Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman
Autoren: Roman Kessing
Vom Netzwerk:
vielleicht das schlechte Gewissen? Oder hatte diese Spanier irgendwas vor? Wussten sie irgendetwas?
    Peutinger wusste nicht warum, aber mit einem Mal fiel ihm auf, dass nur zehn Goldschmuckstücke vor ihm auf dem großen Tisch lagen. Elf Striche aber hatte er auf die Schiefertafel gemacht; den elften von der Probenadel, wie sie auch der elfte Mönch bei seiner Probe ausgeführt hatte. Aber es waren zwölf dieser seltsamen Mönche im Raum – wie die zwölf Apostel, hatte Peutinger überlegt, als er sie so plötzlich im Saal bemerkt hatte. Zwölf Apostel, aber nur elf Goldstriche.
    Kasper Peutinger hatte das Ding nicht kommen sehen. Es flog von der Seite heran, wo König Philipp saß. Der aber thronte bewegungslos auf seinem Stuhl. Doch neben ihm, an seiner Seite, stand jetzt der zwölfte Mönch. Und der hatte dieses Ding geworfen. Der Hauptfaktor besah es sich, erkannte es aber nicht sogleich. Merkwürdige Ornamentik. Golden und kreisrund. Und mit einem idealisierten Segelschiff im Klischee, das eine schlichte Rose zeigte. Eine Rose, die eigentlich rot und weiß sein müsste wie die Rose des Hauses Tudor. Ein neuer Rosenobel . . .
    Der Hauptfaktor schluckte.
    »Ah ja«, setzte der spanische Kanzler an, »ein Goldstück haben wir noch vergessen zu prüfen. Ihr seht es jetzt vor Euch, Meister Peutinger. Und wir alle konnten uns ja eben davon überzeugen, wie vortrefflich und genau Ihr die Goldprobe auszuführen wisst. Wenn Ihr also so freundlich sein wollt . . .?«
    Kasper Peutinger war wie zur Salzsäule erstarrt. Kein Muskel seines Körpers rührte sich. Nicht einmal seine Augen bewegten sich noch, selbst der Brustkorb ruhte. Er hielt den Atem an und starrte auf die kleine Goldmünze.
    »Meister Peutinger?« Die Stimme des Kanzlers hatte eine ätzende Freundlichkeit angenommen. »Bitte!«
    Doch der Hauptfaktor blickte weiter wie betäubt auf das glänzende Geldstück vor sich.
    »Also gut«, lenkte Escobar schließlich ein, »wenn Ihr nicht wollt, wird der Mönch es tun, dessen Probe ja ebenso vortrefflich ist wie die Eure.«
    Es dauerte nur Augenblicke, da war auch dieser Rosenobel auf seinen Goldgehalt untersucht und der Strich mit dem
aqua fortis
gereinigt.
    »Dreiundzwanzig und dreiviertel Karat, würde ich sagen.« Kanzler Escobar gab die Schiefertafel des Mönchs an den Hauptfaktor weiter. Doch der reagierte immer noch nicht.
    »Was für ein außergewöhnlicher Zufall, findet Ihr nicht?«, sprach der Spanier weiter. »Wo Ihr selbst doch gerade eben gesagt habt, das Gold der Mexikaner sei das reinste der Welt und von unübertroffener Güte. Habt Ihr eine Erklärung dafür, Meister Peutinger? Oder Ihr, Herr Fugger?«
    Während der Hauptfaktor endlich wieder flach zu atmen begann, blickte der Fugger-Regierer mehr überrascht als erschrocken von Escobar zu seinem Hauptfaktor. »Was geht hier . . .«, setzte er an, stockte dann aber.
    »Ich habe es ja nicht glauben wollen, aber Ihr habt es offenbar tatsächlich nie selbst überprüft«, sprach Alfonso de Escobar schließlich weiter. »Die neuen Rosenobel haben die dreiundzwanzigdreiviertel Karat, die das mexikanische Gold hat. Die Münze in London hat sich nie an Eure Bitte gehalten, das Gold zu strecken.«
    Escobar kramte einen weiteren kleinen Bogen Papier aus seiner Tasche. »Ich habe hier eine Notiz, die einer unserer Spione uns . . . sagen wir, organisiert hat.« Der Kanzler hielt den Zettel in die Höhe. Dann las er vor: »Hinweis an alle Faktoreien. England lässt neue Rosenobel zu einundzwanzig Karat schlagen bei neun Goldgran (1 Goldgran = ca. 0,813 Gramm) Gewicht. Rest Silber. Gezeichnet, Kasper Peutinger.« Escobar machte eine Pause. »So weit Eure Anweisung. Euer Pech, Peutinger, dass England die Idee mit dem Alchemistengold als Legende für seinen neuen Reichtum in die Welt setzen wollte. Und dafür das reinste mögliche Gold vorzeigen musste – wo es doch magisches Gold sein musste. Und Euer Pech, Peutinger, dass England nun, nachdem es gesehen hatte, wie Ihr einen guten Kunden Eures Hauses treulos hintergeht, keine weiteren Geschäfte mehr mit Euch tätigen wollte – bevor Ihr ein solch schändliches Handeln vielleicht auch gegenüber Britannien an den Tag legen würdet. Habt Ihr wirklich geglaubt, ein solcher Schurkenstreich könnte ein gutes Entree für Geschäfte mit London sein?«
    Plötzlich fiel die Anspannung von dem Hauptfaktor ab. Er lachte laut und herzhaft und musste sich bald den Bauch halten; Tränen standen ihm in den Augen, und er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher