng auf sie herab. »Du hast noch viel zu lernen und solltest deine Anlagen nicht verkümmern lassen. Aber das dient nicht mir und meinen Zwecken, sondern liegt in deinem eigenen Interesse. Du wirst dich in Zukunft nebenbei darum kümmern müssen, soweit es deine Pflichten nicht beeinträchtigt.«
    »Ich werde mich darum kümmern«, sagte Frafa.
    »Gut«, antwortete Aldungan. »Was deine neuen Pflichten betrifft – zunächst einmal gibt es immer noch allzu viele Unruhestifter, deren Treiben wir ein Ende setzen müssen. Im Augenblick herrscht in Daugazburg zwar Grabesstille aufseiten meiner Feinde. Aber die Stadt wird sich wieder bevölkern, und irgendwann wird das Volk Atem holen, und es wird Raum für Politik entstehen. Dann will ich nicht gleich den nächsten Aufstand haben.
    Ich habe eine Reihe von Haftbefehlen und Todesurteilen vorbereitet. Kümmere dich darum! Tomgar, dieser Menschenführer, ist ein beständiger Unruhestifter. Durch seine Desertion habe ich einen guten Vorwand, mich seiner zu entledigen. In Zukunft werden die Menschen die Mehrheit der Bevölkerung von Daugazburg stellen. Wir müssen darauf achten, dass sie sich niemals als Volk unter eigenen Führern vereinen.
    Und Darnamur ist natürlich unser größter Feind. Seine Heere sind zerschlagen, und das Volk hasst ihn. Aber ihm sind immer noch Anhänger geblieben, und das sind allesamt erfahrene Kämpfer und Meuchelmörder. Darnamur bleibt eine Gefahr.«
    »Er ist im Krieg gegen die Bitaner verschollen«, sagte Frafa. »Vermutlich ist er längst tot.«
    »Wenn man einen Gnom nicht sieht, heißt das
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