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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
Autoren: Alexander Lohmann
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spannte sich ein eigenes Netz von Brücken und Hochstraßen, ein Irrgarten, wenn man sich dort nicht auskannte. Viele dieser Wege führten durch Privathäuser, an Toren und Wachen vorbei, die nicht jeden passieren ließen.
    Hier unten, am Fundament der Stadt, bewegte sich das Volk. Daugazburg war hier ein ganz anderer Ort.
    Wie kleine Festungen ragten Türme aus rotem Stein in den Nachthimmel. So getrennt voneinander sie in der Höhe auch wirkten, am Grund waren ihre Wurzeln zusammengewachsen. Fundamente und Grundmauern vereinigten sich zu großen Gebäudeanlagen, niedrige und halbhohe Häuser lehnten sich an diese Wände und bildeten ein Gewirr von schmalen Gassen, durch das nur wenige breite Hauptstraßen schnitten.
    Darnamur bog mehrmals ab, und die Unruhe des Drauzwinkels blieb hinter ihm zurück. Er sah sich um, aber niemand folgte ihm.
    Die meisten Passanten hier waren Menschen: Sklaven und ehemalige Sklaven, entlaufene Sklaven und die Nachkommen von Sklaven. Es gab auch viele Menschen, die niemals Sklaven gewesen waren. Sie entstammten den Völkern, die sich Leuchmadan freiwillig unterworfen hatten, die ihn als Gott verehrten. Sie hatten Daugazburg als Verbündete betreten und waren geblieben. Und nach dem letzten Krieg vor zwölf Jahren waren es noch mehr geworden.
    Hier unten, in der Finsternis zwischen den Fundamenten, hätte man Daugazburg fast für eine Menschenstadt halten können. Nachtalben verirrten sich selten hierher, kleines Volk fiel nicht auf. Tagsüber hatten die Menschen die Straßen fast ganz für sich. Dann gingen selbst die Goblins selten nach draußen, Vampire und Nachtmahre niemals.
    Jetzt, in der Nacht, brannte fast an jeder Ecke, vor jedem Eingang ein kleines Licht. Von den höchsten Türmen aus mussten die Tiefen der Stadt wie ein Spiegelbild des Sternenhimmels hoch oben wirken, und diese Sterne leuchteten für diejenigen unter den Einwohnern, denen die Nacht nicht die natürliche Heimat war.
    Eine große rote Laterne in der Form eines Drachen schimmerte vor einem Bau, der krumm und schief an einen Turm gelehnt dastand – der Rote Drache. Darnamur liebte diesen Ort. Er drückte die Türe auf und trat ein.
    Feuchtigkeit schlug ihm entgegen, durchwirkt von Qualm und dem Geruch nach Schweiß. Etwa drei Dutzend Menschen befanden sich im Schankraum, saßen auf wackeligen Stühlen und schiefen Bänken. Sie schlugen mit den Humpen auf die schweren Tische aus groben Bohlen und jagten den Wirt herum.
    Dieser, ein hagerer Mann mit ungewöhnlich breiten Schultern und mit einem schütteren Bart, der an den spärlichen Haarwuchs eines Gnoms erinnerte, wurde sogleich auf Darnamur aufmerksam. »He«, rief er. »Wir bedienen keine Gnome hier. Immer noch nicht.« Er wies zu einem kleineren Ausgang, der neben dem Tresen auf einen kurzen Flur führte.
    Darnamur winkte ihm zu. »Ich weiß, ich weiß, Beuzabar«, sagte er und ging weiter.
    In dem Flur führte eine Treppe nach oben. Darnamur stieg fünf Stufen hinauf, dann nahm er seine kleine Gestalt an. Im Nu schrumpfte er auf die Größe eines Käfers zusammen.
    Seitlich neben der Treppe gab es einen Riss in der Wand, so winzig, dass man ihn in normaler Größe nicht sehen konnte. Und in diesen Riss war eine ebenso winzige Pforte eingelassen.
    Darnamur klopfte an, und ein weiterer käfergroßer Gnom öffnete ihm. An ihm vorbei trat Darnamur in einen weiteren Raum, in eine geheime Gnomenstube.
    Die Kammer war winzig, ein Insektenloch nach den Maßstäben der großen Leute. Für den menschlichen Wirt und für die Besitzer des Hauses war es bloß eine Lücke in einem Zwischenboden, wenige Fingerbreit hoch und in der Fläche kaum mehr als einen großen Schritt zum Quadrat. Doch für die käfergroßen Gnome war es ein riesiger Versammlungssaal.
    Sie hatten ihn mit winzigen Tischen und Stühlen ausgestattet, mit einer Verschalung, die alle Lücken abdichtete und Spinnen und anderes Geziefer abhielt. An der einen Seite war ein Tresen mit einem Durchbruch nach vorn in die große Schankstube. Zwischen den Bechern und Krügen im Regal waren winzige Gnomenfässchen aufgestapelt. Beuzabar achtete darauf, dass sie stets gut mit Bier und Wein gefüllt blieben.
    Die Gnomenstube war noch besser besucht als der vordere Teil der Schenke. Etwa fünfzig Gnome saßen in großen und kleinen Gruppen beieinander, tranken und debattierten leise oder auch lautstark. Dann und wann legte sich der Lärm aus der großen Gaststube über ihre Gespräche.
    Als Darnamur eintrat, winkten
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