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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde
Autoren: Juma Kliebenstein
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ich ja noch und gehöre ins Bett.« Damit ging sie aus der Tür.
    Die ganze Klasse brüllte vor Lachen. Billinger hustete. Ich weiß nicht, ob ihm das alles auch peinlich war oder ob er versuchte, nicht zu lachen.
    »Ruhe!«, rief er dann, und nach und nach wurde es wieder einigermaßen still. Die ganze Stunde über hörte ich aber immer wieder ein unterdrücktes Kichern hinter mir.
    In der kleinen Pause kamen die FabFour zu meinem Platz und bauten sich um mich herum auf.
    »Deine Mutter ist wohl aus dem Gefängnis abgehauen«, sagte Lucas.
    Die anderen lachten.
    »Du hast zu viele Comics gelesen«, sagte ich wütend.
    »Und einen Obstsalat hat sie dir eingepackt«, sagte Finn mit verstellter Frauenstimme.
    »Gut zum Abnehmen«, sagte Noah und guckte auf meinen Bauch.
    Ich stand auf. Ich wollte aufs Klo gehen, da hatte ich wenigstens immer meine Ruhe.
    »Lasst mich vorbei«, sagte ich.
    Die Fabs machten natürlich keinen Platz. Sie glotzten mich ungläubig von oben bis unten an. Dann prusteten sie laut los. »Wie sieht der denn aus«, jaulte Finn und hielt sich den Bauch vor Lachen.
    »Boah!«, brüllte Lucas und ähnlich blöd lachten auch Noah und Tim.
    Ich traute mich kaum, an mir runterzusehen, aber was blieb mir anderes übrig?
    Dann musste ich gewaltig schlucken.
    Ich hatte heute Morgen in der Eile das Erste gegriffen, was mir in die Finger gekommen war.
    Und das war ausgerechnet ein babyblaues T-Shirt mit dem Aufdruck Der beste Bauch der Welt.

    Dieses T-Shirt gehörte Papa. Der zog das an, weil Mama es lustig fand. Ich fand es jetzt ganz und gar nicht lustig. Wahrscheinlich war es bei der Wäsche aus Versehen in meinen Schrank geraten. Hoffentlich war es wenigstens eingelaufen. Wenn ich jetzt schon in Papas T-Shirts passen würde, wäre ich gänzlich am Boden zerstört.
    Hilfe! Ich dachte, ich falle auf der Stelle tot um.
    »Der beste Bauch der Welt!«, schrie Lucas.
    Die Fabs lachten und brüllten wie die Irren.
    Zum Glück klingelte es. Ich hatte mich noch nie so auf eine Deutschstunde gefreut wie gerade jetzt. Während Frau Mork vorne über eine Kurzgeschichte redete, tuschelten und kicherten hinten die FabFour über mich.
    In dieser Stunde beschloss ich, nur noch schwarze Sachen zu tragen, mein ganzes Leben lang, damit mir so was nie wieder passieren konnte. Den Rest des Vormittags verbrachte ich auf meinem Platz und stellte mich taub, wenn die Fabs blöde Sprüche von sich gaben.
    Nur noch schwarze Klamotten, dachte ich, nur noch Schwarz!
    Zu Hause, beim Mittagessen, beschloss ich, gleich zu sagen, was ich mir ausgedacht hatte. Papa hatte am Nachmittag frei und saß mit am Tisch. Sehr gut, dann brauchte ich das Ganze nicht zweimal zu erzählen.
    »Was?«, sagte Mama erstaunt. »Nur noch schwarze Sachen? Das ist doch wohl ein bisschen sehr trist!«
    »Mir wurscht«, sagte ich. »Nur noch schwarze Klamotten. Sonst geh ich nicht mehr aus dem Haus. Nie wieder!«
    »Ich weiß gar nicht, was du hast«, sagte Mama.
    »Ich schon«, sagte Papa. »Das sieht doch albern aus.« Und er zeigte auf sein T-Shirt auf meinem Bauch.
    »Du trägst es doch selber«, sagte Mama.
    »Ich bin aber keine elf Jahre alt. In der Schule ist so was peinlich. Die lästern doch bestimmt alle. Nicht wahr?«
    Es erstaunte mich, dass Papa das verstand. Aber zugeben, wie schlimm es heute gewesen war, wollte ich auch nicht.
    »Ach«, sagte ich. »Ich finde Schwarz einfach besser.« Und zu Mama sagte ich: »Vielleicht tauchst du das nächste Mal nicht im Schlafanzug in meiner Klasse auf!«
    »Was machst denn du im Schlafanzug in Martins Klasse?«, fragte Papa Mama interessiert.
    Die fing damit an, dass sie heute Morgen wegen des Krachs mit Papa vergessen hatte, sich umzuziehen, und schon waren die beiden wieder in schönster Einigkeit beim Streiten. Mich vergaßen sie darüber zum Glück ganz.
    Nach dem Essen verschwand ich in mein Zimmer. Ich machte den Kleiderschrank auf und zog alles, was nicht schwarz war, heraus und warf es auf einen großen Haufen. Der Haufen wurde sehr groß und sehr bunt. Als ich fertig war, lag im Schrank nur ein kümmerlicher Rest an schwarzen Socken und ein paar Unterhosen. Ich schleppte den großen bunten Haufen in den Flur und holte Mama.
    »Das zieh ich nicht mehr an«, sagte ich.
    Erstaunlicherweise protestierte sie nicht im Geringsten und räumte alles in eine große Sporttasche.
    Dann packte sie die Tasche ins Auto, ich musste auch einsteigen und wir fuhren in die Stadt. Mama kaufte mir ein paar schwarze
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