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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
Autoren: Alexander Lohmann
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nicht, dass er nicht da ist. Ich will, dass er verhaftet und hingerichtet wird, sobald er auftaucht. Mehr noch: Ich will nicht warten, bis er auftaucht. Ich will, dass nach ihm gesucht wird! Und hier habe ich eine Liste mit weiteren Namen. Gib die Befehle an die Polizei und an die Truppen und an alle Gouverneure und Provinzhauptleute heraus. Siegle sie und schicke sie weiter.«
    »Steht Wito auf der Liste?«, fragte Frafa.
    Aldungan schüttelte den Kopf. »Das wäre im Augenblick nicht klug. Darnamur ist bei jedem verhasst außer bei den hartgesottensten Gnomenmördern. Ich mache mir die Leute gewogen, wenn ich ihn zur Rechenschaft ziehen will. Aber Wito ist beliebt. Er hat viele schöne Worte gesprochen, und er hat nie die Gelegenheit bekommen, durch schlechte Taten seinen Ruf zu verspielen.
    Wito wollte grüne Lande. Und genau dafür werde ich sorgen. Da ist vieles aufzubauen. Ich werde Wito in den Osten schicken als Gouverneur irgendeiner Provinz an den Goblingrenzen. Da kann er sehen, wie er sich im Alltag bewährt. Man kann ihn aus dem Weg räumen, wenn niemand mehr an ihn denkt. Oder er stirbt selbst, bevor das nötig ist. Diese niederen Völker sind so unbeständig wie die Eintagsfliegen.«
    Frafa nickte. Sie steckte das Blatt ein.
    »Was Darnamurs Baupläne betrifft«, fuhr Aldungan fort. »Ich denke, ich werde einiges übernehmen. Die Bauten, die er planen ließ, sind wahre Denkmäler. Sie eignen sich gut, um mein neues Daugazburg zu repräsentieren.
    Aber die Statuen in dieser Halle der Helden …« Aldungan fuhr mit der Hand durch die Luft, und auf seine Lippen stahl sich ein Lächeln. »… die sparen wir uns! Darnamur wollte sogar die überlebensgroße Statue einer Gnomin am Eingang stehen haben. Ist das nicht kurios?«
    »Und eine Statue meiner Tante daneben«, sagte Frafa. »Weil sie und diese Gnomin ihr Leben gaben, um die Finstervölker zu retten und Leuchmadans Kästchen zurückzubringen. Mir haben diese Denkmäler gefallen.«
    Aldungan stutzte. Er sah Frafa an. Sie hielt seinem Blick stand. Aldungan zuckte die Achseln.
    »Meinetwegen«, sagte er. »Sollen die Statuen bleiben. Vermutlich geben sie brauchbare Helden ab. Die beiden fügen sich gut in eine Geschichte meiner Herrschaft, und ihre Taten sind des Gedenkens wert. Dem Volk werden solche Helden gefallen. Wir könnten weitere gebrauchen. Wenn du so viel Wert auf diesen Zierrat legst, dann kümmere dich um die Einzelheiten. Sorg dafür, dass nicht zu viele Gnome dabei sind und keine Revolutionäre, die Zweifel an meiner Herrschaft befördern. Und die riesige Statue von Wito, die Darnamur auf das Kuppeldach stellen wollte, die kommt auf jeden Fall weg!«
    Frafa nickte.
    Zum Abschied meinte Aldungan: »Am besten richtest du dich in der alten Kanzlei ein. Die meisten Akten sind auch schon da. Für die ersten Befehle kannst du die Ratssiegel verwenden. Aber lass neue schneiden. Ich erwarte dich jeden Abend und jeden Morgen zum Bericht.«
    Frafa knickste und zog sich zurück, die Namensliste mit den Todesurteilen an ihre Brust gedrückt.
    Die alte Kanzlei, die Darnamurs Amtsstube geworden war und die später für kurze Zeit Wito gedient hatte, war leer. Überall lagen Papiere herum, und es sah aus wie nach einer Plünderung. Es würde eine Weile dauern, eine neue Ordnung einzurichten. Darnamur hatte es während seiner ganzen Herrschaft nicht geschafft.
    Frafa setzte sich hinter den Schreibtisch, aber der Stuhl war ihr zu hoch und zu unbequem. Sie schob ihn zur Seite und nahm sich einen Besucherstuhl. Lustlos blätterte sie sich durch das Material, das auf dem Tisch lag, und wischte es dann einfach herunter. Sie spielte mit der Liste in ihrer Hand, legte sie dann auf den Tisch.
    … wirst du es bereuen.
    Sie erinnerte sich an Salvans Worte, als sie ihn aus dem Turm verwiesen hatte. Es war nicht gut, Feinde zu haben. Jetzt war sie Kanzlerin, und auch wenn sie für Aldungan nichts weiter als eine Sekretärin darstellte, so hatte sie doch das höchste Amt nach dem Herrscher und stand immer in Verbindung mit ihm. Es würde Neider geben, Intrigen, und sie würde sich behaupten müssen.
    Sie setzte Salvans Namen auf Aldungans Liste.
    Je früher und je gründlicher sie in ihrer Umgebung aufräumte, je weiter sie alle von sich fernhielt, die eine Gefahr werden konnten, umso weniger Gedanken musste sie sich in Zukunft machen. Es reichte nicht, einfach nur Aldungans Befehle auszuführen. Sie hatte einen eigenen Posten, und Aldungan wollte, dass sie ihm Arbeit
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