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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
Autoren: Alexander Lohmann
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Schlacht«, keuchte sie. »Wie ist sie ausgegangen?«
    »Hast du einen Schlag auf den Kopf bekommen?«, fragte einer der Männer. »Komm, wir bringen dich zurück.«
    Ein anderer antwortete auf ihre Frage: »Die Schlacht? Natürlich haben wir gewonnen! Wir haben die Burschen weggefegt!«
    Magati ließ sich bereitwillig von den Menschen stützen und zu dem Hügelkamm führen. Sie entdeckte die Brandlöcher in ihrer festen Lederjacke und erinnerte sich daran, wie sie ihr Gesicht in der Feuerwolke mit den Armen geschützt hatte. Ein paar Funken mussten durchgekommen sein, denn ihre bloße Haut brannte an manchen Stellen. Aber die Raketen, die sie angezündet hatte, waren in die Menge der Bitaner hineingezischt und dort explodiert. Magati sah es noch deutlich vor sich, die letzten Augenblicke, ehe sie benommen davongetaumelt war und sich in ihrer kleinen Gestalt im Wurzelwerk verkrochen hatte.
    Die Finstervölker hatten gesiegt. Sie, Magati, hatte die Feinde weggesprengt.
    Magati die Gnomin hatte die große Schlacht gewonnen!
    Sie lächelte glücklich.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie ein behelfsmäßiges Lager erreichte, in dem sich die siegreichen Truppen im Regen zusammenkauerten. Noch länger dauerte es, bis sie Audan wiederfand und erfuhr, wie die Schlacht tatsächlich verlaufen war. Die Ernüchterung und die Trauer um die unzähligen Gnome, die gefallen waren, kamen erst viel später am Abend. Doch der Augenblick des traumhaften, umnebelten, fast trunkenen Triumphs auf dem Schlachtfeld war es, was Magati festhalten wollte, was ihr auf Dauer als Abschluss dieses Tages in Erinnerung blieb.
    Aldungans Heer sammelte sich am Hang über dem Schlachtfeld. Die Truppen aus der Stadt und die Veteranen, die schon seit Monaten gegen die Bitaner kämpften, hatten sich wieder vereinigt.
    Die Bitaner waren fort. Die Kadaver ihrer Pferde lagen über die Ebene verstreut, die inzwischen eine Schlammgrube war, zerklüftet wie ein durchgepflügter und dann überfluteter Acker.
    Die Bitaner waren fort. Sie würden sich nicht wieder vereinen und sie würden nicht wieder zurückkehren. Nicht so bald jedenfalls. Selbst wenn sie erkannten, dass ihre Verluste weit weniger schwer waren, als die Niederlage erwarten ließ, so hatten sie doch ihren gemeinsamen Führer verloren – und den Kampfgeist.
    Aldungan stand unter einem Baldachin aus ineinander verflochtenen Ranken, der aus dem Gestrüpp hinter ihm herausgewachsen war. Er blickte hinab auf sein Heer, auf die verdreckten Gestalten, die allmählich wieder zu Einheiten zusammenfanden.
    Nur wenig kleines Volk war darunter. Die Gnome hatten die Hauptlast des Kampfes getragen. Die Zeit der Knochenmesser war vorüber. So hatte die Revolution nacheinander die beiden zahlenmäßig stärksten und stolzesten Völker von Daugazburg bis zur Bedeutungslosigkeit ausgedünnt: die Nachtalben und die Gnome. Gut.
    Das schuf einen Leerraum, der nur auf die nächste Macht wartete, auf die nächste neue Ordnung.
    Aldungan saß auf und lenkte sein Ross langsam vor die Truppen. Seine Volksgenossen, die verbliebenen Alben, scharten sich um ihn, als wäre er noch einer von ihnen und sie nicht bloß Teil des restlichen Heerhaufens.
    »Krieger von Daugazburg!«, rief er, und seine Stimme hallte weit über die Ebene. »Heute haben wir unsere Feinde vertrieben. Aber wir alle haben in den letzten Mondläufen erfahren, dass nicht nur der Feind von außen unser Land verwüsten kann. Wir werden unser Geschick nicht länger einem gesichtslosen Rat anvertrauen, schwachen und unfähigen Kreaturen, die sich hinter Palastmauern verbergen, die verhaften und morden und bespitzeln, die aber nicht imstande waren, hier draußen mit uns zu kämpfen. Wir werden uns ihnen nicht länger unterwerfen!
    Wir kehren jetzt nach Daugazburg zurück, um unsere Heimatstadt zu befreien. Wir sind die neuen Herren von Daugazburg. Ich führe euch nicht nur zurück in die Stadt, ich führe euch bis in die Zitadelle! Lasst uns dort einen Frieden schaffen, in dem ihr die Waffen in der Hand behaltet.«
    Wieder fielen Tropfen vom Himmel, diesmal fein und schmeichelnd. Es war Abend geworden, und in der Dunkelheit sah man die Wolken nicht mehr. Aber der Regen war warm und angenehm. Nach der langen Dürre war so viel Wasser wie ein Wunder.
    Aldungan blickte zur Seite. Salvan stand dort, die Schultern hochgezogen, das nasse Haar klebte ihm im Gesicht. Er bewegte sich steif in seiner klammen Kleidung.
    Er tauschte einen Blick mit Aldungan, straffte
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