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PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel

PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel

Titel: PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel
Autoren: Perry Rhodan
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1.
    Die Nacht war dunkel und schweigend. Der kühle Wind kam in
schwachen, unregelmäßigen Stößen, und unter dem
Licht der kristallenen Sterne zitterten Wellen über die
Grasebene. Spitzen und Halme der Gräser und Pflanzen bebten,
schwankten und richteten sich wieder auf - eine monotone, ewige
Bewegung. Der Weg aus weißen Platten schlängelte sich
zwischen den wenigen Bauwerken entlang; niemand aber benutzte diesen
Pfad. In der Ferne erstrahlten die bizarren Bergrücken in einem
Licht, von dem niemand wußte, woher es leuchtete. Diese
Landschaft war reglos und erstarrt.
    Es klang wie ein Signal aus einer anderen Welt, einer unsichtbaren
und geheimnisvollen Sphäre, als die Zikaden zu lärmen
begannen. Zirpende Töne drangen aus dem Gras und brachen
schlagartig ab, als die Insekten durch die Schritte gestört
wurden. Sie bewegten sich neben dem Pfad durch das hohe Gras, gingen
vorbei, und wieder erklangen die silbernen Geräusche.
    Mart Keenra ging auf das dunkle, alte Haus zu. Das Gebäude
besaß die Form eines Kelches; ein Trichterhaus, dessen Eingang
sich im gedrungenen Stil befand. Mart Keenra sah jetzt auch den
schwachen Lichtschimmer, der von einer dunkelroten Leuchtplatte neben
der Rufanlage herrührte. Mart Keenra beschleunigte ihre Schritte
und trat auf den steinernen Pfad hinaus. Sie betrachtete die Tür,
ehe ihr Finger den Knopf hineindrückte. Die stählerne
Platte war mit altem, ris sigen Holz verkleidet, das trotz seines
hohen Alters glänzte und schimmerte; die Dienstroboter pflegten
das Haus
    gründlich. Über der Maserung befanden sich
verschnörkelte Ornamente von schimmerndem Buntmetall - es war
eine Tür, älter als acht Generationen.
    Irgendwo im Haus ertönte ein Summer, und die Tür glitt
    auf. Licht flutete der jungen Frau entgegen und ließ die
goldenen Fäden in ihrem Kleid aufblitzen. Stimmen ertönten,
und im Hintergrund klirrten Gläser gegeneinander. Jemand lachte.
Das Fest war in vollem Gang. Menschen bewegten sich durch nahezu
sämtliche Räume des Hauses, und die funkelnde Gestalt des
Roboters stand bewegungslos neben dem Gastgeber, der dem Mädchen
entgegensah.
    Tharc Yser war neunundzwanzig Jahre alt, nach arkonidischer
Zeitrechnung. Yser, der letzte Sproß der berühmten Familie
Tharc, die drei Raumadmirale und einen Piraten hervorgebracht hatte,
sah zu gut aus, um männlich zu wirken. Er trug ein
leuchtendweißes Hemd mit schwarzen, dicken Zier-nähten,
eine dunkelblaue Hose und Schuhe, an denen metallene Spangen
glänzten. Das schwere Armband, das an seinem Handgelenk klirrte,
war ein Beutestück seines Ahnen, des Piraten. Yser hatte
Piratenblut in seinen Adern - bisher hatte es noch niemand
feststellen können. Es schien zu sehr vermischt zu sein. Der
junge Mann streckte mit einer fließenden Bewegung beide Hände
aus und zog Mart Keenra ins Haus.
    »Ich freue mich«, sagte er mit gelangweilt
schleppender Stimme, »daß du dich der Mühe
unterzogen hast, mein Geburtstagsfest zu besuchen.«
    Mart Keenra ließ sich den Umhang von dem Robot abnehmen,
drehte sich wieder herum, lächelte schwach und sagte leise:
    »Ich bin zwar nur ein einfaches Mädchen aus einer
durchaus alltäglichen Familie - aber ich bin mir der Ehre
bewußt. Ob ich in der erlesenen Gesellschaft sehr auffallen
werde?«
    Yser wölbte die rechte Augenbraue steil hoch und wies mit
einer einladenden Geste weiter ins Haus hinein.
    »Das ist deine Sache«, sagte er. »Ich glaube, es
wird heute wieder köstlich amüsant.«
    »Ich fürchte es!« sagte Keenra trocken.
    Sie kamen an einer Gruppe junger, schlanker Männer vorbei,
die eine hübsche und sehr beschwipste Frau umstanden.
    Sie versuchte, ein Gedicht zu rezitieren, aber es gelang ihr
nicht. Darüber begeisterten sich die Männer und lachten,
tranken und lachten. An Ysers Seite ging Keenra zum nächsten
Antigravschacht und ließ sich in die oberen Stockwerke
hinauftragen. Die gesellschaftlichen Spitzen eines Unterabschnitts
von Arkon I schienen sich hier versammelt zu haben - Mart Keenra
schätzte, daß in Tharcs Haus rund zweihundert Personen
waren.
    »Es kamen eine Menge Leute von denen, die ich einlud«,
sagte Yser erklärend. »Der Abschnitt Kayan und auch die
Leute von Trenear befinden sich hier. Natürlich nur lauter
Intellektuelle. Auch einige, die ich nicht eingeladen habe.«
    Keenra nickte. Sie traten auf die oberste Galerie hinaus. Über
dem Haus, dessen Inneres aussah wie ein hellerleuchtetes
terra-griechisches Theater, glänzten die Sterne.
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