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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm
Autoren: Brian W. Aldiss
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Menschen; obwohl er seine Freiheit nicht opfern wollte, war er zu gierig, um in diesem Fall zu widerstehen. Nun wurde ihm erstmals klar, daß sein Bewußtsein auch nützlich sein konnte, denn es beeinflußte in gewissem Ausmaß seine Lebensumstände. Anstatt in einer Kreisbahn um Festi XV zu bleiben und dort vielleicht zu zerbrechen, vollbrachte der Asteroid seinen ersten Willensakt und erreichte die Oberfläche des Planeten durchgeschüttelt aber unbeschädigt.
    Dort lag der Asteroid, der sich nun in die Klippe verwandelt hatte, unendlich lange in dem Krater, den der Aufprall erzeugt hatte, und spielte mit Gedanken. Die Klippe war nur mit anorganischen Stoffen vertraut und erfaßte deshalb rasch ihre Umwelt. Da sie der Schwerkraft ihre Existenz verdankte, machte sie unbefangen davon Gebrauch; sie begann andere Dinge zu bewegen und bewegte sich schließlich auch selbst.
    Es war der Klippe nie eingefallen, daß es außer ihr noch andere Lebewesen im Universum geben könnte. Da sie nun einen Beweis dafür hatte, akzeptierte sie die Tatsache; daß dieses andere Leben unterschiedlich funktionierte und nur unter anderen Bedingungen möglich war, akzeptierte sie ebenfalls. Sie kannte weder Fragen noch Zweifel.
    Derek Endes Anzug bewegte sich wieder, ohne daß er den Anstoß dazu gegeben hätte. Diesmal bewegte er sich rückwärts, verließ die Klippe und lag still.
    Derek war kaum bei Bewußtsein. Halb betäubt überlegte er, was geschehen sein mußte.
    Die Klippe hatte mit ihm gesprochen. Daran war kein Zweifel möglich, denn er hielt den Beweis dafür in der rechten Armbeuge.
    »Und trotzdem hat sie nicht ... trotzdem konnte sie nicht mit mir sprechen!« murmelte er vor sich hin. Aber eine Verständigung hatte stattgefunden: er war noch immer erschöpft davon.
    Die Klippe besaß selbst kein Gehirn. Sie hatte Dereks Gehirn nicht als Sitz der Intelligenz erkannt. Statt dessen hatte sie sich mit dem Teil seines Körpers in Verbindung gesetzt, der ihr bekannt erschien – mit seinen Zellen. Dereks Gehirn war übergangen worden, aber die Zellen seines Körpers hatten die dargebotenen Informationen aufgenommen.
    Derek erkannte, weshalb er so geschwächt war. Die Klippe hatte seine Kraftreserven erschöpft. Trotzdem wußte er, daß er einen Sieg errungen hatte, denn die Klippe hatte Informationen aufgenommen, während sie selbst welche abgab. Die Klippe wußte jetzt, daß es in anderen Teilen des Universums Leben gab. Und sie hatte ihm ohne zu zögern ein Fragment ihrer selbst überlassen, das er in diese anderen Teile des Universums mitnehmen durfte. Dereks Auftrag war erfüllt.
    Er stand mühsam auf, sah sich um und stellte fest, daß er in der Feuerregion allein war. Hier und dort leuchteten Feuersäulen, aber die Klippe war verschwunden. Offenbar hatte er länger als erwartet gebraucht, um sich von seinem Schock zu erholen. Er warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, daß das Rendezvous mit dem Raumschiff bevorstand. Die Schwerkraftreduktoren summten auf, dann schoß er senkrecht nach oben, durchstieß die Wolkenschicht und verlor die Oberfläche von Festi XV aus den Augen.
    Unter Jons Führung steuerte das Raumschiff sein Funksignal an. Minuten später war der Geschwindigkeitsunterschied ausgeglichen, und Derek konnte an Bord gehen.
    »Alles in Ordnung, Mylord?« fragte der Partheno besorgt, als sein Herr aus der Luftschleuse taumelte.
    »Ja ... ich bin nur müde. Ich erzähle dir später alles, wenn ich den Bericht für Pyrylyn auf Band spreche. Sie haben allen Grund, mit uns zufrieden zu sein.«
    Er wog den gelb-grauen Klumpen, der sich inzwischen beträchtlich ausgedehnt hatte, in der offenen Hand und hielt ihn Jon entgegen.
    »Auf keinen Fall ohne Handschuhe berühren und bei niedriger Temperatur unter vier g lagern. Das ist ein kleines Andenken an Festi XV.«

     
    Der Kristallpalast in Pynnati, einer der Hauptstädte von Pyrylyn, war unbestritten die eleganteste und teuerste Vergnügungsstätte des Planeten. Derek Ende war auf Einladung seiner Gastgeber hier, während Jon geduldig am Eingang wartete.
    Sie lagen in einem Privatraum auf weichen Liegen und beobachteten ähnliche Gesellschaften in anderen Räumen. Die Wände waren durchsichtig; der Anblick veränderte sich ständig, während der Raum auf unberechenbaren Bahnen durchs Innere des großen Kristallpalastes glitt. Zuerst befanden sie sich an der Außenseite des Gebäudes und sahen die Lichter von Pynnati unter sich aufblitzen; dann sanken sie tiefer ins
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