Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
Vorräte an Wein und Bier.
    »Ich hätte nie geglaubt, dass die Zwerge liefern«, stellte Ganoch fest. »Nachdem wir ihnen verraten haben, wo sie das Gold finden, hatten sie keinen Grund mehr, ihren Teil der Abmachung einzuhalten.«
    »Man muss diese Barttreter zu nehmen wissen«, sagte Darnamur. Ein selbstgerechtes Lächeln kräuselte seine Mundwinkel. »Zwerge lieben zwei Dinge: Schätze und das Werk ihrer eigenen Hände. Gold horten sie gierig, aber ihre Kunst zeigen sie gern vor und prahlen damit. Hätten wir einen Anteil an dem Schatz verlangt, hätten sie uns hintergangen. Aber wir wollten als Gegenleistung die höchste Kunst ihres Handwerks sehen! Sie hatten keinen Grund, das abzulehnen.«
    Der Boden vor den Fässern war mit Quadersteinen ausgelegt und abschüssig. Er lief auf einen größeren Abfluss zu, einen Schacht, der selbst für Menschen breit genug war.
    Ganoch nahm das Eisengitter heraus und schob es zur Seite. Es schepperte auf dem nackten Stein. Dunkle Eisenwinkel waren in die Schachtwände getrieben worden, eine schmale Stiege, die in die Abwasserkanäle hinabführte.
    Darnamur tastete mit dem Fuß nach der ersten Sprosse, die für einen Gnom sehr tief angebracht war. Dann stieg er hinab. Dranjar und Batha folgten ihm, Ganoch zerrte das Gitter hinter sich wieder über die Öffnung.
    »Ich frage mich doch, ob wir die Reichtümer gut angelegt haben«, murrte er dabei. »Wir hätten sie selbst ausgraben und sinnvoll verwenden können. Genug Gold, um das Reich damit zu kaufen!«
    »Ein Reich«, sagte Darnamur, »kauft man mit Blut.«
    Drei Menschenlängen tiefer hielt er inne und tastete an der gegenüberliegenden Wand nach einer Lücke. Der Schacht führte noch weiter hinunter. Tief unter sich hörte Darnamur den Kanal in der Finsternis gluckern und träge schwappen.
    Seine Füße fanden Halt. Auf der anderen Seite des Schachts war ein Durchlass, so breit, wie ein Gnom lang war, und deutlich höher. Mit einem wagemutigen Satz löste Darnamur sich von der Wand und sprang in den Hohlraum.
    Der Durchlass mündete bald in eine größere Kammer. An einer Seite stapelten sich Fässer und Ballen. Gleich hinter dem Eingang waren Dutzende ebenmäßiger Truhen aufgereiht, in unterschiedlicher Größe, aber allesamt aus glatt poliertem Holz gezimmert und mit festen Beschlägen verstärkt.
    Ganoch trat als Letzter ein. »Heute ist ein trauriger Tag für unser Volk«, sagte er. »Wir haben Wito verloren. Ich wollte unsere Trauer über diesen Verlust nicht mindern, indem wir uns gleich an unseren Neuerwerbungen erfreuen, oder die Freude schmälern, indem sie sich mit dem Schmerz vermischt. Ich hätte dir das hier lieber erst morgen gezeigt. Immerhin war Wito dein Hauptmann. Es tut mir leid, dass diese Schwätzer sich verplappert haben.«
    »Kein Tag wäre besser geeignet, um diese Lieferung entgegenzunehmen«, erwiderte Darnamur grimmig. »Wir sollten sie so rasch wie möglich inspizieren und dann wegschaffen, an Orte, die nur ein Gnom erreichen kann. Lass uns anfangen.«
    Ganoch nahm eine Öllampe von einem Fässchen neben dem Durchgang und entzündete sie. Batha schnupperte. Die Luft hier unten roch faulig und stechend.
    »Wann immer hier eine Flamme angeschlagen wird«, sagte sie, »erwarte ich einen Feuerball.«
    »Beuzabar benutzt dieses Schmugglerloch schon seit Jahren«, entgegnete Dranjar. »Und das Einzige, was seither hochgegangen ist, sind seine Einnahmen.«
    Ganoch und Darnamur achteten nicht auf das Geplänkel ihrer jüngeren Kameraden. Sie traten gemeinsam zur ersten Truhe und klappten den Deckel hoch. Dann schritten sie die ganze Reihe ab, und Darnamur untersuchte die Lieferung ihres verbündeten Zwergenclans aus den Schraffelgraten.
    Der Inhalt einiger Truhen glänzte weiß im Lampenlicht. Das kalte Gebein darin schluckte die gelbe Wärme des Feuerscheins und warf ihn fahlsilbern zurück. Darnamur fand Messer und Dolche und Kurzschwerter; Kurzbögen und kleine Armbrüste mit Schnellspannratschen – der Schaft aus Holz, Bügel und Mechanik ebenso aus silberweißem Knochenmaterial.
    Andere Truhen enthielten Hunderte von Speerspitzen, geschliffen und poliert wie Rasierklingen, daneben Tausende von Pfeilspitzen. Der Inhalt dieser Kästen war nicht nur knochenweiß, zuweilen schimmerte er grau oder metallen wie echtes Silber. Mitunter glänzte es dazwischen auch rot wie Rubin. Darnamur ließ die Pfeilspitzen wie kleine Steine durch die Finger rieseln. Die scharfen Kanten hinterließen Kratzer auf seinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher