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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
Autoren: Alexander Lohmann
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Leuchmadans Kästchen nutzen, um dem Land Leben zu geben. Das wollte Wito bei Hofe erreichen.«
    Frafa blickte vom Balkon hinunter auf die Ebene. Sie war nicht länger grau wie noch vor einigen Jahren. Man hatte die Pflanzungen darauf ausgeweitet, und inzwischen erstreckten sie sich bis zum Horizont. Haine mit kleinen Bäumen und Feldern, Sträucher, die noch kraftlos und blass aussahen, die aber von Jahr zu Jahr besser gediehen. Regenwolken standen am Horizont und spendeten dem Land Feuchtigkeit, und selbst in Daugazburg gingen inzwischen fast jeden Monat kräftige Schauer nieder.
    »Genau das hat die Herrin doch getan!«, stellte Frafa fest. »Warum wurde der Gnom dann verurteilt? Hat sie etwa bereut, dass sie die Macht des Kästchens nicht für andere Zwecke nutzte und sich von dem kleinen Wicht bereden ließ?«
    Bleidan schüttelte den Kopf. Erheiterung blitzte in seinem Gesicht auf. »Ich glaube kaum, dass ihre Entscheidungen etwas mit diesem Gnom zu tun hatten. Vielleicht hat sie sich mit Wito überworfen, weil ihm das Landbauprogramm nicht weit genug ging. Aber vermutlich ging es eher um die Ziele der politischen Vereinigung, die Wito gegründet hat. Grüne Lande , so nannte sie sich. Aber es ging ihm nicht nur um die Fruchtbarkeit des Landes. Er forderte eine gleichberechtigte Stellung für Gnome neben Goblins und Alben.«
    Frafa lachte auf und legte rasch die Hand auf den Mund, als sie erkannte, dass Bleidan bei diesen Worten ernst blieb.
    »Das mag erheiternd klingen«, sagte der Meisterschüler. »Aber Wito hatte viele Anhänger unter den Gnomen. Und wer weiß? Was uns heute wie ein belustigendes Hirngespinst klingt, mag morgen schon die Grundfesten der alten Ordnung erschüttern. Es gibt inzwischen zahlreiche politische Vereinigungen. Dieser Wito war noch Geliunas kleinster Kritiker …«
    Bleidan grinste bei dem Bild, aber Frafa lauschte mehr seiner wohlklingenden Stimme und dem Rhythmus der Worte als ihrem Inhalt. Ihre Gedanken schweiften wieder zu Saira und Tartanis. Sie fragte sich, ob Bleidan wohl fliegende Wesen aus Pflanzen wachsen lassen konnte. Sie sah es vor ihrem geistigen Auge, grüne Geschöpfe mit Blütenaugen und Blätterschwingen, die zwischen den Türmen von Daugazburg schwebten und dem Geliebten Zeugnis von der magischen Kunst ihres Schöpfers gaben.
    Wenn es nicht möglich war, solche Wesen zu erschaffen, befand Frafa, dann sollte es sie zumindest geben.
    Sie lächelte, während Bleidan von den politischen Vereinen in der Stadt erzählte und sich über Geliunas umstrittene Entscheidung äußerte, nach Leuchmadans Sturz die menschlichen Verbündeten gehen zu lassen und den Krieg zu beenden. Bleidan sprach von der Einheit der Vielen, dem Wahlspruch der Grauen Lande, und wie derzeit viele versuchten, diesen Worten einen neuen Sinn zu geben – wie Wito, der Gnom, der deswegen verurteilt worden war.
    Frafa ließ sich von seinem Redefluss einhüllen. Sie schaute hinunter auf die Fläche jenseits der Stadtmauer, wo sich der Zollmarkt erstreckte. Die besten Angebote hatte sie wohl schon versäumt. Doch dafür hatte sie eine Bekanntschaft geschlossen, die ihr mehr bedeutete als die Besorgungen für einen Meister, der sich vermutlich nicht einmal mehr daran erinnerte, was er ihr heute Morgen aufgetragen hatte.
    Frafa trank aus ihrem Becher und ließ den Blick von der Landschaft zur Wirtin wandern. Ob Litiz ihre Haare wohl mit Essenzen gefärbt hatte oder mit Magie? Oder gab es tatsächlich grünhaarige Alben? Der Gedanke gefiel ihr.
    »Wenn du dich für diese Dinge interessierst, kann ich dich einmal zu einer unserer Versammlungen mitnehmen«, sagte Bleidan gerade.
    Frafa schaute ihn an und lächelte, ließ ihre spitzen Zähne für ihn aufblitzen. »Oh, sehr gern!«, antwortete sie.
    Darnamur verließ die Gnomenstube im Roten Drachen. Ganoch folgte ihm und auch Dranjar und Batha, zwei weitere Gnome aus Darnamurs Gruppe. Auf der Treppe nahmen sie wieder ihre normale Größe an. Batha sicherte zur Gaststube hin, Dranjar übernahm den Hinterausgang. Die beiden anderen öffneten die Kellertür. Die Gnome überzeugten sich davon, dass niemand sie beobachtete, dann huschten sie die Treppe hinab.
    Sie entzündeten kein Licht. Ihre Nachtsicht und ihr Raumgefühl reichten aus, um sich zu orientieren. Sie stiegen über einen schmalen Rost im Boden, unter dem sich ein dünnes Abflussrohr verbarg. Dahinter führten ein paar weitere Stufen hinab in ein ausgedehntes Kellergewölbe. Hier lagerte Beuzabar seine
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