Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
hat nichts mit den Sopranos zu tun. Als unsere Kleine geboren wurde, kannte ich die Serie noch gar nicht.«
    Ach so.
    »Du fragst dich bestimmt, weshalb ich diesen Polizisten angerufen und ihn um deine Nummer gebeten habe«, fuhr Judy fort. »Zunächst aber Folgendes: Art weiß nicht, dass ich hier bin.«
    »Nein?«

    »Um die Wahrheit zu sagen, ich wäre von selbst auch gar nicht darauf gekommen. Ich bin so durcheinander, kann nicht mehr schlafen und kaum einen klaren Gedanken fassen. Doch als ich vor ein paar Tagen im Untersuchungsgefängnis mit Art gesprochen habe, hat er gesagt: >Ich weiß, was du denkst, aber lass Lincoln aus dem Spiel.
    Das hier ist bestimmt eine Verwechslung oder so. Es wird sich alles regeln. Versprich mir, dass du ihn nicht anrufst^ Er wollte dich nicht damit belasten.. Du weißt doch, wie Art ist. So liebenswürdig. An sich selbst denkt er stets zuletzt.«
    Rhyme nickte.
    »Aber je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto sinnvoller schien es mir zu sein.
    Ich würde dich nicht darum bitten, deine
    15
    Beziehungen spielen zu lassen oder irgendetwas Unrechtes zu tun, aber ich dachte, du könntest vielleicht einfach nur ein oder zwei Leute anrufen. Und mir sagen, was du von der Sache hältst.«
    Rhyme konnte sich die Reaktion im Big Building lebhaft vorstellen. Er war forensischer Berater des New York Police Department, und es gehörte zu seinen Aufgaben, die Wahrheit zu ergründen, wie auch immer sie aussehen mochte. Dennoch hatte die polizeiliche Führungsetage es eindeutig lieber, wenn er Verdächtige überführte, anstatt sie zu entlasten.
    »Ich hab mir ein paar der Ausschnitte über dich angesehen und. .«
    »Ausschnitte?«
    »Art hat ein Sammelalbum angelegt und Zeitungsartikel über deine Fälle darin eingeklebt. Dutzende. Du hast einige beachtliche Erfolge erzielt.«
    »Ach, ich bin bloß ein einfacher Staatsdiener«, sagte Rhyme.
    Judy ließ zum ersten Mal eine unverfälschte Gefühlsregung erkennen: Lächelnd sah sie ihm in die Augen. »Art hat gesagt, er habe dir deine Bescheidenheit sowieso noch nie abgekauft.«
    »Ist das so?«
    »Aber nur, weil du selbst auch nie daran geglaubt hättest.« Sachs kicherte.
    Rhyme gab ein Lachen von sich, das möglichst aufrichtig klingen sollte. Dann wurde er ernst. »Ich weiß nicht, wie viel ich erreichen kann. Aber erzähl mir, was passiert ist.«
    »Es war am Donnerstag vor einer Woche, am Zwölften. Art macht donnerstags immer früher Schluss und geht auf dem Heimweg im State Park ausgiebig joggen. Er läuft für sein Leben gern.«
    Rhyme dachte an früher, an die unzähligen Male, die sein bis auf wenige Monate gleichaltriger Cousin und er durch die Straßen oder grüngelben Felder ihrer Heimat im Mittelwesten gerannt waren. Grashüpfer ergriffen die Flucht, und Stechmücken klebten an ihrer schweißnassen Haut, wenn sie anhielten, um wieder zu Atem zu kommen. Art schien immer in besserer Form zu sein, aber Lincoln war in die Leichtathletikmannschaft seiner Schule aufgenommen worden; sein Cousin hatte kein Interesse daran gehabt, es ebenfalls zu versuchen.
    15

    Der Kriminalist schob die Erinnerungen beiseite und konzentrierte sich auf Judys Bericht.
    »Gegen fünfzehn Uhr dreißig ist Arthur von der Arbeit aufgebrochen und laufen gegangen. Um sieben oder halb acht kam er nach Hause. Er schien so wie immer zu sein und hat sich nicht ungewöhnlich verhalten. Nachdem er geduscht hatte, haben wir zu Abend gegessen. Am nächsten Tag stand die Polizei vor der Tür, zwei Beamte aus New York und ein Staatspolizist aus New Jersey. Sie haben ihm Fragen gestellt und sich das Auto angesehen. Dort haben sie Blut gefunden. Ich weiß nicht. .« Ihre Stimme ließ immer noch erkennen, wie entsetzt sie an jenem schwierigen Morgen gewesen war. »Dann haben sie das Haus durchsucht und einige Sachen mitgenommen. Und dann sind sie zurückgekommen und haben ihn verhaftet. Wegen Mordes.« Das letzte Wort kam ihr nur schwer über die Lippen.
    »Was genau wirft man ihm vor?«, fragte Sachs.
    »Es heißt, er habe eine Frau umgebracht und aus ihrer Wohnung ein seltenes Gemälde gestohlen.« Sie lachte verbittert auf. »Ein Gemälde gestohlen. Wozu, um Himmels willen? Und Mord? Arthur hat in seinem ganzen Leben noch niemandem ein Haar gekrümmt. Er ist dazu gar nicht fähig.«
    »Dieses Blut, das gefunden wurde. . Hat man einen DNS-Vergleich durchgeführt?«
    »Äh, ja, hat man. Und es schien übereinzustimmen. Aber solche Tests können falsche Ergebnisse haben,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher