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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman
Autoren: Roman Kessing
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Fälle. Es geht schließlich um ungeheure Werte. Ich nehme an, Ihr habt Euren eigenen Sachverständigen dabei?«
    Martin Fugger und sein Hauptfaktor waren sichtlich überrascht, dass die Probe des mexikanischen Goldes offenbar sofort stattfinden sollte.
    »Hat das nicht Zeit bis morgen?«, fragte der Fugger-Regierer ein wenig verlegen.
    »Warum verschieben, wenn wir mit unseren schwierigen Verhandlungen doch schon so weit gekommen sind?«, entgegnete der Kanzler gefällig. »Lassen wir doch den Tisch freiräumen und uns frisch ans Werk machen. Unser Goldprüfer müsste noch auf sein; ich lasse ihn gleich rufen. Werdet Ihr selbst prüfen wollen, Meister Peutinger?«
    Und schon wurden die restlichen Speisen, die benutzten Teller, Schüssel und Krüge abgeräumt und reichlich Kerzen auf die lange Tafel gestellt, damit für die Goldproben genug Licht wäre.
    Ohne dass die Anwesenden ihr Kommen bemerkt hätten, waren auf einmal rund ein Dutzend Mönche in schwarzen Kutten mit roten Kreuzen auf der Brust im Saal. Die Kapuzen ihrer Mäntel hatten sie über den Kopf gezogen, sodass man ihre Gesichter im Zwielicht nicht erkennen konnte. Sie legten goldene Medaillons, Figuren oder Idole auf den nun freien Tisch. Einer der Mönche holte aus dem Ärmel seiner Kutte zudem eine Schiefertafel, ein kleines Glasfläschchen mit Korken sowie eine hölzerne Schatulle hervor, die er vor dem freien Stuhl ausbreitete, auf dem bisher der spanische Kanzler gesessen hatte.
    Als der Mönch fertig war, nickte er Escobar zu. Der wandte sich an Kasper Peutinger, der gerade versuchte, das Gesicht des unbekannten Geistlichen im Kerzenschein besser zu erkennen.
    »Wollt Ihr beginnen, Hauptfaktor?«
    Peutinger ließ einen mürrischen Laut hören, sagte dann: »Ihr erlaubt?«, und holte seine eigenen Prüfutensilien aus seiner Manteltasche.
    Routiniert nahm er nacheinander jedes der Goldstücke und führte damit in rascher Folge den jeweils notwendigen Strich auf seiner Schiefertafel aus. Zum Schluss nahm er aus seinem Etui eine der Nadeln und führte auch mit ihr den Prüfstrich aus. Erst dann öffnete er das mitgebrachte Fläschchen und ließ, jetzt vorsichtiger, je einen Tropfen des
aqua fortis
auf die einzelnen Goldstriche rinnen. Sämtliche Handgriffe waren von Peutinger in geradezu aufreizender Gelassenheit ausgeführt worden. Doch das Ergebnis, dass er jetzt auf seiner Schiefertafel sah, nötigte ihn offenbar Respekt ab. Und ein kleiner Anflug von Habgier schlich sich in sein Gesicht.
    »Ihr habt recht, Majestät: Das Gold aus Euren Kolonien ist von einzigartiger Güte. Ich schätze es sogar auf dreiundzwanzig und drei viertel Karat. Wirklich ganz außergewöhnlich. Die Welt kann Euch beneiden um dieses Gold!«
    Scheinbar versöhnlich nahm der Monarch die Huldigung entgegen.
    Nun war es an dem Mönch, die Goldstücke gegenzuprüfen, wobei er zwar ein wenig umständlicher verfuhr als der Hauptfaktor der Fugger, aber offensichtlich zu dem gleichen positiven Ergebnis kam. Er gab de Escobar seine Schiefertafel mit den Strichproben, der sie genau studierte und dann an Kasper Peutinger weiterreichte.
    »Ihr stimmt zu, das identische Ergebnis zu Eurer Probe?«, fragte er ihn.
    Auch Peutinger verglich die Farben der Linien genau und nickte dann, wobei er wieder versuchte, das Gesicht des Mönchs zu erkennen, der die Prüfung vorgenommen hatte. Erst jetzt kam es ihm seltsam vor, dass die Spanier eine so positive Probe wie die von ihm ausgeführte zur Sicherheit gegenprüften. Dass er die Spanier bei der Ermittlung des Goldgehalts der Schmuckstücke nicht übervorteilen wollte, war nach dem von ihm verkündeten Ergebnis doch wohl klar.
    »Wie ich schon sagte«, ergänzte er, »das beste und reinste Gold, das ich je gesehen habe.«
    Wieder wechselten der Cancellarius und der König vertrauliche Blicke, als hätten sie genau auf diese Bestätigung die ganze Zeit abgezielt. Kasper Peutinger fühlte sich mit einem Mal gar nicht mehr wohl in seiner Haut. Er spürte, dass hier im Rittersaal der verfluchten Burg Hohensax immer noch etwas vor sich ging, das er nicht verstand. Überhaupt dieser Ort: Es musste mit ihrem glücklosen Handelsagenten zu tun haben, der nun tot auf dem Meeresgrund lag – so hatte Hernando Hörl es nach seiner Ankunft in Augsburg bestätigt. Hörl hatte mit eigenen Augen gesehen, wie die Engländer Sachs auf hoher See über Bord geworfen hatten. Das war eine gute Nachricht gewesen, in vielerlei Hinsicht. Plagte ihn, Peutinger, jetzt
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