Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
Geständnis.«
    »Wenn Sie es so nennen wollen.
Sie schwatzt nur so daher, wissen Sie. Aber der Teil, in dem sie davon spricht,
wie sie Alice B. mit der Axt erschlagen hat — es hätte mir wirklich nicht sehr
behagt, wenn Pussy — aber ich dachte mir, irgend jemand — es ist so nett von
Ihnen, daß Sie mir diese Verantwortung von meinen Schultern nehmen. Herrje, ich
habe ja immer noch keinen Tee aufgesetzt, nicht?«
    »Das macht doch nichts«, sagte
Wilson. »Meine Güte, Bittersohn, ich wünschte, Ihr Onkel wäre hier. Würde ein
Richter so etwas wie das hier als Beweismaterial zulassen? Ein heimlich
aufgenommenes Gespräch -«
    »Heimlich war es nun ganz und
gar nicht«, unterbrach Appie ein wenig verärgert. »Sie glauben doch nicht im
Ernst, daß ich eine — wie heißt das komische Wort doch gleich? — Wanze in
Miffys Schlafzimmer angebracht habe? Ich habe ihr vorher klar und deutlich
erklärt, was ich vorhatte, und auch meine Gründe dargelegt.«
    Polizeichef Wilson drückte auf
den Startknopf. Lautes Sirenengeheul schrillte aus dem Apparat.
    »Oh, das ist mein Verkehrslärm.
Sie müssen die Kassette umdrehen. Ich hatte nur diese eine Kassette dabei,
wissen Sie, daher habe ich die andere Seite bespielt. Am besten, Sie spulen das
Ganze zurück, dann können Sie auch mich sprechen hören. Ich bin ganz am
Anfang.«
    Wilson machte sich ein oder
zwei Minuten an dem Apparat zu schaffen, dann ertönte Appie Kellings Stimme,
gravitätisch und etwas blechern.
    »Also Miffy, laß dir von mir
erklären, daß ich jetzt meinen Kassettenrecorder angeschaltet habe, weil ich
möchte, daß du dir anhörst, welchen Unsinn du redest. Ich mache dies aus
therapeutischen Gründen, in der Absicht, dir zu helfen, deinen unmäßigen Konsum
an alkoholischen Getränken einzudämmen.«
    »Mein Gott, du blökst ja wie
ein Schaf!«
    Die Stimme klang lallend, doch
sie gehörte eindeutig Miffy. »Glaubst du etwa, daß ich mich auch nur einen Deut
darum schere, was du tust? Brauchst dir gar nicht einzubilden, daß du jetzt
hier einziehen kannst, um mich so auszunehmen, wie Alice es getan hat. Hab’ ihr
immer all das verdammte Zeug gegeben, das sie wollte. Kleider, Kochbücher, den
ganzen verfluchten Mist. Auf einmal fing sie an, mehr zu wollen. Hat ihren
Anteil verlangt. Da hab’ ich ihr eben mehr gegeben, genau das, was sie verdient
hat. Hat mich ‘ne Axt und das Geld für die Reinigung gekostet, aber es hat
Heidenspaß gemacht! Ruck, zuck! Das war’s! Ihr Gehirn is’ über den ganzen
Teppich gespritzt. Wußte gar nicht, daß ich so fest zuschlagen kann! Steckt
doch noch Leben in dem alten Mädchen, was, Appie?«
    »Solange es Leben gibt, gibt es
auch Hoffnung.« Appies Stimme klang verwirrt. »Miffy, du kannst doch unmöglich -«
    Miffy klang nicht so, als ob
sie Appie mehr Aufmerksamkeit schenkte als sonst. »Brad soll für die Axt
zahlen. Das mit dem vorgetäuschten Diebstahl war seine Idee. Wollte die Sache
Sarahs Judenfreund anhängen. Ab in die Gaskammer mit ihm! Wo sie alle
hingehören. Aber er soll mir bloß meinen Spiegel aus Bilbao heil zurückbringen,
sonst nagel’ ich ihn an die Wand. Er weiß genau, daß ich dazu imstande bin.
Wollte zuerst bei den Diebstählen nicht mitmachen. Erschien ihm nicht
ehrenwert. Na! Wann war jemals ein Rovedock ehrenwert? Ne Schiffsladung halb
voll Missionare und halb voll Rum, das paßte zu ihnen. Haben Riesengeschäfte
mit Opium gemacht. Was man zu Hause nicht weiß, macht keinen heiß. Typisch
Brad. Halb Missionar, halb -«
    »Bradley Rovedock? Also Miffy,
du merkst doch sicher auch, daß der Gin aus dir spricht. Wenn ich dir jetzt
Vorspiele, was du gerade alles gesagt hast -«
    »Jetzt hör schon auf, Appie.
Paß lieber auf deine Nichte auf, wenn du dich unbedingt nützlich machen willst.
Der alte Brad will sich die kleine Sarah nämlich an Land ziehen. Kann die
Finger nicht von den Mädels lassen, hat er nie gekonnt. Damit hab’ ich ihn auch
in die Enge getrieben. Alice hat es spitzgekriegt. Gott allein weiß, wie viele
es waren. Willkommen an Bord, Süße. Nach Hause kannst du dann schwimmen. Erst
machst du’s mir, dann raus mit dir. Wird aber bald langweilig. Genau wie bei
mir. Darum hab’ ich mir auch die Sache mit den Diebstählen ausgedacht. Ist
immer so schrecklich öde hier, wenn die Saison vorbei ist.«
    Wilson schaltete den Recorder
aus. »Ich glaube, wir haben fürs erste genug gehört. Sie haben sich sehr klug
und umsichtig verhalten, Mrs.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher