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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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geblasen. Uralte mächtige Bäume knickten ab, andere wurden entwurzelt und davongetragen. Die Stroh- und Holzhütten des ehemaligen Dorfes drückte der Wind platt, und ihr Holz und Stroh wirbelte schließlich hoch. Die seit Beginn des Krieges erbauten Steinhäuser rissen auseinander, und ihr Mörtel zerbröckelte wie feuchter Sand.
    Alles geschah so schnell – und Sonja und Ban-Itos wurden von ihren panikerfüllten Pferden gehoben und nahmen verzweifelt einander bei den Händen, um beisammenzubleiben, und noch während sie über den Boden schlitterten und versuchten, sich irgendwo festzuhalten, war es auch schon vorüber.
    Ein Krachen und Schmerzenslaute von durch die Luft gewirbelten und plötzlich herabstürzenden Geschöpfen waren kurz zu hören, dann herrschte gespenstische Stille.
    Auf dem Bauch liegend, stützte Sonja sich auf die Hände. Sie schaute nach Ban-Itos, dann zu der Mauer. Stellenweise wies sie nur Risse auf, anderswo neigte sie sich nach innen, und wo die offenen Wiesen dem Wind keinen Widerstand geboten hatten, war sie flachgewalzt. Sonja wurde nun erst bewusst, dass sie und Ban-Itos wie Staubkörner fast über den ganzen Platz geschleift worden waren. Des Zauberers einfaches Gewand hing nur noch in Fetzen von ihm, und ihre eigenen Gliedmaßen waren aufgeschürft und brannten von der Reibung.
    Überall lagen Leichen herum – von Bo-ugans Leuten, die am Morgen des Aufbruchs von Sonjas Armee noch gelebt hatten. Nicht einer war übrig geblieben, Sonja und Ban-Itos zu ihrem Sieg zu beglückwünschen – wenn man es überhaupt Sieg nennen konnte! Ihre Leichen lagen wirr zwischen Tierkadavern, Ästen, Steintrümmern und zerbrochenem Hausrat. Alles war wie mit einem Riesenbesen an den inneren Rand des Dorfplatzes gefegt worden.
    Da lenkte ein Glühen am Himmel Sonjas Aufmerksamkeit auf sich.
    »Ban-Itos …«
    Auch er blickte hoch und sah es.
    Der Feuerpfeiler, die Lichtsäule, der Stern, erreichte soeben den dämmernden Wolkenhimmel – und verschwand in ihm auf den Weg zu den Sternen jenseits der Erde. Alles, was noch von ihm zeugte, war eine dünne Flammenzunge, die geradewegs von einem rauchenden Trümmerhaufen aufstieg, der der Tempel der Roten Sonne gewesen war.
    Aus dieser Entfernung konnten Sonja und Ban-Itos nicht viel mehr als das schattenhafte Wirbeln sich herabsenkenden Staubes sehen und erkennen, dass die Vorderseite des Berges wie eine offene Wunde klaffte. Was zuvor von ihm verborgen gewesen war, war durch die Explosion abgetrennt worden und auf die zusammenbrechende Zikkurat und in den Höllenschlund gestürzt.
    Erschöpft, wund und blutig von zahllosen kleinen Verletzungen, bemühte sich Sonja, auf die Füße zu kommen. Auch Ban-Itos stand auf. In der Dorfmitte standen noch ein paar Steinhäuser, da sie vor dem Schlimmsten durch andere Häuser geschützt gewesen waren. Sie waren nun das Ziel der beiden Überlebenden. Ihr Gang glich fast dem eines Untoten, als Sonja sich darauf zuschleppte, und Ban-Itos folgte ihr nicht weniger schwerfällig. Im grauen Dämmerlicht des schwindenden Tages fand jeder ein Bett in einem der Häuser. Für den Augenblick hatten sie beide keinen anderen Wunsch, als zu schlafen und zu vergessen.
    Sonja schlüpfte aus Kettenhemd und Lederwams. Nackt kroch sie unter die dünne Decke auf dem schmucklosen Bett und schlief sofort tief und traumlos. Wäre die Hölle in dieser Nacht ausgebrochen und hätten ihre Legionen von Ungeheuern die Welt verschlungen, es hätte Sonja nicht geweckt.
    Aber hatte sie nicht bereits erlebt, wie die Hölle losgebrochen war?
     
    Sonja erwachte am nächsten Morgen erst spät. Die Sonne schien durch das offene Fenster. Sie brauchte einen Augenblick, um sich zu entsinnen, wo sie war, dann erkannte sie, dass die Wolkendecke verschwunden war. Sie stand auf, um nach Ban-Itos zu sehen, nachdem sie sich angezogen hatte.
    Er lag nicht mehr im Bett, aber Sonja hörte Geräusche vor dem Haus. Sie schnallte sich den Schwertgürtel um und trat ins Freie. Der greise Zauberer saß mitten auf der Straße, wo er ein Feuer gemacht hatte, über dem ein Schneehuhn brutzelte. Neben Ban-Itos lagen ein Bogen und ein Köcher voll Pfeile.
    Der Greis blickte Sonja entgegen. »Ich schieße nicht schlechter als in meiner Jugend«, erklärte er grinsend.
    »Wie schön.« Sie gähnte. »Ohne Zauber?«
    »Nun … Vielleicht half ich dem Pfeil nach, aber nur ein bisschen.« Mit den Händen beschrieb er, wie er die Flugbahn des Pfeils leicht korrigiert hatte.
    Erst
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