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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
Autoren: Alexander Lohmann
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ihm mehrere Gnome zu. Eine Gruppe, die an drei zusammengeschobenen Tischchen saß, rief nach ihm, und einer kam ihm entgegen. Es war Ganoch, Darnamurs Stellvertreter im Bund der Knochenmesser . Wie die meisten Gnome in dem Raum trug auch Ganoch grobe Kleidung in matten Farben, die fast so etwas wie die Uniform der Spähtrupps der Schwarzen Fei Geliuna darstellte. Er trug sein Haar in auffälligen kleinen Zöpfen – jedes Büschel der schütteren Haare auf seinem großen Kopf war einzeln geflochten.
    »War’s das?«, fragte er.
    Darnamur nickte schweigend. Gemeinsam mit Ganoch bewegte er sich langsam auf die zusammengeschobenen Tische zu.
    »Du siehst wirklich elend aus«, befand Ganoch. »Wir hätten mitkommen sollen.«
    »Nein«, sagte Darnamur. »Jetzt ist nicht die richtige Zeit, um Ärger zu riskieren.«
    Ganoch musterte ihn von oben bis unten. »Du bist dem Ärger jedenfalls nicht aus dem Weg gegangen. Du siehst eher so aus, als hättest du vor Wut fast deine Weste gesprengt!«
    Darnamur zuckte die Achseln. »Besser ich als wir alle«, sagte er.
    »Wir haben übrigens Witos Familie in Sicherheit gebracht«, erklärte Ganoch.
    Darnamur blieb überrascht stehen. »Seine Familie?«
    »Seine Frau«, sagte Ganoch. »Seine Kinder. Falls die Fei es auch auf sie abgesehen hat.
    Er und Darnamur tauschten einen Blick, und Ganoch stellte überrascht fest: »Du wusstest es gar nicht! Du wusstest nicht, dass Wito eine Familie hat.«
    »Wir haben nie über so was gesprochen«, gab Darnamur mürrisch zurück.
    »Aber ihr kennt euch seit mehr als zwanzig Jahren! Du warst jahrelang sein Leutnant. Sein Freund!«
    »Es gab nie einen Grund, über persönliche Dinge zu reden.« Es klang, als würde er sich verteidigen. »Wie sollte ich auch wissen, dass Wito neben dem Dienst noch ein geheimes Doppelleben führt?«
    Er versuchte sich an einem Grinsen, aber Ganoch starrte ihn nur verständnislos an. Nach einem kurzen, verlegenen Augenblick ging Darnamur weiter zum Tisch. Die Gnome dort sprangen auf und begrüßten ihren Anführer lautstark. »Hat Ganoch es dir gesagt?«, rief einer. »Die große Neuigkeit?«
    Darnamur sah Ganoch an. »Große Neuigkeit?«
    Ganoch seufzte. »Die Lieferung ist eingetroffen. Wir konnten sie heute Mittag in die Stadt schmuggeln.«
    »Frafa war dein Name, nicht wahr?«
    Durch eine Seitentür waren die beiden Nachtalben in einen schiefen Turm gelangt, der neben dem Drauzwinkel an der Stadtmauer stand. Im Inneren führte eine schmale Treppe in der Mauer nach oben bis zu einem Erker weit über der Stadt.
    Hier betrieb eine Nachtalbe ein ruhiges Lokal. Sie wirkte kaum älter als Frafa, doch sie hatte grüne Haare, die ihr bis zu den Hüften reichten. Bleidan stellte sie als Litiz vor.
    Das Lokal selbst bestand aus einer kleinen Theke, einem Regal mit großen und kleinen Urnen und Dosen dahinter und einem glänzenden Kessel, unter dem es warm glühte. Eigentümliche Bilder in Rot und Grün hingen an den Wänden, und die Tische und Stühle waren so zierlich, dass Frafa schon Bedenken kamen.
    Bleidan führte sie auf einen breiten Balkon, von dem aus man über den Stadtwall hinweg auf die Ebene dahinter schauen konnte. Die Wirtin brachte unaufgefordert zwei Becher aus feinem Porzellan mit einem dampfenden, schaumigen Getränk. Frafa blickte misstrauisch auf das Gebräu und rührte mit einem winzigen Löffel darin herum. Es hatte die Konsistenz von dünnem Schlick und auch so ziemlich dieselbe Farbe.
    »Die Politik ist dir natürlich in die Wiege gelegt«, fuhr Bleidan fort.
    »Politik?« Frafa blickte zerstreut zu ihm auf. Sie hatte gehofft, mit ihm über Magie reden zu können.
    Sie hatte gerade an Saira und Tartanis gedacht, das bekannteste Nachtalbenpaar in der Geschichte der Stadt. Sie hatten zwei große Türme an den entgegengesetzten Enden von Daugazburg bewohnt und einander über Jahrhunderte hinweg magische Boten geschickt, fliegende Golems und Riesenfledermäuse, Luftgeister und Dämonen und was ihr zauberischer Erfindungsreichtum sonst noch ersinnen konnte.
    Saira und Tartanis galten als Sinnbild für die Liebe unter den Nachtalben, als ein Beispiel, an dem sich jede romantische Vorstellung ihres Volkes orientierte. Magie stand dabei im Mittelpunkt, denn Magie bestimmte das Leben der Nachtalben.
    Aber vielleicht, befand Frafa, war es auch nur eine Geschichte. Zumindest mussten Saira und Tartanis vor langer Zeit gelebt haben, denn heute kannte man sie nur noch aus dieser Erzählung, und niemand wusste,
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