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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao
Autoren: Charlotte MacLeod
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warum ein Objekt wie
dieses nicht ebenfalls in die Hülse eingeführt worden ist und dann mit der
Signalpistole abgefeuert wurde.«
    »Und warum sollte das jemand
tun?«
    »Man könnte annehmen, daß du
ein bißchen mehr auf Draht wärst, wie meine Söhne sich ausdrücken würden. Um das
Bootshaus in Brand zu setzen, selbstverständlich. An diesem Metall sind Spuren
von Chemikalien. Ich bezweifle keinen Augenblick, daß es als Gehäuse für
irgendeinen Brandsatz gedient hat. Ich verfüge momentan nicht über die
notwendigen Geräte, um die Spuren zu analysieren, doch ich bin ganz sicher, daß
man sie im Polizeilabor ganz leicht identifizieren kann. Lange Rede, kurzer
Sinn, Sarah, während du uns mit derartig unfairen Beschuldigungen überschüttet
hast, weil du glaubtest, wir hätten das Bootshaus angezündet, hast du
übersehen, daß wir in Wahrheit unter Beschuß standen. Wie du dich vielleicht
erinnerst, fanden an dem betreffenden Tag Probewettfahrten für die Regatta
statt. Ich selbst habe später ebenfalls daran teilgenommen.«
    »Jetzt fällt es mir wieder
ein«, gab Sarah zu. »Max und ich haben einen Startschuß gehört, als wir zu
Mittag gegessen haben. Und Bradley Rovedock hat ihn von der Perdita aus
abgefeuert, weil er zu fair war, an der Regatta teilzunehmen, da allgemein
bekannt war, daß er das schnellste Boot hatte.«
    »Es stimmt zwar, daß Bradley
die Regatta gestartet hat«, pflichtete Lionel ihr bei, »doch die Tatsache, daß
er den Startschuß abgegeben hat, widerlegt meine Theorie keinesfalls. Die
Vorrichtung kann auch ohne sein Wissen in die Signalpistole eingesetzt worden
sein.«
    »Ich bin sicher, daß dies nicht
der Fall war. Du weißt es noch nicht, aber Bradley ist eben festgenommen
worden, weil er Miffy ermordet hat. Die brillante Detektivarbeit deiner Mutter
hat ihn überführt.«
    »Meiner Mutter?«
    Lionels Augen wurden vor
Erstaunen immer größer und begannen vor freudigem Stolz zu glänzen. Vielleicht
war es tatsächlich reine Sohnesliebe. Vielleicht erinnerte er sich aber auch
wie Vare daran, daß Appolonia Kelling Kelling eine von Miffys Erbinnen war.
    Sarah hielt es für besser, ihn
nicht darauf anzusprechen, wie heftig das Testament von diversen alten
Bekannten angefochten werden würde, in deren Häuser Miffy hatte einbrechen
lassen, weil sie sich außerhalb der Saison langweilte. Warum sollte sie auch
die Begeisterung dämpfen, mit der Lionel auf seine Mutter zueilte und sie in
seine Arme schloß?
    »Mutter, ich bin ja so stolz
auf dich!«
    »Oh, mein Sohn!«
    Appie vergoß einen Moment lang
Tränen des Glücks in den Armen ihres Sohnes und trocknete sich dann mit einem Papiertaschentuch
ihre imposante Nase. »Aber sag mir doch bitte, Lieber, warum Bradley Sarahs
Bootshaus abbrennen wollte.«
    »Ehrlich gesagt, Mutter, ich
habe keine Ahnung.«
    »Ich denke, ich kenne den
Grund«, sagte Max Bittersohn. »Ich habe nämlich unter anderem herausgefunden,
daß Bradley Rovedock zur Geschäftsführung der High-Street-Bank gehört. Das
Feuer im Bootshaus war zweifellos ein weiterer Versuch, Sarah zu ruinieren. Als
nächstes hätte er wahrscheinlich dieses Haus hier niedergebrannt. Das würde auch
erklären, warum er sich am Tag unserer Ankunft an den Lichtschaltern zu
schaffen gemacht hat, um schadhafte Kabel vorzutäuschen, damit später keiner
auf die Idee kommen würde, daß es sich um Brandstiftung handeln könnte. Dann
hätte Sarah wirklich Schwierigkeiten mit der Bank bekommen, und er wäre
entweder zu ihrer Rettung herbeigeeilt oder hätte ihr die Daumenschrauben
angelegt, bis sie ihm endlich verzückt in die Arme gesunken wäre.«
    »Das hätte ich nie getan!«
protestierte Sarah.
    »Rovedock hat aber damit
gerechnet. Ich vermute, er hat immer alles bekommen, was er wollte. Warum
sollte er es also nicht auch bei dir versuchen?«
    »Besonders, wo er mich offenbar
als so ein gefügiges, braves Mädchen in Erinnerung hatte«, mußte Sarah zugeben.
»Deshalb wollte er mich auch vergiften, als er feststellen mußte, daß sein Plan
nicht funktionierte.«
    »Er wollte dich vergiften,
sagst du?«
    »Oh, habe ich dir das noch
nicht erzählt? Er hatte die Phiole schon in der Hand, als Sergeant Jofferty auf
ihn losgegangen ist.«
    »Mein Gott!«
    »Du liebe Zeit«, sagte Tante
Appie. »Ich fühle mich so — Lionel, mein Lieber, würde es dir sehr viel
ausmachen, wenn ich heute abend schon zurück nach Cambridge fahren würde?«
    »Überhaupt nichts, Mutter, wenn
das dein Wunsch ist. Da
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