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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler
Autoren: Becky Masterman
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hatte, mit dem ich von oben bis unten besudelt war.
    »Hier, trinken Sie das.« Ich hob ihren Kopf und zwang so viel vom Tequila über ihre Lippen, wie sie schlucken konnte, um die Wirkung des Schocks abzumildern. »Wir haben weniger als zwei Minuten, bevor es hier von Sirenen, Blaulicht und Beamten nur so wimmelt. Wir machen es folgendermaßen: Ich habe Emery getötet. Sie haben nichts gesehen, weil Sie hier draußen waren und versucht haben, auf allen vieren kriechend zu fliehen und Hilfe zu holen.«
    »Aber warum denn?«, fragte sie. »Warum sollten Sie das tun?«
    »Wir können später über die Gründe reden. Hören Sie einfach zu.«
    Colemans Kopf schaukelte auf den Servietten hin und her. »Bathory war ein Serienkiller. Man wird mir deswegen nichts anhängen.«
    »Oh doch«, widersprach ich. »Ich weiß, dass Sie noch halb unter Schock stehen und noch nicht überschauen können, wie sich die Sache entwickeln wird. Aber ich kann es, und deswegen hören Sie mir jetzt ganz genau zu. Sie haben einen unbewaffneten Mann in den Rücken geschossen. Er hatte es verdient, aber Sie haben es im Zuge eigenmächtiger Ermittlungen getan – in einem Fall, von dem man Sie entbunden hat. Und weil niemand auf Ihren Verdacht hören wollte, was Lynchs Geständnis angeht, ist Deputy Max Coyote tot. Das FBI -Büro in Tucson hat diesen Fall gründlich vermasselt, und Special Agent Roger Morrison wird jegliche Verantwortung von sich weisen und nach einem Sündenbock suchen, dem er die ganze Schuld in die Schuhe schieben kann. Dieser Sündenbock werden Sie sein, Laura.«
    »Das ist mir egal.«
    »Und was wollen Sie in Zukunft tun? An der Highschool unterrichten oder als Sicherheitsberaterin für irgendeinen Konzern arbeiten? Sie sind eine von den Guten, Coleman. Sie müssen in Ihrem Job weitermachen.«
    Inzwischen waren die Sirenen zu hören. »Glauben Sie ja nicht, dass ich aus selbstlosen oder edlen Motiven handle. Mein Leben ist bereits ruiniert, und das hier macht es um keinen Deut schlimmer. Ich will Morrison einfach nicht den Triumph überlassen, Sie aus dem FBI zu jagen.«
    »Ich werde ihnen die Wahrheit erzählen.«
    »Das werden Sie nicht, weil Sie sich nicht bewegen können, sodass ich vor Ihnen durch die Tür und draußen bin. Ich werde erzählen, was passiert ist. Wenn Sie hinterher eine andere Geschichte abliefern, gehe ich wegen Behinderung der Ermittlungen ins Gefängnis. Ich bin in einer perfekten Verliererposition, meine Liebe, und Sie haben keine andere Wahl, als zu gewinnen.«
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
    »Oh doch, das ist es.« Die Zeit wurde knapp. »Und als zusätzliche Aufmunterung werde ich den Cops erzählen, dass Sie mit Royal Hughes herumgevögelt haben.«
    Dann blitzten die bunten Lichter der Einsatzfahrzeuge durch die Fenster unter der Decke.
    Doch bevor ich dem SWAT -Team entgegentrat, musste ich noch eine Sache erledigen. Rasch ging ich in Emerys Büro und nahm das Glas mit den eingelegten Schweinefüßen von seinem Schreibtisch. Dort war das kleine cremefarbene, an die Wand des Glases gedrückte Stück, das mir aufgefallen war, als ich an der Theke gesessen hatte – von einer Form und Farbe, die nicht ganz mit dem Rest des Inhalts übereinstimmte. Meine Gedanken dazu waren ein weiteres Beispiel für meine bizarre Fantasie.
    Eine megafonverstärkte Stimme meldete sich. »Sie sind umstellt. Kommen Sie langsam und mit erhobenen Händen nach draußen.«
    Ich ging mit dem Glas zurück in die Bar, hob es hoch über den Kopf, schloss die Augen und warf es mit voller Kraft gegen die Registrierkasse. Es zerbarst, und die meisten Scherben segelten hinter die Theke. Der beißende Gestank nach Essig stieg mir in die Nase, als ich mich auf einen Hocker schwang, um mein Werk zu begutachten.
    Und dann sah ich es.
    Ich sah, dass ich recht gehabt hatte mit meiner Vermutung, was all die Jahre vor aller Augen in dem Glas zur Schau gestellt worden war.
    Perfekt konservierte menschliche Ohren.
    Ich packte eine Handvoll weiße Papierservietten und ging zur Tür, öffnete sie vorsichtig und streckte die Servietten nach draußen. Dann öffnete ich die Tür weit und sah ein ganzes Geschwader von Streifenwagen, angefangen von der Oro Valley Police bis hin zur Arizona State Highway Patrol.
    Zwischen den Wagen verteilt standen die Beamten des SWAT -Teams, die Waffen im Anschlag, bereit zum Feuern. Ein letzter Spritzer Adrenalin, von dem ich nicht gewusst hatte, dass er übrig geblieben war, schoss in meinen Kreislauf,
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