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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde
Autoren: Juma Kliebenstein
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gleich da hochzumüssen, so beleibt und mit der grausigen Brille. Wenn ich bloß nicht zu diesem Schönling Lucas in die Klasse kam! Aber wenn es vier Klassen gab, war es doch ziemlich unwahrscheinlich, ausgerechnet mit diesem Blödmann in eine Klasse zu kommen. Genauer gesagt, bestand eine fünfundzwanzigprozentige Wahrscheinlichkeit. Geringer als die, beim Münzenwerfen zu verlieren. »Ebermann, Martin«, riss mich die Stimme des Direktors aus meinen Überlegungen, und Mama stieß mich an.
    »Los, hoch!«, flüsterte sie mir ins Ohr und schob mich auf den Gang. Mann, war das furchtbar. Ich hatte das Gefühl, alle glotzen mich an und kichern. Auf der Bühne ließ Lucas eine Kaugummiblase platzen und feixte mich an.

    Ich merkte, wie ich rot wurde
    (Weiterlaufen!)
    wie mein Hemd auf dem Rücken klebte
    (Wieso gucken die mich alle an?)
    wie die Brille auf der Nase rutschte
    (Hilfe, gleich kommt die Treppe!)
    wie mein Hals trocken wurde
    (Hoffentlich muss ich nicht reden!)
    und die Hose ein bisschen rutschte
    (Festhalten!!! Festhalten!!!)

    Dann ging es die Stufen hoch.
    Eins,
    zwei,
    dr...
    Zack!
    Da lag ich dann. Natürlich bin ich gestolpert. Natürlich. Ich habe im Stolpern noch überlegt, was peinlicher ist: liegen bleiben und sich tot stellen oder aufstehen und da hochklettern.

    Ich habe mich aufgerichtet und gehört, wie ein paar gekichert haben. Einer von den Lehrern ist mir entgegengekommen und hat mir die Hand hingestreckt, damit ich leichter aufstehen konnte. Noch nie, niemals in meinem Leben, war mir irgendetwas so peinlich gewesen. Ein hübsches Mädchen, das in der ersten Reihe saß, lachte laut.
    Wer noch gelacht hat, war der blöde Lucas.
    Und dann...
    »Ebermann, Martin«, hat der Direktor noch einmal gesagt.
    »Fünf c!«
    Bingo.
    Ich bin wie im Traum dahin gelaufen, wo der müde, blasse Lehrer der zukünftigen 5c stand. Und ein paar grinsende Jungs. Und natürlich King Lucas.
    Ich habe mich nicht genau neben ihn gestellt, aber ich habe es trotzdem gehört.
    Ein Quieken. Dann ein Grunzen.
    »Mister Piggy, der Eber«, hat Lucas den beiden anderen Jungen neben ihm zugezischt. Und die haben gegrinst.
    Da stand ich, beleibt, in einem hellrosa Hemd (lachsfarben!), mit einer todschicken Brille und einem eingerissenen Hosenbein, und habe mich ans andere Ende der Welt gewünscht. Und Rache habe ich geschworen, heiße Rache!
    Apropos heiß, es wird ganz schön frisch, wenn man hier nachts im Freibad in einer Rutsche feststeckt. Hoffentlich dauert es nicht mehr so lange, bis Karli zurückkommt. Sonst können wir unsere heiße Rache nämlich vergessen. Naja, dann nutze ich wenigstens die Zeit und erzähle mal weiter.

…9: Der Krieg zwischen den FabFive und mir

    Damit fing es also an. Von diesem Tag an hatte ich bei den FabFour (damals waren sie noch zu viert) verloren. Okay, das war tatsächlich ein ziemlich uncooler Auftritt gewesen. Mir war es natürlich furchtbar peinlich, daran zu denken, aber die meisten anderen aus der Klasse hatten das schnell vergessen. Nur die FabFour vergaßen nicht, mich ständig daran zu erinnern.
    Die FabFour, die mittlerweile zu fünft sind und auf keinen Fall jetzt hier im Freibad auftauchen dürfen, das waren Noah, Tim, Finn und allen voran Lucas, die selbst ernannten Superhelden unserer Klasse. Sie haben sich FabFour genannt, weil sie sich für fabelhaft halten. Die fabelhaften Vier sozusagen. Aber in ihren Ohren klingt das auf Englisch viel cooler, The Fabulous Four. Und noch viel cooler finden sie die Abkürzung: FabFour. Was sie nicht wissen, ist, dass die Beatles so genannt wurden. Das ist nicht die Art Musik, die die Fabs hören. Ich auch nicht, ehrlich gesagt. Aber mein Vater. Deshalb weiß ich das.
    Jetzt, wo sie zu fünft sind, nennen sie sich die FabFive, da ist das mit den Beatles eh egal.
    Wir waren damals acht Jungs und siebzehn Mädchen in der Klasse und die FabFour waren die Kings und wir anderen das Fußvolk. Man muss sich das vorstellen wie bei einer Vase: Ganz oben, wo die Blumen rausgucken und die Vase schmal ist, stehen die FabFour. Sie tragen die richtige Kleidung (teuer, Markenlabel so groß wie Frisbeescheiben), die richtigen Frisuren (Gruß vom Strand von Hawaii) und haben immer den richtigen Spruch auf den Lippen (»Was geht ab, Alter?«). Alle sind schlecht in fast allen Fächern außer in Sport, und die Pausen verbringen sie damit, zu prahlen, wohin sie in Urlaub fahren, und damit, ihre Handys zu vergleichen.
    Dann, in der Mitte, wo die Vase bauchig
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