Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
festnehmen, der Aufruhr verbreitet.«
    Der Goblinhauptmann hob den Fuß hoch, mit dem er den Gnom zu Boden gedrückt hatte. Darnamur holte tief Luft. Dann fühlte er sich von einer Klauenhand am Rücken gepackt und wurde hochgehoben wie ein Päckchen.
    »Ich kümmer mich um den Aufrührer«, sagte der goldene Goblin. »Ihr kriecht wieder in die stinkenden Löcher, wo ihr rausgekommen seid.«
    Er drängte sich zwischen den anderen Goblins hindurch. Dabei schlug er mit dem Speerschaft nach ihnen, und sie wagten nicht, sich dem Hauptmann von Geliunas Palastgarde zu widersetzen. Winselnd liefen sie auseinander und zogen ihren verletzten Kameraden mit sich.
    »Manchen Saunasen muss man den Gehorsam einprügeln«, knurrte der Goblin. Darnamur sträubte sich gegen dessen Griff und zappelte. Der Goblin schüttelte ihn, dass die Zähne aufeinanderschlugen. Schlaff blieb Darnamur im Griff des Hauptmanns hängen, während der durch die panisch vom Platz fliehende Menge auf die Stadt zuschritt. Er tauchte in den Schatten der turmhohen Häuser, bahnte sich seinen Weg zwischen fliehenden Menschen und Gnomen hindurch und bog in eine Seitengasse ein.
    Darnamur tastete nach seinem zweiten Messer, dem Knochenmesser im Stiefel.
    Der goldene Goblin warf ihn auf den Boden, packte ihn an seinem Wams und riss ihn wieder hoch. Die Nähte an Darnamurs Weste drohten zu reißen, die Klauenfinger des Goblins krallten sich in das Leder.
    Dann rammte der Goblin den Gnom so kräftig gegen eine Hauswand, dass Darnamur erneut die Luft wegblieb. Er sah seinen Gegner, der ihn am ausgestreckten Arm festhielt, nur noch verschwommen: einen vergoldeten Brustpanzer mit in Silberintarsien eingelassenen Fledermausschwingen, darüber einen gleichfalls vergoldeten Helm mit rotem Helmbusch und ein dunkles, pelziges, flachnasiges Gesicht dazwischen.
    »Darnamur, du dämliche Rattenfresse!«, brüllte der Goblin ihn an. »Willst du endlich klug werden, oder muss ich dir den Kopf erst zurechtrücken?«
    »Dich bring ich als Erstes um, Werzaz«, zischte Darnamur. »Lass mich los, wenn du ein Krieger bist und kein geschleckter Feienknecht!«
    Werzaz schüttelte den Gnom noch heftiger, als der Kobold zuvor auf dem Schafott seine Rassel geschwungen hatte. Dann ließ er ihn auf das Straßenpflaster fallen. Darnamur blieb reglos liegen. Werzaz trat schwer atmend einen Schritt zurück und lehnte sich gegen die Wand. Eine Weile sprach keiner von ihnen ein Wort.
    »Hör zu, Flohhauptmann«, keuchte Werzaz schließlich. »’s gefällt mir auch nicht, was die Fei mit dem kleinen Wito gemacht hat. Aber er hat’s selbst rausgefordert!«
    Darnamur sagte nichts. Er lag einfach nur da wie tot. Werzaz trat wieder zu ihm hin und stieß ihm ganz leicht die Spitze des eisenbeschlagenen Stiefels in die Seite.
    »Hörst du mich, Sterzkopf?«, fragte er. »Als Hofrat der Fei hätt Wito in Samt und Seide leben können, den Rest seiner Tage. Aber er konnt ja sein Maul nicht halten, der überschlaue Gnom. Und jetzt isser weg, und du machst da gar nichts dran. Kannst dich höchstens auch noch schlachten lassen, wenn du zu laut rumschreist.«
    Darnamur hob den Kopf. »Es ist gut, Werzaz«, sagte er. »Du hast recht.«
    »’türlich hab ich recht, Käferhirn«, knurrte Werzaz.
    Darnamur stand schwankend auf und strich sich die Weste glatt. »Du hättest mich trotzdem nicht so grob anfassen müssen«, murmelte er.
    »Sondern?«, fragte Werzaz. »Soll ich dich streicheln und herzen und warten, bis die Kameraden von der Stadtgarde dir den Saft ablassen? Ich hätt nicht geglaubt, dass du so blöde bist!«
    Darnamur nickte. Er fasste an den Gürtel, sah sich um, aber das Messer war auf dem Platz geblieben. »Es ist … über mich gekommen«, sagte er. »Ich dachte … Jedenfalls hätte die Fei Wito nicht verurteilen dürfen. Es war ungerecht. Hätte er ihr das Kästchen nicht gebracht, säße sie gar nicht auf dem Thron. Und hätten alle auf dem Platz gegen dieses Unrecht zusammengestanden, dann hätten diese Goblins mir gar nichts tun können. Verdammt, hättest nur du mir geholfen, wären wir mit diesen Goblins schon fertig geworden!«
    Werzaz fasste Darnamur an der Schulter und zog ihn mit sich. »Bist wohl die Fei von Hätten-Land, was?«, sagte er. »Aber recht hast du. Heute braucht es mehr Blut, um das Blut zu kühlen! Ich kenn eine Schenke, da kehrt die Goblinwache ein. Gehn wir dahin und machen einen drauf. Für Wito, damit wir drüber wegkommen! Ich lad dich ein.«
    Darnamur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher