Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
nicht wahr?«
    »Hin und wieder«, sagte Rhyme und dachte: Sehr, sehr selten.
    »Oder der echte Täter könnte die Blutspur dort gelegt haben.«
    »Dieses Gemälde«, sagte Sachs. »Hat Arthur sich je dafür interessiert?«
    Judy spielte mit den breiten schwarzen und weißen Kunststoffarmreifen an ihrem linken Handgelenk herum. »Ja, die Sache ist die: Er hat mal ein Bild von demselben Maler besessen. Es hat ihm gefallen. Aber nachdem er seinen Job verloren hatte, musste er es verkaufen.«
    »Wo wurde das Gemälde gefunden?«
    »Das wurde es nicht.«
    »Aber woher will man dann wissen, dass es gestohlen wurde?«
    16
    »Irgendein Zeuge behauptet, er habe ungefähr zu der Zeit, als die Frau getötet wurde, einen Mann gesehen, der das Bild aus der Wohnung zum Auto getragen habe. Ach, es ist alles nur eine schreckliche Verwechslung. Zufälle.. Das muss es sein; bloß eine verrückte Folge von Zufällen.« Ihre Stimme zitterte.
    »Hat er die Frau gekannt?«
    »Anfangs hat Art das verneint, aber dann, na ja, war ihm so, als könnten sie einander doch mal gesehen haben. In einer Kunstgalerie, die er gelegentlich besucht. Aber er sagt, er könne sich nicht entsinnen, je mit ihr gesprochen zu haben.« Ihr Blick wanderte nun über die Wandtafel, auf der skizziert war, wie Logan in England gefasst werden sollte.
    Rhyme musste wieder daran denken, was er und Arthur zusammen erlebt hatten.

    Wer als Erster bei dem Baum da ist. . nein, du Weichling, bei dem Ahornbaum da hinten. . und den Stamm berührt! Auf drei. Eins.. zwei. . los!
    Du hast nicht drei gesagt!
    »Da ist noch mehr, Judy, nicht wahr? Sagen Sie es uns.« Sachs hatte es der Frau wohl an den Augen angesehen, vermutete Rhyme.
    »Ich bin nur völlig aus der Fassung. Auch wegen der Kinder. Das ist ein Albtraum für sie. Die Nachbarn behandeln uns, als wären wir Terroristen.«
    »Verzeihen Sie, dass ich nachhaken muss, aber es ist wichtig, dass wir alle Fakten kennen. Bitte.«
    Judy war wieder rot geworden und hielt nun beide Knie umklammert. Rhyme und Sachs waren mit einer Frau namens Kathryn Dance befreundet, die beim California Bureau of Investigation arbeitete und Expertin für Kinesik - Körpersprache - war.
    Rhyme hielt derartige Kenntnisse im Vergleich mit der forensischen Wissenschaft für zweitrangig, aber er respektierte Dance und hatte ein wenig über ihr Fachgebiet gelernt. Daher konnte er mühelos erkennen, dass Judy Rhyme unter gewaltigem Stress stand.
    »Nur zu«, ermutigte Sachs sie. ,
    »Ach, die Polizei hat noch andere Hinweise gefunden - also keine richtigen Spuren, keine Beweise. Aber. . es sieht für die Be
    17
    amten so aus, als hätten Art und die Frau womöglich was miteinander gehabt.«
    »Und was meinen Sie dazu?«, fragte Sachs.
    »Ich glaube nicht, dass das so war.«
    Rhyme entging nicht, dass sie eine vorsichtigere Formulierung wählte und die Möglichkeit nicht so entschieden abstritt wie die Frage nach dem Raubmord. Sie wollte unbedingt ihrem Mann Glauben schenken, war aber anscheinend zu der gleichen Schlussfolgerung gelangt wie nun auch Rhyme: dass es für Arthurs Fall vorteilhafter wäre, wenn er und das Opfer eine Affäre gehabt hätten. Man raubte eher eine Unbekannte aus als die Geliebte, mit der man schlief. Als Ehefrau und Mutter sehnte Judy sich dennoch nur nach einer einzigen Antwort auf diese Frage.
    Dann hob sie den Kopf. Es fiel ihr nicht mehr so schwer, Rhyme anzusehen, die Vorrichtung, in der er saß, oder die anderen Geräte, die sein Leben bestimmten. »Was auch immer sonst noch geschehen sein mag, er hat diese Frau nicht ermordet. Das hätte er niemals gekonnt. Ich weiß es einfach.. Kannst du irgendetwas für ihn tun?«
    Rhyme und Sachs sahen sich an. »Es tut mir leid, Judy«, sagte er, »aber wir stecken gerade mitten in einem wichtigen Fall und sind kurz davor, einen sehr gefährlichen Täter zu schnappen. Ich kann da jetzt nicht einfach aussteigen.«
    »Das sollst du ja gar nicht. Aber gibt es denn gar nichts? Ich weiß nicht, was ich machen soll.« Ihre Unterlippe bebte.
    »Wir hören uns mal um«, sagte er. »Ich kann dir keine Informationen verschaffen, die du nicht auch durch deinen Anwalt bekommen würdest, aber ich werde dir ehrlich sagen, wie ich die Erfolgsaussichten der Staatsanwaltschaft einschätze.«
    »Oh, vielen Dank, Lincoln.«

    »Wer ist sein Anwalt?«
    Sie nannte ihnen den Namen und die Telefonnummer eines bekannten und entsprechend teuren Strafverteidigers. Der Mann hatte vermutlich einen vollen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher