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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao
Autoren: Charlotte MacLeod
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fällt mir übrigens etwas ein«, Lionels Augen glänzten
noch mehr. »Weißt du was? Wir lassen die Jungen hier bei Vare. Das wird ihre
mütterlichen Gefühle intensivieren und ihr zeigen, wie richtig ihre
Entscheidung war, wieder in ihre natürliche Rolle zurückzuschlüpfen. Und ich
fahre dich persönlich nach Cambridge. Wir beide ganz allein, Mummy, dann können
wir die ganze Nacht gemütlich in unseren beiden behaglichen Schlafzimmern
verbringen, genau wie in alten Zeiten.«
    Ohne mit der Wimper zu zucken,
trug er sogar das Gepäck seiner Mutter freiwillig zu seinem Kleinbus.
    »Größere Liebe hat nie ein Sohn
gezeigt«, bemerkte Sarah, als die beiden fort waren. »Max, ist dir schon
aufgefallen, daß wir jetzt ganz allein sind?«
    »Tatsächlich. So, so. Und wie
soll ich das verstehen?«
    Sie schmiegte sich an ihn. Ihre
rechte Hand bewegte sich verstohlen nach oben und öffnete die obersten Knöpfe
seines Hemdes. »Hättest du vielleicht Appetit auf was Scharfes?« murmelte sie.
    »Jetzt nicht, du lüsternes
Frauenzimmer. Zieh dir lieber schnell etwas Unbequemes an.«
    »Aber warum das denn? Max,
Liebling, wir haben den Krieg gewonnen. Es herrscht Frieden.«
    »Das glaubst auch nur du, Baby.
Die letzte Schlacht steht uns noch bevor. Ich möchte dich nämlich meiner Mutter
vorstellen.«
     
     

Nachwort
     
     
     
     
     
     
    »W o um Himmels willen kommt denn
bloß dieser Spiegel her?« Nur selten gelingt es einem Detektivroman, derart
gelungen mit der Tür ins Haus zu fallen und die entscheidende Frage des Romans
gleich im ersten Satz zu stellen. Der Spiegel, den Sarah Kelling Kelling noch
nie zuvor in der Diele ihres alten Landhauses in Ireson’s Landing gesehen hat,
kommt aus Spanien, wie ihr Mieter und Freund Dr. Max Bittersohn als
Kunstexperte sogleich weiß — aber das muß über 200 Jahre her sein. Das Problem,
wie diese kostbare, zerbrechliche und daher äußerst seltene Antiquität jetzt so
plötzlich ins Kellingsche Sommerhaus kommt und was sie dort zu suchen hat, wird
zum entscheidenden »Clue« des Romans, zum Fadenknäuel der Ariadne, das zunächst
in ein Labyrinth hinein-, dann aber am Schluß auch wieder hinausführt, nachdem
das Ungeheuer im Herzen des Labyrinths zur Strecke gebracht wurde. Die Antwort
auf Sarahs Frage im allerersten Satz ist es, die alle Rätsel des Romans lösen
wird.
    Die sogleich herbeigerufene
Polizei vermutet einen Zusammenhang mit der Einbruchserie, die den kleinen Ort
seit längerem beunruhigt und bei der vor allem wertvolle Kunstwerke und
exquisite Antiquitäten gestohlen werden.
    An sich wollten Sarah und Max
ja ruhige Wochen auf dem Sommersitz mit dem riesigen Grundstück direkt am
Atlantik verbringen, Max sittsam im alten Kutscherhaus und Sarah im Haupthaus.
Dieser Urlaub sollte ihrer Beziehung zugute kommen und vor allem Sarah helfen,
nur sieben Monate nach dem gewaltsamen Tod ihres älteren, gütigen und von ihr
hochverehrten Ehemanns ihre Gefühle für Max zu klären. Doch inzwischen sind die
beiden, wie es Seriendetektiven nun einmal zu geschehen pflegt, auf Morde
abonniert, die auch nicht auf sich warten lassen und die mit einem weiteren
Kunstdiebstahl zu tun haben. Genau das aber ist das Spezialgebiet des
Kunsthistorikers Bittersohn — er arbeitet als Detektiv auf dem weiten Feld der
Fälschungen, der manipulierten steuersparenden Stiftungen, des Kunstraubs und
des Versicherungsbetrugs. Wenn ihm hier ein Fall wortwörtlich auf die Schwelle
des Hauses seiner angebeteten Sarah gelegt wird, ist er natürlich auf den Plan
gerufen.
    Aber die unerwartete und sicher
unrechtmäßige Bereicherung um einen wertvollen Spiegel und ein brutaler Mord in
der folgenden Nacht sind nicht die einzigen Störungen für das keimende junge
Glück. Wieder einmal gewinnen wir, wie schon in den früheren Bänden der
»Boston«-Serie Charlotte MacLeods, neue Einsichten in das Leben der »Bostoner
Brahmanen«, der Yankee-Aristokraten Neuenglands, deren Vermögen und
verwandtschaftliche Beziehungen bis in koloniale Zeiten zurückreichen. Der
boshafte Ausspruch, sie verfügten zwar über eigentümliche Sitten und Gebräuche,
nicht aber über Manieren, scheint gerechtfertigt. So kommt ihre
selbstverständliche Gastfreundschaft nicht etwa von Herzen, sondern ist die
unvermeidliche Folge des abnormen Geizes in diesen Kreisen. Wer in einem großen
Haus lebt, muß ständig mit Schlafgästen rechnen, die bei allen Gelegenheiten,
an denen die großen Clans zusammenkommen, Hotelkosten sparen
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