Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege
Autoren: Beatrix Gurian
Vom Netzwerk:
wenn nicht?«
    Er sucht meinen Blick und sagt, ohne mit der Wimper zu zucken: »Dann, Lu, gibt es kein nächstes Mal.« Jetzt erst überlässt er mir das Eis.
    Was für ein Selbstvertrauen! Klar, dass mich das reizt. Ich nehme mir vor, beim ersten Löffel eine angeekelte Grimasse zu schneiden, doch es fällt mir wirklich schwer, das durchzuziehen, denn er hat total leckere Sorten ausgesucht, die ich noch nie probiert habe.
    »Uääähh!«, sage ich also mit Überwindung und genieße das Sahnekirscheis genauso wie seinen bestürzten Gesichtsausdruck. Aber dann halte ich nicht länger durch und lache ihn an. Köstlich, das hätte ich mir nicht besser aussuchen können: Sahnekirsch-, Schokominz- und Nutellaeis.
    Während wir unser Eis essen, gehen wir weiter und ich erwische mich dabei, dass ich fasziniert auf seinen blassen Mund und seine Zunge starre und mir wünsche, seine Lippen würden mich berühren.
    »Willst du mal von mir probieren?«, frage ich ihn und meine Stimme ist heiser.
    »Gern.« Ich bleibe stehen, damit er sich etwas nehmen kann, aber er würdigt das Eis mit keinem Blick, sondern beugt sich schnurstracks zu mir und küsst mich zart auf den Mund.
    »Mmm, lecker!«, flüstert er, nachdem er sich wieder aufgerichtet hat. Verschmitzt grinst er mich an.
    Ich bin total hin- und hergerissen. Einerseits hat er mich ganz schön überrumpelt, andererseits war es genau das, was ich auch wollte. Aber wie konnte er so sicher sein? Es kommt mir so vor, als könnte er in mir lesen wie in einem offenen Buch.
    »Bist du sauer?«, fragt er angesichts meines Schweigens dann doch.
    »Nein.«
    »Gut. Du gefällst mir. Nein, es ist viel mehr, ich finde dich toll. Warum sollte ich blöde Spiele mit dir spielen und kostbare Zeit verschwenden? Ich hab keine Freundin, ich bin einundzwanzig Jahre, habe einen Job, bin gesund, mein Herz ist rein und meine Absichten sind absolut ehrbar.« Jetzt lacht er laut raus. »Nein, das ist ein bisschen gelogen, wenn ich dich ansehe, dann geht mir leider eine Menge höchst unanständiger Sachen durch den Kopf. Du bist einfach unglaublich sexy.«
    Zum ersten Mal in meinem Leben schaffe ich es nicht, mein Eis aufzuessen. Seine Worte bringen mich durcheinander und gleichzeitig gefallen sie mir. Ich werfe den halb leeren Becher in den nächsten Mülleimer und weiß immer noch nicht, was ich als Nächstes tun will.
    »Hey, entschuldige, das hätte ich wohl besser nicht sagen sollen, oder?« Er legt seine Hand auf meinen nackten Unterarm. Und von dort fluten elektrisierende Ströme durch meinen Körper, die mein Sprachzentrum komplett lähmen. Was geht hier vor?
    »Ich hab so etwas noch nie erlebt, ehrlich.« Seine türkisfarbenen Augen schauen mich treuherzig an. »Du denkst vielleicht, ich baggere jede an, die in einem coolen Schlitten in unsere Radarfalle fährt. Aber dem ist nicht so.«
    Wenigstens schaffe ich es, ihn spöttisch anzugrinsen. Für wie blöd hält er mich eigentlich? So gut, wie er aussieht, und so selbstbewusst, wie er ist, hat er sicher noch nie etwas anbrennen lassen. Leider nimmt er seine Hand von meinem Unterarm und es bleibt nur ein leises Kribbeln zurück.
    Er hebt seine Hände und gestikuliert wie ein wild gewordener Italiener. »Na ja, okay, ich bin schon eher ein Frauentyp. Aber das zwischen dir und mir ist völlig neu für mich. Und ich will dich auf keinen Fall verletzen. Oder hab ich das etwa schon?« Jetzt stellt er sich vor mich, legt eine Hand unter mein Kinn und zwingt mir seinen Blick auf. Diese geballte Ladung türkisblauer Besorgnis macht meine Brust total eng, ich atme flacher und schneller und meine Beine fühlen sich an, als stünden sie auf einer schwabbeligen Luftmatratze.
    Und obwohl mein Körper alles tut, um mein Hirn auszutricksen, fällt mir plötzlich doch Basti ein, der so sicher war, dass Diego sich bloß für meinen Busen interessiert. Ich überlege, ob ich es verkraften würde, einfach nur aufregenden Sex mit Diego zu haben und zu akzeptieren, dass er danach wieder aus meinem Leben verschwindet. Aber ich brauche nicht lange, denn ich weiß, das ist nichts für mich, ich habe mir das einmal angetan, und das war schon einmal zu viel. Ich finde, es gibt nichts Öderes.
    »Ich habe kein Interesse daran, mit dir ins Bett zu gehen, wenn es nur das ist, was du willst. Aber danke der Nachfrage.«
    Abrupt lässt Diego mein Kinn los. »Hey, hey, hey, hörst du mir gar nicht zu? Ich sage doch gerade, dass ich mehr will als das. Du machst irgendetwas mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher