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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman
Autoren: Roman Kessing
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schließlich von seinen Dienern als gebrochener Mann aus dem Raum gebracht.
    Als die allgemeine Aufregung sich gelegt hatte und man auch den Toten aus dem Rittersaal hinausgebracht und in seine auf dem Burghof abgestellte Kutsche gelegt hatte, trat der Fugger-Agent Amman Sachs noch einmal auf den Engländer Francis Walsingham zu, der inzwischen die Mönchskutte abgelegt hatte und wieder seinen gewohnten schwarzen Anzug trug.
    »Ich weiß«, sagte der Schweizer und nahm den Briten beiseite, »dass ich den Held des Tages schlecht über den Haufen schießen kann. Doch als ich Euch das letzte Mal sah, seid Ihr auf einem Schiff davongesegelt, während ich in einem endlosen Ozean um mein Leben strampelte. Und Ihr hattet die beiden Frauen, deren Schicksal mir besonders am Herzen liegt, bei Euch an Bord.«
    Walsingham, der nach seiner Heldentat und der vielen Anerkennung, die er dafür geerntet hatte, die Situation gut gelaunt ausgekostet hatte, war mit einem Schlag wieder so ernst und beherrscht, wie Amman Sachs ihn kannte.
    »Ihr wart die letzten Monate wie vom Erdboden verschluckt, so konnten wir Euch keine Nachricht zukommen lassen. Erst als in Augsburg Gerüchte laut wurden, der spanische König wolle die Spitzen der Fugger ausgerechnet auf der Burg Hohensax treffen, war jedem nicht von der Geldgier geblendeten Menschen klar, dass Euer Schicksal dahinter stecken musste . . .«
    »Ja, ja, alles schön und gut«, unterbracht Sachs die Erklärungen des Engländers. »Aber wo sind Tecuichpo und mein Mündel Gemma?«
    Walsingham lächelte mit einer für ihn ungewöhnlichen Wärme. »Eure Indianerfreundin hat ein Schiff nach Veracruz genommen. «Walsingham machte eine Pause, wohl aber nur, um Amman Sachs noch ein wenig zappeln zu lassen. »Und diese Gemma passt auf den armen Mönch auf, dem wir seine Kutte abgenommen haben. Wirklich ein tüchtiges Mädchen, und eine sehr gute Schülerin. Sie hat schließlich meinem besseren Angebot nicht widerstehen können. Ich glaube nicht, dass ich sie gerne zu Euch zurückgehen lasse!«
    Ja, das war seine Gemma. Auch Amman Sachs lächelte jetzt. Und er wollte sofort los, das Mädchen zu suchen. Doch dann hielt er noch einmal inne und fragte den Engländer: »Wart Ihr tatsächlich nur wegen dieser Verhandlungen hier?«
    Walsingham schien zu überlegen, ob er auf diese Frage antworten sollte. Dann sagte er: »Eigentlich schon. Spanien wird jetzt das Gold bekommen, das es von den Fuggern wollte. Ich glaube nicht, dass der Fugger-Regierer ihm jetzt noch einen Wunsch abschlagen kann. Und das bedeutet, Spanien kann sich nun für den entscheidenden Konflikt mit meinem Heimatland rüsten. Mehr an Erkenntnissen gab es für mich hier nicht zu gewinnen. So gesehen war es doch eine erfolgreiche Mission – meint Ihr nicht auch, mein Freund?«
    Amman Sachs blickte den anderen an. »War das wirklich alles?«
    Das Lächeln Walsinghams wurde breiter. »Ich weiß es nicht. Francis Drake musste bei seiner ersten verwegenen Kaperung eines Golfschiffs auf dem offenen Meer viele wertvolle Dinge zurücklassen. Er erzählte unter anderem von einem seltsamen Bündel, das dieser mexikanische Häuptling in seinen Armen gehalten hatte, als die
Flor de la Mar
besiegt worden war. Habt Ihr eine Ahnung, Meister Sachs, was in diesem Bündel gewesen sein könnte?«

29.
Zehn Jahre später
    Es war ein drückend heißer Tag in Madrid. Amman Sachs war unterwegs gewesen, um die Börse an der Plaza del Arrabal zu besuchen. Doch zu seiner Verwunderung hatte das große Gebäude sich nur noch als Baustelle erwiesen. Die Baumeister hatten ihm berichtet, dass König Philipp den Bau des Platzes als neues Zentrum der Stadt befohlen habe. Amman Sachs hatte daraufhin mit Bitterkeit registriert, dass die einst so mächtigen Fugger, denen früher keine Entwicklung auf der Welt verborgen geblieben war, offenbar noch nichts davon gehört hatten.
    Amman Sachs schlenderte die Carrera de San Jerónimo zurück zur Puerta del Sol, dem alten östlichen Stadttor. Hier befand sich die Gradas de San Felipe, die bekannteste Schänke der Stadt. Hier gab es guten Wein und den meisten Klatsch und Tratsch – so hoffte Sachs jedenfalls. Es sei denn, auch das hatte sich in dieser sich rasant verwandelnden Stadt geändert.
    Der Gastraum war bereits ziemlich voll. Amman Sachs sah Handwerker, Marktfrauen und Soldaten. Er kämpfte sich durch die dicht an dicht stehenden oder auf schlichten Holzbänken sitzenden Menschen. Er bemerkte die kritischen Blicke
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