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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
Autoren: Alexander Lohmann
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von deinesgleichen.«
    Frafa zwängte sich zwischen den Schaulustigen hindurch. Sie wollte im Schatten untertauchen. Menschen waren nicht geschaffen für die Nacht.
    Doch sie kam kaum voran. Überall standen Menschen, und sie machten ihr nicht Platz. Sie murrten unwillig, wenn Frafa gegen sie stieß. Der Mann hinter ihr bahnte sich rücksichtslos einen Weg. Er drängte Frafa auf eine Seitengasse zu und holte sie an der Einmündung ein.
    Dort presste er Frafa gegen eine Mauer, den Sockel eines mächtigen Turmes. Frafa keuchte. Sie starrte zu dem Mann hoch. Sein Atem schnürte ihr die Luft ab.
    Der Mann wühlte ungerührt in dem Korb herum, den Frafa schützend vor sich hielt. Sie hielt ihn schräg, damit der Mensch nicht mehr hineinsehen konnte. Der presste sie daraufhin noch heftiger gegen den Mauersockel. Frafa gab ein ersticktes Würgen von sich, und alle Kraft wich aus ihren Armen. Der Angreifer riss den Korb an sich. Als er sich vorbeugte, biss Balgir ihm in die Nase.
    Der Mensch schrie auf und fuhr zurück, aber das Taschentier ließ nicht los. Der Mann taumelte und ruderte wild mit den Armen. Die Umstehenden wichen zur Seite. Das Taschentier hatte sich so fest verbissen, dass er es hinter sich her von Frafas Schulter zerrte.
    Frafa blieb benommen stehen. Sie rang nach Atem und starrte dem Angreifer nach. Der warf den Kopf hin und her und schrie. Balgir schlenkerte vor seinem Gesicht wie ein bizarrer Rüssel, Blut tropfte dem Mann vom Kinn.
    Er schloss seine kräftigen Fäuste um die grüngraue Echse und zerrte an ihr. Das Blut strömte ihm dabei über das Gesicht, und er gab gurgelnde Laute von sich. Balgir legte ihm die Vorderpfoten auf die Schläfe und klammerte sich damit zusätzlich fest. Der Mensch quetschte die Echse heftiger, und Balgir schlug ihm die Krallen in die Augen.
    Der Mann schrie gellend.
    Um sich schlagend bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Er riss an der Echse und schlug auf sie ein. Meistens traf er sich selbst. Die Umstehenden murrten und stießen den Mann fort. Frafa raffte sich auf, nutzte eine Lücke und floh. Nach wenigen Schritten blieb der Lärm des Kampfes hinter ihr zurück, und zitternd setzte sie ihren Weg zum Tor des Blutes fort.
    Sie hatte Balgir verloren, aber dafür die Börse im Korb gerettet. Mit dem Silber konnte sie ohnehin mehr anfangen als mit dem Taschentier, das ihr heute zum ersten Mal nützlich gewesen war. Frafa atmete tief durch.
    Im Grunde ist meine Tante an allem schuld, befand sie: Daugrula hätte Frafa in die Lehre nehmen und bei Hofe einführen sollen. Stattdessen hatte sie die Nichte schnellstmöglich zum greisen Aldungan abgeschoben, damit sie selbst in die Welt hinausspazieren und sich umbringen lassen konnte. Und dieser Lehrherr kümmerte sich um Frafa nur, wenn er sie für Botengänge brauchte. Aldungan hatte ihr nicht einmal beigebracht, wie sie sich gegen einfache Menschen zur Wehr setzen konnte!
    Die Unruhe vor ihr nahm zu. Frafa hielt kurz inne und legte den Kopf schräg. Sie hörte Johlen und Brüllen – feierte die Menge etwa die Hinrichtung?
    Frafa eilte weiter. Nach wenigen Schritten öffnete sich der Platz vor ihr. Hier mischte sich anderes Volk unter die Menschen: Gnome und Kobolde, Goblins, Vampire und Nachtmahre … Und auch Nachtalben.
    Sie atmete auf und wollte sich dem zivilisierteren Volk zugesellen. Bis sie erkannte, dass all diese Wesen in ihre Richtung liefen. Eine Masse von Leibern hielt genau auf sie zu und drohte sie zu überrennen.
    Der Goblin riss brüllend die Hände an das verletzte Auge und taumelte zurück. Seine Kameraden packten ihre Waffen fester.
    Der Goblin mit der goldenen Rüstung stemmte den Speer vor sich auf den Boden. »Wenn du deine Glotzer nicht brauchen kannst, ich weiß was damit anzufangen.« Er leckte Blut und Augenflüssigkeit von der Speerspitze. »Ihr Wildsaugesichter! Wisst wohl nicht, wen ihr vor euch habt?« Der Goblin schlug sich mit der Linken vor den funkelnden Brustpanzer. »Ich bin Hauptmann von Geliunas Palastgarde. Ihr seid nur behaarte Würmer, die durch die Gossen von Daugazburg kriechen! Ihr nehmt mir meinen Gefangenen nicht weg!«
    Die anderen Goblins verharrten unschlüssig und knurrten. Hasserfüllt starrten sie den Artgenossen an, der über Darnamur aufragte, aber sie zogen den Kopf ein. Der Goblin mit dem ausgestochenen Auge wimmerte.
    »’tschuldige, Hauptmann …«, stieß einer der Krieger widerwillig hervor. »Wir sorgen für Ordnung aufm Platz. Wollten ’n stinkenden Gnom
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