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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers
Autoren: Alan Dean Foster
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Taleas linker Sandale. Als sie hinuntersah, erblickte sie eine kleine hellgelbe, rosagepunktete Schlange mit sieben Köpfen.
    »Verzeihung.« Das siebenköpfige Kriechtier sprach zögernd, mit schwer einzuordnendem Akzent. »Offenbar bin ich in die falsche Mythologie geraten. Könnten Sie vielleicht...?«
    Talea schrie auf und sprang zurück. »Verschwinde aus meiner Küche! Verschwinde aus meinem Haus!« Der wirbelnde Besen schlug zwei der sieben Köpfe bewußtlos, während die restlichen fünf miteinander zu streiten begannen.
    Irgend etwas landete auf ihrer rechten Schulter. Als sie es herunterreißen wollte, erblickte sie einen kleinen, fetten Mann mit einem Engelsgesicht. Er bestand aus mehreren Schichten einer elastischen weißen Substanz, die ihre Bluse zu beschmutzen drohte.
    »Madame, iiisch 'abe keine Ahnung, was 'iiier vorgeht, aber iiisch 'abe anderswo zu tun, und iiisch bedaure aus ganzem 'erzen, daß iiisch von diiiesen undiiiszipliniiierten und unge'obelten Kreaturen vereinnahmt worden biiin.«
    »Ich kann nichts dafür. Ich habe die nicht herbeigehext.« Sie packte seinen bauschigen weißen Arm und schüttelte ihn. Prompt zerfiel der Arm unter ihren Fingern. Es floß kein Blut, statt dessen quoll eine Art dicker schwarzer Pampe aus dem durchgebrochenen Gelenk.
    »Jetzt se'en Siiie nur, was Siiie da gemacht haben. Iiisch werde noch meinen nächsten Termiiin verpassen.«
    »Tut mir leid.« Sie reichte ihm den amputierten Arm.
    »Merci.« Mit großer Anmut steckte sich das Wesen den Arm wieder in die leere Gelenkpfanne. Dann hüpfte es von Taleas Schulter herunter, sprang über den Boden davon und verschwand im anderweltlichen Tumult.
    Die Mehrzahl der Phantome war nicht ganz so höflich. Eines versuchte, ein Stück aus Taleas linker Wade herauszubeißen. Als sie mit dem Besen danach schlug, traf sie ein Bein des schweren Küchentischs. Ein anderes Phantom sprang ihr ins Gesicht und wollte ihr die Augen auskratzen. Die eigenen drei fehlten ihm. Sie erwischte es mit dem runden Ende des Besenstiels und schleuderte es gegen den Kühlschrank. Der große Kasten klapperte. Ich muß den Kühlzauber erneuern lassen, dachte sie geistesabwesend.
    Das war das Problem, wenn man mit einem Hexer verheiratet war. Oder in ihrem Fall mit einem Bannsänger. Schön und gut, ständig loszuziehen, um die Welt zu retten, interdimensionale Tore zu schließen oder Horden raubgieriger Eindringlinge in die Flucht zu schlagen. Aber wenn es darum ging, etwas im Haus zu richten? Hoffnungslos! Für profane Nichtigkeiten war einfach keine Zeit.
    Sie hob die Kasserolle hoch und schleuderte sie einer weiteren heranstürmenden Schreckensgestalt entgegen. Unter Einsatz ihrer sämtlichen sechs schwarzen Arme pflückte diese das Utensil geschickt aus der Luft, unterzog es einer eingehenden Prüfung und haute sich die Kasserolle mit sichtlicher Genugtuung auf den bereits abgeflachten Schädel.
    »Bei den zwölf Krinolinenschleiern des reumütigsten aller Sünder«, brüllte sie, außer sich vor Zorn, »ihr sollt endlich verschwinden! Und zwar auf der Stelle!« Sie riß eine Schublade auf und wollte die darin verstaute große Pfanne hervorholen, zog die Hand jedoch gleich wieder zurück, als sie die darin umhertanzenden vier kleinen Kobolde erblickte. Lediglich mit hellgestreiften Halstüchern bekleidet, hüpften sie auf der glatten Metalloberfläche herum. Unter ihren Spreizfüßen quollen winzige Dampfwolken hervor.
    »Was dagegen?« fragte einer, erbost über die Störung seiner privaten Träumereien.
    »Ob ich was dagegen habe? Verschwindet aus meiner Schublade!« Sie wirbelte zu etwas herum, das am Saum ihres Hauskleids kaute, dann stieß sie mit dem Ende des Besenstiels nach der Pfanne. Die tanzenden Kobolde stoben auseinander.
    Auf einmal hatte sie das Gefühl, der Boden werde ihr unter den Füßen weggezogen. Der Besen flog davon, und Talea landete auf dem Bauch; der Aufprall verschlug ihr den Atem. Als sie sich umschaute, erblickte sie vier Wesen, die einer Kreuzung zwischen Eseln und Salamandern glichen. Sie steckten in einem winzigen Zuggeschirr, an dem ein entsprechend kleiner Flaschenzug befestigt war, der wiederum mit Taleas Fußknöcheln verbunden war.
    Hinter dem seltsamen Gespann saß auf dem dazugehörigen Wagen ein winziger Kutscher, der vor allem durch seinen langen schwarzen Bart und den eifrigen Gebrauch der Peitsche auffiel. Er bellte mit tiefer, unverständlicher Stimme Befehle, während sein Gespann die sich heftig
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