Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
trieb sie zurück, der rosafarbene Nebel schlang sich um ihren Hals oder bildete keulenförmige Wolken, die sie zerschmetterten.
    Nachdem sie ihre Bewegungsfreiheit wiedererlangt und sich wieder gefaßt hatte, folgte Talea ihrem Gemahl bis zur Spüle. Kopfschüttelnd legte sie das blutige Schwert ins Becken. Sie würde die Klinge ordentlich schrubben müssen, um sie wieder richtig sauber zu bekommen. Körpersäfte waren klebrig und schwer zu entfernen.
    Jon-Tom war mitten in der Küche stehengeblieben, seine Stimme schwankte. Achtzehn Jahre Übung hatten die schwächste Komponente seiner Bannsängerei zwar verbessert, jedoch nicht vervollkommnet. Die Macht seines Spiels glich seine wenig opernhafte Stimme jedoch mehr als aus.
    Vor Taleas Augen begannen diejenigen Dämonen, die sich nicht in Sicherheit hatten bringen können oder die Jon-Tom törichterweise angegriffen hatten, wie Ballons anzuschwellen. Sie stiegen in die Höhe, wobei sie von Schränken und schließlich von der Decke abprallten. Als Jon-Toms Lied endete, zerplatzten sie wie Seifenblasen.
    Talea atmete tief durch. Als wenn die Küche nicht schon verdreckt genug gewesen wäre.
    Schließlich war nur noch der wirbelnde rosa Nebel und ein durchdringender Geruch nach Käse und Pumpernickel übrig. Als Jon-Tom den Doppelsaiten der Duar ein letztes dramatisches Riff entlockte, verblaßte der Nebel und verflüchtigte sich allmählich. Vor Erleichterung tief durchatmend, wandte er sich zu Talea um.
    »So, das war's. Würdest du mir jetzt bitte erklären, was hier los war?« Seine Brauen zogen sich ein wenig zusammen.
    »Talea, hast du etwa mit thaumaturgischen Kochzaubern herumexperimentiert? Du weißt doch, daß ich mir nicht viel aus Gebratenem mache. Manchmal sind Küchenengpässe den Ärger nicht wert, den sie machen.«
    Talea drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Mach mir bloß keine Vorwürfe, Jon-Tom! Ich habe überhaupt nichts gemacht.« Sie beugte sich zum Fenster über der Spüle vor und versuchte es zu öffnen. Es war von geronnenem Blut verklebt. Sie wedelte die letzten Reste des rosa Nebels auseinander und trat zurück, als diese auf einmal nach draußen gesogen wurden. Auch der drückende Gestank verschwand allmählich und hinterließ lediglich einen schwachen Geruch nach Dillgurken.
    Talea betrachtete das zerdepperte Geschirr, die zerkrümelten Kuchen, die zu backen sie soviel Mühe gekostet hatten, die widerliche Schweinerei, die alles überzog, die kleinen Rinnsale undefinierbarer Flüssigkeiten, die von den Arbeitsflächen zu Boden tropften, wo sie abscheuliche Pfützen bildeten, und am liebsten hätte sie laut geschrien. Statt dessen ließ sie sich er- schöpft auf den mit Schlangenhaut gepolsterten Stuhl in der Frühstücksecke sinken.
    Jon-Tom lehnte die warme Duar behutsam an den Kühlschrank, strich sich das lange Haar zurück und setzte sich neben seine verwirrte Gattin.
    »Okay, dann hast du also nicht mit Zaubersprüchen herumhantiert.« Er zeigte auf die Küche. »Wie erklärst du dann das?«
    Sie funkelte ihn an. »Warum fragst du mich? Du bist doch der große Bannsänger. Hat vielleicht jemand einen Groll gegen dich?« Sie seufzte. »Für eine Tasse Tee würde ich jetzt alles tun.«
    Er fand eine leidlich saubere, leere Tasse. »Mit Eis oder heiß?«
    »Ach, nein«, meinte sie rasch, »keine Abkürzungen!« Sie stand auf, ging zum Herd und vergewisserte sich, daß er auf mittlere Hitze eingestellt war. Daraufhin füllte sie einen Topf mit Wasser und stellte ihn auf den Brenner. Darunter begann das eingebaute Feuerelement grollend zu arbeiten. Muß es neu ein- stellen, dachte sie abwesend. Versonnen suchte sie nach einer zweiten Tasse, dann setzte sie sich wieder hin.
    Jon-Tom hatte über ihre Frage nachgedacht. »Clodsahamp und ich haben Schuldner, die seit langem säumig sind, aber wir haben nie gewaltsam Gelder eingetrieben. Nichts, was jemanden rachsüchtig machen könnte. Zumindest gilt das für mich. Ich werde mal mit Clodsahamp reden. Du weißt ja, wie er manchmal ist.«
    »Der alte Geizkragen«, brummte Talea.
    »Ihm geht es nicht ums Geld, sondern ums Prinzip.«
    Sie deutete mit leicht zitterndem Arm auf die Küche. »Jon- Tom, ich bin mit der Natur der Bewohner der Unterwelt wohl vertraut. Das muß ich auch sein, schließlich bist du ja mein Ehemann. Aber die Hälfte der Wesen, die sich hier materialisiert hatten, sind mir unbekannt.«
    Er zuckte die Achseln. »Andere Dimensionen, andere Dämonen. Mach dir nichts draus. Sogar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher