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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers
Autoren: Alan Dean Foster
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wehrende Talea auf einen klaffenden, unheimlichen und bis dahin unvermuteten Abgrund hinter der Obstkiste zu zog. In der schwarzen Tiefe glommen Flammen.
    Talea klammerte sich schreiend und brüllend am Boden fest, während um sie herum winzige Monstrositäten und Schreckensgestalten zufrieden schnatternd ihre Küche auseinandernahmen.
    »Jetzt reicht es aber!« brüllte sie.
    Sie wälzte sich herum, beugte sich vor und trat mit aller Kraft mit beiden Beinen aus. Der Flaschenzug riß, und Fahrer und Gespann flogen davon. Immer noch vor sich hin brummelnd, verschwanden sie im schwarzen Schlund.
    »Mein Schwert«, murmelte sie, als sie sich schwerfällig aufrichtete. »Wo habe ich bloß das verdammte Schwert hingetan?«
    Seit ihrer Heirat mit Jon-Tom hatte sie nicht mehr häufig Gelegenheit gehabt, Gebrauch von ihrer alten Waffe zu machen. Im Urlaub taugte sie dazu, hin und wieder auf spektakuläre Weise einen großen Braten zu zerlegen. Ansonsten blieb sie wohl verwahrt, denn die Zeiten des Stehlens und Kämpfens lagen weit hinter ihr. Sie hatte jedoch nicht vergessen, wie man ein Schwert gebrauchte.
    War es vielleicht beim Besteck? Nein, da war nicht genug Platz. Hinter dem Herd? Nein, da hätte es hervorgeschaut. Schließlich entdeckte sie es fast lieblos verstaut hinten im Besenschrank. Abgesehen von einem dünnen Schmutzfilm abgelagerter Küchendünste war es voll funktionsfähig.
    Das vertraute alte Heft mit beiden Händen umfassend, wandte sie sich in ihrem Hauskleid zu dem Raum voller ächzender, krächzender Dämonen um. Überall waren Töpfe und Geschirr verstreut, Nahrungsmittelbehälter waren umgestülpt worden, und ihr Inhalt hatte sich auf die Arbeitsplatten ergossen, während sich auf ihrem gewissenhaft gebohnerten Boden pikant gewürzte Flüssigkeiten zu Lachen sammelten.
    »Das Chaos möge euch verschlingen, ihr Ausgeburten der Hölle!« Das Schwert beidhändig in weitausholenden, kraftvollen horizontalen Bögen schwingend, drang sie furchtlos auf das Geplapper ein.
    Köpfe, Gliedmaßen und andere interessante Körperteile flogen umher, während Blut unterschiedlicher Farbe spritzte und sich mit dem verschütteten Honig, der vergossenen Milch und den Haushaltsreinigern mischte. Sie wußte, daß anschließend ein gründlicher und sicherlich nicht gerade billiger Reinigungszauber vonnöten sein würde, um die Spuren des Gemetzels zu beseitigen, aber sie wollte verdammt sein, wenn sie diese Sauerei von Hand aufräumte. Jon-Tom würde seine derzeitige Beschäftigung, was immer es war, stehen- und liegenlassen und irgend etwas unternehmen müssen.
    Kreischend und mit langen, dünnen Armen um sich schlagend, stelzte eine riesige blaue Spinne vorbei. Talea schwang das Schwert und spaltete ihr den Schädel, daß das Gehirn auf die Backtheke spritzte. Grüner Körpersaft und rosafarbenes Hirn quollen aus dem geborstenen Chitinpanzer und verteilten sich über sämtliche mit Puderzucker bestreuten Napfkuchen, die Talea erst vorige Woche gebacken hatte. Als sie das sah, kannte ihre Wut keine Grenzen mehr, und sie hieb entschlossen um sich.
    Dämonische Gestalten schlugen nach ihr, versuchten vor ihr davonzukriechen oder sich in Schränken und Schubladen zu verstecken. Trotz ihrer Erfolge machte sie keine wesentlichen Fortschritte. All ihren Bemühungen zum Trotz materialisierten sich für jede vernichtete Furie wieder neue. Sie drängten von allen Seiten auf sie ein; sie quollen aus dem Boden, fielen aus dem Oberlicht, schlängelten sich aus dem Abfluß ein endloser Strom von Schreckensgestalten, die ständig frische Verstärkung bekamen, während Talea ihre Vorgänger abschlachtete.
    Allmählich merkte sie, wie sie durch die schiere Überzahl zurückgedrängt wurde. Sie stand nun mit dem Rücken am Besenschrank, und ihre Schwertstreiche wurden unter dem Ansturm der Angreifer stetig kürzer und schwächer.
    Sie hatte sich immer vorgestellt, daß sie einmal bei einer großen Unternehmung Jon-Toms ums Leben kommen oder schlimmstenfalls zusammen mit den Witwen des hiesigen Heims der Tagediebe und Beutelschneider ihren Lebensabend verbringen würde. Jedoch nicht dies, nicht in ihrer eigenen Küche, aufgrund eines Zaubers, der sie schuldlos traf und den sie nicht begriff.
    Was war eigentlich mit dem sorgfältig konstruierten Schutz- und Isolierzauber geschehen, der ihr Heim bislang vor bösen äußeren Einflüssen bewahrt hatte? Zugegeben, in erster Linie diente er zum Staubsaugen und Desodorieren, hätte aber auch
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