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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm
Autoren: Brian W. Aldiss
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die Schafe hereinholen, bevor ein Schiff kommt – sonst würden sie sich fürchten und davonlaufen und in Schluchten fallen, und dann wäre dein Vater plötzlich ein armer Mann und könnte den Rückflug nach Droxy nicht mehr bezahlen.«
    Fay starrte ihn nachdenklich an.
    »Diese Schneller-als-Licht-Schiffe sind eigentlich ziemlich lästig, was?« fragte sie.
    Murrag lachte schallend.
    »Wenn du es so ausdrücken willst ...«, begann er, als Mrs. Dourt den Kopf zur Tür hereinsteckte.
    »Da bist du also, Fay! Das hätte ich mir denken können. Sofort ins Bett mir dir!«
    Bes Dourt war etwa vierzig, nicht gerade häßlich, einfach und sehr sauber. Sie fühlte sich auf Tandy Zwei nicht wohl, beklagte sich aber trotzdem fast nie darüber; sie hatte etliche Fehler – aber sie beschwerte sich nicht über Dinge, die ohnehin nicht zu ändern waren. Jetzt kam sie in Murrags Zimmer und griff nach den Händen ihrer jüngsten Tochter.
    »Du bringst mich um!« kreischte Fay. »Murrag und ich haben wichtige Probleme diskutiert. Ich gebe ihm noch einen Gutenachtkuß und komme dann. Er gefällt mir wirklich; nur schade, daß er nicht mit uns nach Droxy kommt!«
    Sie gab Murrag einen explosiven Kuß auf die Wange. Dann lief sie hinaus. Bes folgte ihr nicht gleich; sie blieb auf der Schwelle stehen und blinzelte Murrag zu.
    »Wirklich schade, daß Sie darauf von anderen keinen Wert legen, Mister Harri«, sagte sie und knallte die Tür hinter sich zu.
    Er war erleichtert darüber, daß ihre früher so massiven Versuche nun bloßen Andeutungen dieser Art gewichen waren. Murrag legte die Füße aufs Bett und lehnte sich zurück. Er warf einen Blick auf sein Zimmer mit den wenigen Plastikmöbeln. Hier würde er nur noch drei Wochen leben dann würde er zu Farmer Cay in Region V umziehen, der ihn eingestellt hatte. Ihm würde nichts fehlen – nur Fay, die der einzige Mensch unter seinen Bekannten war, der Tandy Zwei wie er liebte.

     
    Murrag und Dourt waren schon in der kühlen Stunde vor Tagesanbruch wieder auf den Beinen. Die Luft war klar, wie Murrag vorausgesagt hatte; ein leichter Regen war nachts niedergegangen und hatte die giftigen Dämpfe neutralisiert.
    Hoc und Pedo, die beiden Hunde für Haus und Hof, rannten neben ihnen her, als sie die Autocollies aus dem Zwinger holten. Zehn dieser leichten Maschinen kamen willig ins Freie gerannt und führten die Befehle aus, die Dourt ihnen durch sein Kehlkopfmikrophon gab. Obwohl diese Maschinen in vieler Beziehung unvollkommen waren, hüteten sie Schafe wesentlich besser als lebende Hunde und trieben sie vor allem schneller zusammen. Murrag schloß die Tore der großen überdeckten Pferche auf. Die Autocollies verschwanden darin, um die Schafe herauszutreiben, während er seinen Traktor bestieg. Die Schafe strömten ins Freie, blökten in der frischen Morgenluft und setzten sich in Bewegung. Dourt und Murrag ließen die Motoren aufheulen und folgten der Herde über das Grasland; dabei achteten sie darauf, daß die Autocollies nicht vom richtigen Kurs abwichen.
    Der schiefergraue Himmel hellte sich im Osten auf, und der Nieselregen ließ jetzt nach. Eine blasse Sonne erschien am Horizont. Unterdessen hatten sie die Schafe in vier einzelne Herden verteilt, die jeweils auf einem anderen Hügel grasten. Sie fuhren zur Farm zurück, um dort mit der Familie zu frühstücken.
    »Ist es auf Droxy manchmal auch so schrecklich naß und ungemütlich?« fragte Tes.
    »Heute ist eigentlich alles in Ordnung. Der Regen hat längst aufgehört«, antwortete ihr Vater.
    »Es hängt davon ab, wo man auf Droxy lebt, genau wie hier, du dummes Ding«, sagte ihre Mutter.
    »Auf der Südhalbkugel von Tandy gibt es aber kein Wetter«, wandte Fay ein. »Dort ist ein Vakuum erzeugt worden, damit die landenden Raumschiffe nicht auf Luftmoleküle treffen und abstürzen, und wo es keine Luft gibt, kann es kein Wetter geben – habe ich recht, Murrag?«
    Murrag nickte zustimmend.
    »Hör endlich auf, von dem verdammten Streifen zu reden«, knurrte Dourt. »Anschließend hast du in letzter Zeit nichts anderes mehr im Kopf, junge Dame.«
    »Ich habe den Streifen überhaupt nicht erwähnt, Daddy. Du hast davon angefangen.«
    »Ich will mich nicht mit dir streiten, Fay, deshalb kannst du dir die Mühe sparen. Aber du wirst in letzter Zeit immer frecher.«
    Sie stützte beide Ellbogen auf den Tisch und sagte betont langsam: »Der Streifen dient nur der Absorption der Bewegungsenergie von SAL-Schiffen, Daddy, wie dir
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