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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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des fallenden Sterns Sturmwind aus, so dass selbst festgebaute Hütten erzitterten, das Stroh sich von den Dächern löste und das Wasser vom Fluss aufgepeitscht über die Höfe sprühte.
    Als der Lichtregen verglühte, schlug der Stern hoch auf dem Berg hinter der Zikkurat ein. Die Wucht des Aufpralls erschütterte die Steppe erneut, und wieder brauste der Wind. Das Glühen erstarb schnell, doch ein gewaltiger flammenerhellter Rauch griff nach den Sternen, eine Feuersäule, die nach einer Weile ebenfalls erlosch.
    Die ganze Nacht hindurch, nachdem die Dunkelheit zurückgekehrt war, hielten die Dorfbewohner Wache vor ihren Hütten, blickten hinauf zu dem Berg und beobachteten den Himmel. Würde der Stern erneut aufleuchten? Würden weitere Sterne herabstürzen? Was hatte es zu bedeuten? Waren die Götter erzürnt? War dies das Ende der Welt?
    Beim Morgengrauen flüsterte Bo-ugan, der Hetman des größten Dorfes, mit kratziger Stimme, die Angst und Grimm verriet: »Die Zikkurat! Die Wahnsinnigen in der Zikkurat haben etwas Böses gerufen und wollen die Welt vernichten!«
    Während der Nacht, als die Erschütterungen durch den fallenden Stern allmählich abebbten, beobachtete Thotas, Meister des Ordens der Roten Sonne, von seiner Kammer aus, droben in der Zikkurat, den Berg und überlegte. Dann befahl er eine Versammlung aller ältesten Priester in einer großen heiligen Halle, deren Wände mit den Bildern finsterer Götter bemalt waren. Nur wenige der Gerufenen sagten mehr als ein paar Worte, so erschüttert waren sie. In der Halle, in der sie saßen, hatte sich Mörtel aus den Fugen der uralten Steinquadern gelöst. Räucherschalen waren umgeworfen, und selbst einige Bodenfliesen hatten sich gelockert – und das alles durch die Wucht, als der Stern auf der Erde aufgeschlagen war. Einzig und allein Thotas zeigte keine Furcht, und seine Anhänger bemerkten ein tiefes, schier wahnsinniges Glitzern in seinen Augen.
    »Endlich naht die Zeit«, erklärte er hochaufgerichtet in seinem Zauberergewand, der kahle Schädel im Licht der Öllampen schimmernd. Seine Stimme war tief und mächtig.
    »Ihr meint – das Kommen?« wagte ein blaugewandeter Akoluth zu fragen.
    »Es ist vollbracht!« rief Thotas. Er hob die Arme und blickte himmelwärts, so dass sein dunkler zweigeteilter Bart steif vorwärtsragte. Dann wandte er sich wieder seinen Priestern zu. »Heute Nacht fanden drei Jahrhunderte der Beschwörungen durch uns und unsere Vorgänger ihre Erfüllung. Die finsteren Götter schickten uns den Stern, und nun müssen wir ihn bergen. Wir müssen ihn finden und in dem hohen heiligen Tempel sicherstellen, den wir für ihn errichteten. Wir müssen ihn behüten und uns seiner Macht bedienen – wir, die Priester und Magier der Welt heiligsten und geheimsten Ordens. Die Zeit der Macht ist nahe, Brüder – denn wenn wir uns des Sternes zu bedienen vermögen, werden wir die uneingeschränkten Herrscher über die gesamte Menschheit sein.«
    Die Versammlung löste sich auf unter aufgeregtem Gemurmel, und die Ältesten des Tempels wählten kräftige junge Akoluthen aus, die früh am Morgen mit Thotas aufbrechen sollten, um den gefallenen Stern zu finden und zum Tempel zu bringen.
     
    Im Morgengrauen machten sie sich auf den Weg.
    Am selben Morgen rief Bo-ugan die Hetmane der vier beieinander liegenden Dörfer in seiner Kriegshütte zusammen, und dort besprachen sie sich über ihrer aller Furcht: Den Zauberern der Zikkurat war es gelungen, ein Übel vom Himmel zu holen. Es würde sich als nötig erweisen, dass alle Krieger, Bauern, Hirten und sonstige Männer der Dörfer zu den Waffen griffen und den Tempel stürmten, um sich vor dem Übel zu bewahren, das sonst zweifellos bald von dort kommen würde.
    Alle Hetmane waren sich einig, alle zogen ihre Messer und stießen sie in die roten Kreise, die auf Bo-ugans Tischplatte gezeichnet waren. Dann trennten sie sich und kehrten im Schein der aufgehenden Sonne in ihre Dörfer zurück, um Streittrupps aufzustellen.
    Nicht einer hatte dagegen gesprochen. Alle waren überzeugt, dass eine Gefahr drohe, die bekämpft werden musste. Denn ganz gewiss wuchs eine Spannung in der Luft, aus kaum merklichem Wahnsinn geboren …
     
    Mit Knechten und jungen Akoluthen marschierte und kletterte Thotas fast den ganzen Tag, um die Bergkuppe zu erreichen. Es bestand keine Gefahr, dass sie den Stern nicht fänden, denn die Verwüstung, die er verursacht hatte, war unübersehbar, und der verkohlte Pfad
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