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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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schützen, doch als ihr klar wurde, dass Sonja nicht vorhatte, es gegen sie zu benutzen, entspannte sie sich wieder.
    »Dieses Schwert«, erklärte ihr Sonja wild, »war das meines Vaters. Meines Vaters Schwert, Hexe! Er schmiedete es selbst und führte es im Kampf. Als er getötet wurde, nahm ich es an mich. Nun verfügt es sowohl über meine Kraft als auch über seine! Es hat Zauberer und Dämonen getötet; es hat das Blut Hunderter wahnwitziger Krieger gekostet – und so wurde es selbst zu einer wirkungsvollen magischen Waffe.«
    »Das stimmt wahrscheinlich alles«, gestand Osylla ihr zu und runzelte die Stirn.
    »Ich – ich gebe es Euch«, sagte Sonja, »und mich selbst noch dazu in Eure Dienste. Nur – befreit Daron von Eurem Fluch!«
    Osyllas Lider schlossen sich halb. Zog sie Sonjas Angebot vielleicht ernsthaft in Erwägung? Sonja trat näher an sie heran. Sie hatte die zitternde Linke an ihrer Seite zur Faust geballt, mit der Rechten streckte sie der Hexe die Klinge entgegen. »Ich bin diese Klinge!« erklärte sie eindringlich. »Und diese Klinge ist ich.« Ihre Stimme senkte sich zu einem vertraulichen Wispern: »Diese Klinge ist mehr als eine stählerne Waffe. Berührt sie!«
    Sonja streckte sie ihr noch weiter entgegen. Die Hexe wich wachsam einen Schritt zurück und beschrieb ein hastiges Zeichen in die Luft. Ein schwachgelbes Glühen legte sich um sie. »Versucht nicht, mich zu täuschen!« warnte sie. »Ich bin von einem magischen Schild geschützt, den kein Stahl durchdringen kann!«
    »Meine Waffe ist Euer. Sie kann die Kraft Eurer Zauberei noch bedeutend stärken. Fühlt ihre Macht!«
    Die Hexe betrachtete die Klinge. Sie streckte die Hand danach aus und legte vorsichtig zwei Finger auf ihre Schneide. »Wahrhaftig, es steckt große Kraft ihn ihr. Sie könnte …«
    Sie blickte hoch … und blickte in Sonjas plötzlich wilde saphirblaue Augen, in denen brennender Hass glühte.
    Sonjas Linke schoss vor. Die Finger öffneten sich, als sie Oduracs Aschenreste geradewegs in Osyllas Gesicht warf. Sofort wurde die Asche zu unzähligen Fünkchen, die sich in die Wangen, Lippen und Augen der Hexe brannten. Osylla keuchte. Das gelbe Glühen um sie erlosch.
    Da schlug Sonjas Klinge zu, während Osyllas Finger noch auf ihr lagen. Sonjas ganzer Grimm übertrug sich auf diesen Streich. Die Hexe in ihrem Schutzschirm hätte den Hieben von hundert Klingen widerstehen können, doch die Asche hatte sie ihrer Zauberkraft beraubt. Die rasiermesserscharfe Schneide des Schwerts schnitt ihre Fingerspitzen ab und drang in ihre Kehle. Selbst die Halswirbel konnten Sonjas wütendem Hieb nicht standhalten. Der Kopf der Hexe sprang vom Rumpf, ihre Arme erschlafften, die Beine gaben nach.
    Sonja sprang zurück, dann blieb sie stocksteif stehen und schaute wie betäubt zu, wie Osyllas Leiche zusammenbrach.
    Denn schon während der Kopf sich vom Hals löste, setzte die schreckliche Veränderung ein. Der Körper alterte unbeschreiblich schnell, und dann begann auch noch, fast gleichzeitig mit der Auflösung, eine Rückverwandlung. Den schlanken weißen Armen entwuchs zunächst dichte Behaarung, dann überzogen Schuppen sie; der grünäugige Kopf wurde zum Reptilschädel, danach zu dem eines unirdisch wirkenden Ungeheuers. Und genauso schnell wie diese Verwandlung sich vollzog, zersetzte sich der Körper. Osylla, was immer sie auch gewesen sein mochte, wurde im Tod flüchtig noch einmal zu allem, was sie einst gewesen war, bis ihr Fleisch verweste und ihr Gerippe zerfiel und nur graubrauner Staub blieb.
    Da kam eine Brise auf, und dieser Staub – vor so wenigen Augenblicken noch eine Hexe mit finstersten Kräften – wirbelte so widerstandslos in die Luft, wie es gewiss auch bei dem Staub einer jeden anderen lange toten Kreatur der Erde der Fall gewesen wäre, sei sie einst als Mensch oder Tier geboren worden.
    Sonjas Pferd schnaubte und tänzelte seitwärts. Doch die Hyrkanierin, die noch unter der Nachwirkung der ungeheuren Anspannung ihres erfolgreich durchgeführten Plans zitterte und der Erleichterung, dass es vorüber war, starrte weiterhin auf den wirbelnden Staub, bis nichts mehr davon zu sehen war. Flüchtig spürte sie eine Wärme an ihrer Seite – es kam von dem Glühen aus dem Beutel, der die Asche des Zauberers enthalten hatte. Als sie ihn öffnete und hineinschaute, sah sie, dass der blaue Stein in ihm kurz hell leuchtete. Dann schwand sein Licht allmählich.
    »Danke«, murmelte Sonja. »Danke – Odurac.«
    Sie
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