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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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überraschen.«
    »Ich werde es versuchen, alter Freund.«
    »Und es wird Euch gelingen«, sagte er ruhig. »Ihr werdet Euch selbst überraschen.«
    »Ich – ich möchte weise sein, Ban-Itos. Wohin mein Weg auch führt, ich möchte weise sein.«
    »Das werdet Ihr. Ihr seid es und werdet es sein.« Er umarmte sie erneut. »Mögen die Götter immer bei Euch sein, Sonja von Hyrkanien.«
    »Und mit Euch, Ban-Itos. Weiser, guter Mann …« Ganz sanft strich sie mit den Fingerspitzen über seine Wange und fühlte die feuchte Tränenspur. »Vielleicht sehen wir uns wieder und trinken Wein miteinander.«
    »Vielleicht«, flüsterte er. »Wenn nicht in diesem Leben, dann in einem anderen …«
    Als er aus dem Dorf ritt, blickte ihm Sonja durch einen Tränenschleier nach. Sie flüsterte ein Gebet für ihn und dankte ihm erneut in Gedanken.
     
    Nach zwei Tagen erreichte Sonja das Sumpfland, und einen Tag später ritt sie mit ihrem scheuenden Pferd zum Ufer des Flusses zur Insel der Hexe.
    Als sie ihr Pferd gezügelt hatte, nahm sie den Beutel vom Gürtel, öffnete ihn und schaute hinein. Das Glühen von Oduracs Asche war selbst in der Düsternis unter dem Laubdach der Sumpfbäume kaum bemerkbar, und der blaue Edelstein schimmerte nur schwach.
    »Odurac!« murmelte Sonja grimmig. »Wenn dir das Geschick von Darons Seele auch nur das geringste bedeutet, so hilf mir jetzt!« Behutsam lenkte sie ihr Pferd weiter, zwischen den zwei mächtigen Eichen über den Fluss.
    Da sah sie Osylla. Die Hexe, diesmal in einfachem weißen Gewand, stand hochgewachsen und schön anzusehen an der offenen Tür ihrer Hütte und wartete auf ihre Besucherin. Sonja saß ab, band ihr Pferd an einen jungen Baum und strich ihr Haar aus der Stirn.
    »Ihr! Ihr lebt also noch«, bemerkte Osylla, und ihre grünen Augen verengten sich.
    »Die meisten fielen«, antwortete Sonja knapp. »Ich überlebte, und noch jemand.«
    »Ihr habt also überlebt, aber was wollt Ihr hier?« fragte die Hexe.
    »Des Zauberers Sohn – Daron. Er fand den Tod.«
    »Das stimmt.«
    »Ich weiß, dass Ihr seiner Seele einen Fluch auferlegtet, Osylla.« Sonjas Stimme klang fest und ruhig, während sie der Hexe in die smaragdgrünen Augen blickte. »Ich möchte wissen, welcher Art dieser Fluch ist.«
    Osylla hob die Brauen, stützte die Hände in die Hüften und bewegte den geschmeidigen Körper in einem aufreizenden Wiegen. »Oh, dann war es also wirklich Liebe zwischen euch?«
    »Allerdings. Doch warum dieser spöttische Ton?«
    »Ich staune immer noch über die Allgewalt der menschlichen Seele, das ist alles«, antwortete Osylla trocken. »Eine wahre Liebe, eine wahre Liebe … Vielleicht sind die Götter doch gut.«
    »Welche Art von Fluch?« erwiderte Sonja weiterhin mit ruhiger Stimme.
    »Seine Seele ist mein eigen«, antwortete Osylla. »Er gehört nun mir und diesem Sumpf. So einfach ist das.«
    »Und was muss ich tun, um ihn zu befreien?«
    Sichtliche Verachtung zog über der Hexe Gesicht. »Soll das ein Witz sein?«
    »Hexe, meine Geduld war noch nie sonderlich groß, und bei Euch wird sie bald reißen. Was muss ich tun, Darons Seele freizubekommen? Ihn von Euch kaufen? Ich kann das Gold besorgen. Euch dienen? Selbst das würde ich tun, verdammt! Braucht Ihr eine Söldnerin …?«
    Osyllas spöttisches Lachen schürte Sonjas Zorn und reizte sie fast soweit, sich auf die Hexe zu stürzen, um sie an Ort und Stelle zu töten. Aber sie wollte Daron nicht in Gefahr bringen. Dazu kannte sie sich mit Zauberei zu gut aus.
    »So ist dies wahrhaftig eine wahre Liebe, nicht wahr?« bemerkte Osylla verletzend. »Ihr wagt es, meinen Sumpf nicht nur einmal, sondern sogar zweimal zu durchqueren – und das aus Liebe! Und nun bietet Ihr mir Euer Leben – Euer Leben! – im Austausch für eines Zauberers Sohn?«
    Sonja holte tief Atem, um ihre Ruhe wiederzugewinnen. »Welchen Preis?« fragte sie erneut. »Daron ist im Körper eines Eurer – Sumpfungeheuer gefangen. Ich will ihn befreien!«
    Osylla schien kurz nachzudenken, doch dann sagte sie: »Nichts, was Ihr mir bieten könntet, würde mir soviel nutzen, wie die Seele von Oduracs Sohn in meinem Besitz zu haben. Er ist eine wirkungsvolle Macht, ein sehr altes Leben, ein echter Geist – und dadurch, dass er sich mir freiwillig opferte, steckt große Kraft in ihm.«
    »Dann passt auf!« schrie Sonja. Sie zog ihr Schwert aus der Scheide und hielt es so, dass Osylla es gut sehen konnte. Die Hexe hob vorsichtig die Arme, um sich durch Zauber zu
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