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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers
Autoren: Alan Dean Foster
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dreinschauten. Im Boot war kaum Platz für ihre Schwänze.
    Im Bug stand ein kleiner Teufel, dessen Haut die Farbe von Erbsensuppe hatte. Sein gespaltener Schweif peitschte heftig vor und zurück und gab den Takt für die rudernde Mannschaft vor. Eins seiner Beine war aus weißem Elfenbein und sein Gesichtsausdruck entsprechend wahnsinnig.
    Aus vollem Halse singend, dirigierte er seine widerwilligen Ruderer dem davonschwimmenden Miniwal hinterher. Sie näherten sich der Treppe und verschwanden nach unten.
    Kurz darauf erreichte ihn der unvermeidliche Schrei, gefolgt von der wütenden Stimme seiner Gemahlin, bei der, ihrem Tremolo und Tonfall nach zu schließen, das sprichwörtliche Faß übergelaufen war.
    »Jon-Tom, sorg endlich dafür, daß dein Sohn damit aufhört!« Diesmal trat er gegen die Tür. »Deine letzte Chance, Buncan!
    Mach auf. Oder ich werfe eine undurchdringliche Decke des Schweigens über dein Zimmer, die wochenlang bestehenbleibt!« Die Musik mitsamt der jaulenden Begleitung brach unvermittelt ab. Widerwillig knarrend öffnete sich die Tür einen Spaltbreit.
    An einer Ansammlung schwebender Augäpfel vorbei, die ihn blinzelnd musterten, bahnte Jon-Tom sich einen Weg ins Zimmer.
    »Schon gut«, sagte jemand an der gegenüberliegenden Wand.
    »Ist bloß mein Paps.«
    Jon-Tom schloß die Tür hinter sich. »Mach keine Witze, junger Mann. Ich bin nicht hergekommen, um zu scherzen.«
    Buncan setzte sich im Bett auf. »Du hast recht, Paps. Das Leben ist verteufelt tragisch, stimmt's?«
    Jon-Tom trat an das ovale Fenster und blickte auf den gepflegten Garten und den dahinterliegenden Fluß hinaus. Als er den Eindruck hatte, daß genügend Zeit in eindrucksvollem Schweigen verstrichen sei, wandte er sich zu seinem Sohn um.
    Buncan hatte die Duar auf dem Schoß. Jon-Tom wußte, das war der Auslöser des Übels gewesen. Nach dem Vorbild seiner eigenen einzigartigen Duar hatten er und Clodsahamp mit Unterstützung der besten Handwerker von Lynchbany das neue Instrument als Geschenk zu Buncans zwölftem Geburtstag gebaut. Seitdem schleppte es der Junge immer mit sich herum. Wenn es auch an Jon-Toms Instrument nicht heranreichte, vermochte es an der Stelle, wo die beiden Saitensätze sich überkreuzten, doch recht gut einen beschwörenden Nexus zu übertragen.
    Bis vor kurzem hatten Buncans musikalische Fertigkeiten nicht ausgereicht, dem Instrument etwas anderes als Musik zu entlocken. Die Ereignisse dieses Morgens zeigten jedoch, wie grundlegend sich das geändert hatte. Mittels Musik Magie zu erzeugen war eine Sache. Diese zu beherrschen war, wie Jon- Tom am besten wußte, eine andere.
    Im Verein mit Buncans wirklich entsetzlicher Stimme stellte dies eine echte Bedrohung für jeden dar, der das Pech hatte, in Hörweite zu geraten.
    Im Laufe der Jahre hatte Buncan einige dekorative Veränderungen an seinem Instrument vorgenommen. Anstelle der anmutig geschwungenen Linien von Jon-Toms Duar hatte sein Sohn Dornen und Klauen daraufgemalt. Hellgrüne und rote parallele Linien gaben dem Instrument das Aussehen einer Migräne, die sich selbständig gemacht hatte.
    Aber es funktionierte. Er bemerkte die nebelartige Vermischung von Wirklichkeit und Unwirklichkeit, die am Saitennexus vor seinen Augen verblaßte. Hin und wieder flogen Funken. Ja, die sorgsam gearbeitete Duar seines Sohnes funktionierte, wie sie sollte.
    Buncan war es, der nicht immer richtig funktionierte.
    Was bei einem Achtzehnjährigen ja auch zu erwarten war.
    Schließlich war Jon-Tom erheblich älter und erfahrener gewesen, als er seine Bekanntschaft mit der mysteriösen Duar und deren bemerkenswerten Eigenschaften gemacht hatte.
    Er trat vom Fenster ans Bett, setzte sich aufs Fußende und sackte prompt bis zum Boden durch. Das schien Buncan wachzurütteln. Der Junge krächzte ein paar Worte, worauf das Bett prompt wieder Fasson bekam. Jon-Tom wünschte, er hätte das gleiche auch von Buncan sagen können.
    Buncan war grau gekleidet, mit smaragdgrünen Akzenten. Streifen wanden sich in Spiralen die Hose hinunter, als steckten seine Beine in zwei grünen Tornados. Seine kurzen Tagesstiefel waren hellrot.
    Er war kleiner als Jon-Tom, was auf den Einfluß der Mutter zurückzuführen war, dafür hatte er das rote Haar seines Vaters geerbt. Er hatte einen kurzen, steifen Bürstenschnitt, und über und hinter beiden Ohren waren Bögen einrasiert. Die schlaksige, beinahe aus den Fugen geratene Figur vermittelte den sorgfältig inszenierten Eindruck
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