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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde
Autoren: Juma Kliebenstein
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hatte ich dann zwar meine Ruhe, aber irgendwie fuchste es mich doch ungeheuer, dass ich klein beigegeben hatte. Aber was sollte ich machen, alleine hatte ich einfach keine Chance gegen diese Blödmänner, da war das einfach das Beste.
    Manchmal ließen mich die Fabs auch in Ruhe, wenn sie gerade andere Sachen im Kopf hatten und mit sich selbst beschäftigt waren, aber es gab immer wieder Zeiten, in denen es ihr Hauptspaß war, mich zu ärgern. Und manchmal hätte ich mir in den Hintern beißen können, weil ich ihnen auch noch selbst eine tolle Vorlage geliefert hatte.
    An einen Tag kann ich mich noch ganz besonders gut erinnern.
    Es war...

...8: ...der Tag, an dem ich beschlossen habe, nur noch Schwarz zu tragen

    Der Tag, von dem ich euch jetzt erzähle, hat schon so blöd angefangen, wie ein Tag nur anfangen kann.
    Als ich wach geworden bin, habe ich gemerkt, dass was nicht stimmte. Klare Sache: Ich hatte verschlafen. Die Uhr an meinem Bett stand auf sieben. Normalerweise stehe ich um halb sieben auf. Mich wunderte, dass Mama noch nicht nachsehen gekommen war. Ich sprang also aus dem Bett (na ja, springen ist wohl übertrieben) und ging runter in die Küche. Und da wurde mir klar, warum Mama vergessen hatte, mich zu wecken: Mama und Papa stritten sich. Das tun sie oft. Nicht wirklich schlimm, sondern einfach so, Zanken ist irgendwie so was wie ihr Hobby. Wie andere Leute Briefmarken sammeln, streiten sich Mama und Papa über jeden Mist. Eine halbe Stunde später ist meistens alles wie vorher und sie lachen gemeinsam über den Streit. Jetzt allerdings war er noch in vollem Gange.
    »Rosi muss verschwinden!«, brüllte Mama gerade.
    »Ich hab dir ja gesagt, sobald ich dazu komme!«, schrie Papa zurück.
    Rosi ist eine Tätowierung auf Papas rechtem Oberarm. Er nennt das Rosi-Tattoo und überhaupt die Rosi eine Jugendsünde. Mama regt sich schon über das Tattoo auf, solange ich denken kann, und Papa verspricht schon genauso lange, es wegmachen zu lassen.
    Als ich reinkam, sagte Mama »Guten Morgen«, und Papa sagte auch »Guten Morgen«, und dann sagte Mama zu Papa: »Wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen, dann vielleicht«, und Papa wollte gerade was erwidern, als ich sagte: »Es ist sieben. Ich hab den Bus verpasst.«
    Mama starrte mich an und fauchte dann in Richtung Papa: »Das ist deine Schuld, wegen dir habe ich Martin nicht geweckt!«
    »Nicht ich bin schuld, sondern Rosi«, hat Papa gesagt, und Mama sah aus, als wollte sie ihn liebend gern zum Frühstück verspeisen. Dann schubste sie mich an, brüllte: »Komm!«, und rannte schon los zum Auto. Ich hüpfte in die erstbesten Kleider, die ich finden konnte, schnappte meine Schultasche und raste hinterher. Dann brausten wir auch schon los. Mama hat sich furchtbar beeilt, sodass wir gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Läuten bei der Schule ankamen.
    Ich bin aus dem Auto gesprungen und losgerannt, so schnell ich konnte. Erst oben in der Klasse, als ich mich hingesetzt hatte, ist mir aufgefallen, dass ich meinen Rucksack im Auto vergessen hatte. Ich wollte gerade aufstehen, als unser Biologielehrer hereinkam. Er hatte noch nicht richtig »Guten Morgen« gesagt und die Tür hinter sich geschlossen, als es klopfte und die Tür wieder aufging.
    Meine Mutter kam herein, den Rucksack schwenkend.
    Ihr Haar war zerzaust, die Backen rot und sie atmete schwer. Wahrscheinlich war sie die Treppen hochgerannt.
    »Entschuldigung«, sagte sie zu Herrn Billinger. »Mein Sohn hat seine Schultasche im Auto vergessen.«
    Mama kam zu meinem Platz.
    »Hier, Schatz«, sagte sie und hielt mir den Rucksack hin. Und jetzt sah ich etwas, das ich in der ganzen Eile vorher nicht bemerkt hatte. Ich dachte, mich trifft der Schlag.
    Meine Mutter trug noch ihren blau-rot gestreiften Schlafanzug! Sie sah aus wie ein Panzerknacker aus Donald Duck ! Ich hörte, wie einige kicherten. Dann wurde das Lachen lauter. Mein Gesicht wurde heiß. Bestimmt war ich rot wie ein Krebs.
    »Ich hab dir für die Pause den Obstsalat von gestern reingetan«, sagte Mama, und ich war kurz davor, in Ohnmacht zu fallen, so peinlich war mir alles.
    »Ääähm«, sagte ich und Mama machte sich endlich auf den Rückweg.
    »Entschuldigung«, sagte sie noch mal zu Billinger.
    Der guckte aber nur auf ihren Schlafanzug. Mama schaute an sich hinunter. Ich an ihrer Stelle wäre im Boden versunken. Mama nicht. Sie lachte.
    »Oh«, sagte sie. »Da gehe ich mal schnell wieder nach Hause. Wie es aussieht, schlafe
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