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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm
Autoren: Brian W. Aldiss
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mit den Schultern. Eigentlich ging es mich wirklich nichts an, aber ich hätte mich gern von Fay verabschiedet. Ich nickte Tes zu, ging hinaus, stieg in meinen Wagen und fuhr davon. Meinetwegen konnte der Teufel alle Dourts holen.

     
    Murrag behauptete oft, auf Tandy gebe es keinen interessanteren Job als meinen. Obwohl er gelegentlich stundenlang über sein eigenes Verhältnis zu Tandy sprach, war er ebenso bereit, mir geduldig zuzuhören, während ich die Arbeitsweise des Landestreifens und seine Wartung in allen Einzelheiten erklärte. Auf seinen Wunsch sprachen wir oft davon, und er lernte einiges, das er später an Fay weitergeben konnte.
    Die Wartung des Landestreifens ist kompliziert; sie wäre es noch mehr, wenn wir nicht unsere teuren und komplizierten Maschinen hätten. Zwischen den Landungen sind ständig Wartungsmannschaften unterwegs, damit der Streifen betriebsbereit bleibt.
    Jenseits des Streifens stehen die Stahltürme des Abschirmsystems, das Tandy in zwei Hälften teilt, von denen nur eine für Menschen geeignet ist. Auf unserer Seite ist in gleicher Entfernung ein elektrisch geladener Doppelzaun angebracht, der verhindern soll, daß Menschen oder Tiere den Landestreifen betreten. Dann kommt die Sicherheitszone, in der unsere Ersatzteillager, Werkstätten und Unterkünfte liegen; und schließlich beginnt der fünfzehn Kilometer breite Landestreifen.
    Der Streifen ist im Grunde genommen nur ein zwanzig Meter hoher Stoßdämpfer, der Tandy umspannt. Er muß unvorstellbar heftige Stöße vertragen, obwohl seine Oberfläche aus winzigen Glasfacetten besteht. Seine Funktion ist von den Thermoelementen abhängig, die den Kern jeder Facette bilden; der Rest des Systems besteht aus einem Trägheitsvakuum, das die Bewegungsenergie des SAL-Schiffs aufzehrt, obwohl es nie zu einem Kontakt zwischen Schiff und Streifen kommt.
    Der gesamte Streifen wird abschnittsweise überprüft und zwei Stunden vor dem Eintreffen eines SAL-Schiffs aktiviert nur die Computer unter dem Streifen wissen genau, wann das Schiff in den Normalraum übertreten wird. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich bereits zurück sein müssen, um die letzten Tests zu überwachen.
    Ich fuhr das Tal vor Dourts Farm entlang und bog dann nach rechts ab. Links von mir ragten die Stahltürme der Abschirmung hinter dem Streifen auf; hinter ihnen begann die unbewohnbare Hälfte von Tandy. Ich hatte kaum noch zwei Kilometer bis zur Unterkunft zu fahren. Dann sah ich Fay.
    Ihr blaues Kleid hob sich deutlich von der braunen Erde ab. Sie hatte einige hundert Meter Vorsprung und rannte geradewegs auf den elektrischen Doppelzaun zu, der den Landestreifen schützen sollte.
    »Fay!« brüllte ich. »Fay, komm zurück!«
    Eine instinktive Reaktion, denn ich saß noch im Wagen; hätte Fay mich gehört, wäre sie vermutlich nur schneller gelaufen.
    Dies war ihre letzte Chance, ein SAL-Schiff landen zu sehen, bevor sie nach Droxy flog. Sie hatte unbemerkt die Farm verlassen können, als ihr Vater und ihre Mutter unterwegs waren – und sie hatte die Gelegenheit genützt.
    »Fay!« rief ich immer wieder.
    Der Elektrozaun bestand aus zwei Teilen: zuerst kam ein einfacher geladener Draht, der verirrte Schafe abhalten sollte dann folgte ein Hochspannungszaun, der jedem den Tod brachte, der ihn berührte. Alle dreihundertfünfzig Meter stand eine Warntafel zwischen den Zäunen – insgesamt 125 714 um den ganzen Planeten.
    Fay duckte sich und kroch unter dem ersten Draht hindurch, ohne ihn zu berühren.
    Nun befand ich mich auf gleicher Höhe mit ihr. Als sie mich sah, wollte sie zwischen den Zäunen davonlaufen. Hinter ihr glitzerte der Landestreifen in der Sonne.
    Ich sprang aus dem Wagen, bevor er zum Stehen gekommen war.
    »Bleib stehen, sonst rennst du in den Tod, Fay!« rief ich ihr zu.
    Sie drehte sich nach mir um; ihr Gesichtsausdruck war halb schelmisch und halb erschrocken. Dann wandte sie sich ab und lief auf den zweiten Zaun zu.
    Als ich unter dem ersten Draht durchkroch, berührte Fay den zweiten Zaun.
    Fay! Fay, meine geliebte kleine Tochter! Fay! Ich sah sie von Lichtblitzen umzuckt, und ich sah sie schwarz und verkohlt zu Boden sinken. Dann verlor ich das Bewußtsein.
    Die Alarmsirenen weckten mich nach einiger Zeit. Ich richtete mich schwankend auf und taumelte zu meinem Wagen. Ich hatte vergessen, daß ein SAL-Schiff kommen sollte; ich wollte zur Farm zurück und Bes mitteilen, was geschehen war.
    Als ich wieder ins Tal einbog, kam mir Murrag entgegen. Ich
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