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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
Autoren: Paul McAuley
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beging das größte Verbrechen in der Geschichte der Menschheit, indem er sich über die Evolution hinwegsetzte und an seinem eigenen Genom herumbastelte.
    Die Jungen errieten stets, was für ein Film gezeigt werden würde, an der Art der Mahlzeit, die es vorher gab. Vor Geschichts- und Heldenfilmen wurden ihre Lieblingsspeisen gereicht, zuckrig und in Fett schwimmend, während vor Filmen über Verbrechen an der Menschheit nur Brei und einfaches gekochtes Gemüse serviert wurden.
    Hin und wieder unterhielten sich die Jungen über die Helden, die sie am meisten bewunderten, und die Schlachten, in denen sie gern gekämpft hätten, und stellten Vermutungen darüber an, wo sie nach Beendigung ihrer Ausbildung wohl eingesetzt werden würden und was ihre Aufgabe sein würde. Obwohl noch kein Krieg erklärt worden war, war es offensichtlich, dass sie dazu ausgebildet wurden, gegen den Feind zu kämpfen. Dave #27, der bei Vater Aldos zusätzlichen Unterricht über den Glauben und das Wesen von Gaia nahm, war der Ansicht, dass sie in gewöhnliche menschliche Wesen zurückverwandelt werden würden, wenn sie besondere Heldentaten vollbrachten. Dave #8 war sich dessen nicht so sicher. In letzter Zeit wurde er von einem einfachen Paradoxon geplagt: Wenn er und seine Brüder von einer Technologie geschaffen worden waren, die böse war, wie konnten sie dann jemals Gutes tun? Darüber brütete er schon seit einer ganzen Weile nach und vertraute seine Gedanken schließlich Dave #27 an, der darauf erwiderte, dass aus dem Bösen alles mögliche Gute entspringen konnte, so wie die schönsten Blumen im Dreck wurzelten. War das nicht die Geschichte der menschlichen Spezies? Jeder war ein Gefallener. Jeder Mensch, der jemals gelebt hatte, war von der Ursünde befleckt. Und dennoch konnte jeder in den
Himmel gelangen, wenn er für seine Sünden Buße tat, indem er seinen Glauben pflegte, die Lobpreisung Gottes nicht vernachlässigte und sich um Seine Schöpfung kümmerte. Selbst der Feind konnte Erlösung erlangen, doch er hatte sich von Gott abgewandt, weil er selbst Gott spielen und über einen kleinen Himmel herrschen wollte, den er selbst geschaffen hatte. Eine Schöpfung, die nur dem Namen nach ein Himmel und dazu verdammt war, zur Hölle zu werden, um ihre Schöpfer für ihre Anmaßung zu bestrafen, weil es ihnen an der Anmut mangelte, die allein Gott zu geben vermochte.
    »Wir sind sündig unserem Ursprung und Wesen nach, aber nicht in unseren Taten«, sagte Dave #27. »Wir nutzen unsere Fähigkeiten nicht, um gegen Gott aufzubegehren, sondern um Ihm zu dienen. Womöglich ähneln wir den Engeln dadurch sogar mehr als andere Menschen, weil wir uns ganz dem Dienst an der Dreieinigkeit verschrieben haben. Weil wir heilige Krieger sind, die mit Freuden und ohne Zögern ihr Leben für Gott, Gaia und Großbrasilien geben würden.«
    Beunruhigt durch den Glanz in den Augen von Dave #27 warnte Dave #8 seinen Bruder davor, der Todsünde des Stolzes zu verfallen. »Unser Leben mag der Verteidigung Gottes, Gaias und Großbrasiliens gewidmet sein, aber das bedeutet nicht, dass wir in irgendeiner Weise den Helden aus den großen Geschichten gleichen.«
    »Was sind wir dann?«
    »Soldaten«, sagte Dave #8. »Nicht mehr und nicht weniger.«
    Er wollte nichts Besonderes sein. Glücklicherweise tat er sich, was das Training und den Unterricht anbelangte, in keiner Weise gegenüber seinen Brüdern hervor. Die Vorliebe für Diskussionen und Streitgespräche, wie sie Dave #27 zu eigen war, ging ihm ab, und er verfügte auch nicht über die
geschmeidige Sportlichkeit von Dave #11 oder das besondere Geschick in elektronischer Kriegsführung, wie es Dave #19 an den Tag legte. Er wollte gerne glauben, dass ein Mangel an besonderen Talenten ein Vorteil war, denn in irgendeiner Weise vom Durchschnitt abzuweichen, würde womöglich Stolz hervorrufen, der ihn vom rechten Weg abbringen und zu einem Versager machen konnte.
    Eines Tages erwischte Vater Solomon ihn dabei, wie er in der Turnhalle sein Spiegelbild zu betrachten versuchte. An einer der langen Wände befanden sich Kästen mit Waffen – kurze Speere, Wurfspieße, Kurzschwerter und Langschwerter, Florette und Buketts aus Messern, Stöcken, Keulen, Knüppeln, Schlagstöcken, Hellebarden und Lanzen, Langbogen und Armbrüste, nebst den dazugehörigen Pfeilen und Bolzen, und darüber hinaus die Schleifsteine, Flaschen mit Mineralöl, Diamantstaub-Poliermittel und Feilen, die dazu benutzt wurden, die
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