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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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der Zauberer. Sie tranken Wein, sprachen jedoch kaum. Nicht, dass sie kein Vertrauen zueinander gehabt hätten, doch waren sie einfach noch nicht bereit, sich über ihre Erlebnisse zu unterhalten, dazu war ihre seelische, emotionale Erschöpfung noch zu groß.
    »Und Ihr sagt, Thotas’ Zauber hielt ihn gefangen? Was war der Stern denn nun genau?«
    Ban-Itos runzelte nachdenklich die Stirn. »Es gibt so manches Seltsame in diesem Kosmos: schlafende Riesen im Erdkern, die nur auf die richtigen Rituale warten, um zu erwachen; tote Götter, die überall rings um uns schweben und darauf harren, wiederbelebt und mit neuer Macht ausgestattet zu werden; Geister so alt wie die Zeit, die in Menschengestalt über die Erde wandeln auf der Suche nach Antworten; andere Welten … Der Stern? Ich weiß es nicht. Er war etwas, das unser Begriffsvermögen übersteigt.«
    Er nahm einen Schluck Wein und schien zu grübeln.
    »Was ist mit diesen Bildern, die ich im Silberschild widergespiegelt sah?« fragte Sonja.
    »Ihr habt mehr erschaut, als den meisten Zauberern je vergönnt ist«, antwortete Ban-Itos. »Wahre Bilder des Alls … Keinem Sterblichen ist mehr als ein flüchtiger Blick darauf vergönnt, ohne dass es ihm den Tod bringt.«
    »Und mein – Hüter? Meine Bestimmung? Was ist dieses blaue Wesen, das mir die Geschicklichkeit im Umgang mit dem Schwert schenkte und auf meiner Bestimmung beharrt?«
    »Es ist, was es zu sein behauptet«, erwiderte Ban-Itos sanft. »Es ist – Ihr selbst. Um es zu erkennen, braucht Ihr bloß Euch zu erkennen.«
    Sonja starrte in ihren Becher. »Und – Daron?«
    Ban-Itos lächelte traurig, unsicher. »Ihr kanntet ihn besser als ich, Sonja. Ihr erkanntet ihn als das, was er war. Die Antwort zu dieser Frage liegt ebenfalls in Euch.«
    Schweigend blickte sie eine lange Weile auf ein verbogenes Metallstück ihr gegenüber, in dem sich die Sonne spiegelte. Müßig fragte sie sich, was es wohl gewesen war. So lange starrte sie darauf, bis es vor ihren Augen verschwamm und nur noch ein Funkeln war.
     
    Gegen Mittnachmittag waren sie aufbruchsbereit. Jeder hatte Wegzehrung für sich zusammengetragen, dazu Kleidung und Waffen, und sowohl der Greis wie Sonja hatten ein Pferd gefunden.
    »Wohin werdet Ihr ziehen, Ban-Itos?« erkundigte sich Sonja. »Was werdet Ihr tun?«
    »Ich fürchte, ich habe noch viele Jahre vor mir, da Daron statt meiner dem Schicksal folgte, als es rief. Ich werde durch die Lande wandern, und schließlich werde ich wohl zu Oduracs Behausung zurückkehren.«
    »Warum denn, Zauberer?«
    »So viel ist dort, das verbessert werden muss, und viel Kraft, die ich wieder dem WEG zuwenden kann. Dann gibt es viel zu studieren, zu lernen. Für mich wird es ein angenehmeres Zuhause werden, als es für Odurac war, denn ich kann das, was er begann, zu einem besseren Zweck führen als er, hätte er länger gelebt.«
    Sonja nickte.
    »Und Ihr?« fragte Ban-Itos sie.
    Sie überlegte kurz. »Auch ich werde herumstreifen. Doch zunächst muss ich noch etwas erledigen, das nur ich tun kann.«
    Ban-Itos betrachtete sie nachdenklich. »Ja, natürlich«, sagte er. Er langte in sein Gewand, brachte etwas zum Vorschein und gab es ihr. »Nehmt das, Sonja – vielleicht kann es Euch helfen.«
    Sonja erkannte es als den kleinen Lederbeutel, in dem noch der Rest von Oduracs Asche war. Vorsichtig öffnete sie ihn und blickte hinein. Sie sah, dass die Asche schwach glühte, so dass der blaue Stein, den Daron dazugelegt hatte, gespenstisch glühte.
    »Ban-Itos, ich kann nicht …«
    »In der Asche eines Zauberers liegt viel Macht«, versicherte ihr der Greis. »Darons Seele ist gefährdet, doch Odurac war sein Vater … Lebt wohl, Sonja.«
    »Ihr auch, Ban-Itos!«
    Sie hängte den Beutel an ihren Gürtel. Dann standen sie einander gegenüber, halb glücklich, halb traurig. Sie erinnerten sich an alles, was sie in den vergangenen Wochen erlebt hatten, wie sie einander schätzen gelernt hatten und was sie nun füreinander empfanden. Ban-Itos breitete die Arme aus. Sonja warf sich an seine Brust und umarmte ihn. Da legte auch der Greis seine Arme um sie und drückte sie an sich.
    »Lebt wohl, Ban-Itos«, flüsterte Sonja. »Bei Mitra, lebt wohl – und danke, danke für alles, was Ihr getan habt!«
    »Die Kraft der Götter auf Euch, Tochter der Bestimmung. Denkt immer …«, er hielt sie ein Stück von sich, »… an das, was Ihr gelernt habt. Habt Vertrauen zu Euch, seid Ihr selbst, aber lasst Euch auch –
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