Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm
Autoren: Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
und ließ den Anzug abkühlen.
    Die Dunkelheit war nicht undurchdringlich. Das Sonnenlicht wirkte sich hier unten fast nicht mehr aus, aber an verschiedenen Stellen flammten grüne Fackeln und beleuchteten eine kahle Landschaft. Da er sich an das Halbdunkel gewöhnen wollte, schaltete er keinen der Anzugscheinwerfer ein.
    Eine Art feuriger Strom floß zu seiner Linken. Da er nur ungewisses Licht ausstrahlte, vermischte es sich mit Rauch und Schatten, so daß die Rauchschwaden, die unter vier g dicht über dem Boden blieben, seinem Lauf folgten und wie brennendes Schilf aussahen. Etwas weiter entfernt stiegen Flammensäulen auf – vermutlich unreines Methan, das als brennender Gasstrahl aus der Erde schoß. An einer anderen Stelle stieg ein feuriger Geiser fast bis zu den Wolken auf und umgab sich dabei mit einer dichten Rauchwand. Weiter rechts von Derek brannte eine weiße Feuersäule ohne Bewegung und ohne Rauch wie ein Flammenschwert.
    Er nickte zufrieden. Er war an der richtigen Stelle gelandet. Dies war die Feuerregion, in der die Klippe lebte.
    Zunächst war er noch damit zufrieden, die Landschaft zu betrachten, die vor ihm noch kein menschliches Auge gesehen hatte – bis ihm auffiel, daß ein großer Teil des Horizonts nicht im geringsten beleuchtet war. Er untersuchte ihn mit seiner durchdringenden Warmsicht und stellte fest, daß sich dort die Klippe befand.
    Dieser Anblick genügte, um Dereks zwei Herzen rascher schlagen zu lassen. Er blieb bei ein g ausgestreckt auf dem Boden liegen, schluckte mehrmals trocken und versuchte das ungewisse Halbdunkel mit allen Sinnen zu durchdringen, um die Klippe zu definieren.
    Eines stand jedenfalls fest: Das Ding war riesig! Derek verfluchte die Tatsache, daß das unaufhörliche Feuerwerk dort draußen seine Warmsicht beeinträchtigte. In einem Augenblick guter Sicht gelang es ihm endlich, die Entfernung festzustellen: Die Klippe war noch weit von ihm entfernt! Er hatte zuerst gedacht, er hätte sich ihr auf einige hundert Schritte genähert.
    Jetzt erkannte er, wie groß die Klippe war. Sie war gigantisch!
    Derek war zuerst begeistert. Nur ›unmögliche‹ Aufgaben lohnten sich wirklich. Die Astrophysiker von Stern Eins waren der Überzeugung, die Klippe verfüge über ein gewisses Bewußtsein; sie hatten Derek angewiesen, eine Probe ihrer Substanz zurückzubringen. Aber wie sollte er ein Stück dieses kleinen Mondes abtrennen?
    Während er dort lag, summten die Stützen seines Anzugs im Wind. Derek fiel allmählich auf, daß die Vibrationen sich veränderten. Sie waren jetzt niedriger und kräftiger. Er sah sich um und legte eine behandschuhte Hand auf den Boden.
    Der Wind war nicht an diesen Vibrationen schuld. Der Boden selbst zitterte. Die Klippe bewegte sich!
    Als er wieder aufsah, erkannte er die Bewegungsrichtung. Die Klippe näherte sich ihm ...
    »Ist sie intelligent, wird sie zu dem Schluß kommen – falls sie mich überhaupt wahrgenommen hat –, daß ich zu klein bin, um ihr gefährlich zu werden? Deshalb wird sie mir nichts tun, und ich kann ganz unbesorgt sein«, überlegte Derek sich. Trotzdem war ihm äußerst unbehaglich zumute.
    Seine Sicht war noch immer sehr beschränkt. Derek spürte die Vorwärtsbewegung der Klippe, anstatt sie optisch wahrzunehmen. Das unheimliche Ding ragte bis zu den Wolken auf und löschte nacheinander die Feuersäulen, die unter seiner Masse verschwanden. Der Boden vibrierte so heftig, daß Derek die Schwingungen in seinen Knochen zu spüren glaubte.
    Dann reagierte etwas anderes.
    Die Beine von Dereks Anzug begannen sich zu bewegen. Die Arme bewegten sich. Der Körper bäumte sich auf.
    Derek streckte verwirrt die Beine aus. Die Knie des Anzugs beugten sich unwiderstehlich und zwangen seine zu der gleichen Bewegung. Und nicht nur seine Knie, sondern auch die Arme bewegten sich selbständig wie der Anzug. Er konnte sie nicht stillhalten, ohne sich die Knochen zu brechen.
    Er lag wehrlos in seinem Anzug, führte nacheinander alle nur vorstellbaren Bewegungen aus. Dann kroch der Anzug plötzlich vorwärts, als habe er diese Bewegungsart eben erlernt.
    Derek folgte gezwungenermaßen und überlegte dabei, daß in diesem Fall nicht nur der Berg zu Mohammed, sondern auch der Prophet zum Berge ging ...

     
    Der Fortgang war durch nichts aufzuhalten; Derek war nicht mehr Herr seiner selbst, denn jede Willensanstrengung war vergebens. Diese Erkenntnis brachte eine gewisse Erleichterung – sollte ihm nun etwas zustoßen, konnte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher